Düsseldorf/Bochum. Die Grippe-Welle ist in NRW im Winter 2021/22 fast ausgefallen: Es wurden nur 1361 Fälle gemeldet. Jetzt ist die Influenza-Saison beendet.
Die Corona-Pandemie und die Schutzmaßnahmen haben auch im zweiten Winter in Folge in NRW offenbar starken Einfluss auf die Zahl der Grippe-Fälle gehabt. Eine Grippe-Welle, wie vor Corona im Winter üblich, gab es auch in der Saison 2021/22 nicht.
Während in NRW nach wie vor täglich Menschen an Corona sterben, steht in der Grippe-Statistik bis dato ein einziger Grippe-Toter seit Start der Zählung im vergangenen Oktober.
Vor Corona waren in NRW in jedem Winterhalbjahr zwischen 25.000 und 36.000 Grippe-Fälle registriert worden. Bis zur 20. Kalenderwoche waren in NRW in der aktuellen Grippe-Saison 1361Influenzafälle statistisch erfasst, teilt eine Sprecherin des Landeszentrum Gesundheit NRW (LZG) mit. Die Saison endet standardmäßig mit der 20. Kalenderwoche – also Mitte Mai.
Grippe in NRW: Fallzahlen stiegen erst ab Februar
Schon in der Saison 2020/21 konnte von einer Grippe-Welle nicht die Rede sein: 98 Fälle waren landesweit registriert worden und ein Grippe-Toter. Sehr wahrscheinlich eine Folge der Kontaktverbote und Lockdowns.
Die Grippe-Zahlen stiegen indes ab Februar von Woche zu Woche: Von 15 registrierten Grippe-Fällen in der letzten Februar-Woche auf 118 Fälle in der vorletzten April-Woche, wohl auch wegen der Lockerung der Corona-Beschränkungen.
Coronaschutz ist auch Grippe-Schutz
Grippe- und Corona-Viren haben den selben Verbreitungsweg - zumeist über Aerosole. Dass es aktuell mehr Grippe-Fälle als in der Vorsaison gibt, kann damit zu tun haben, „dass die seuchenhygienischen Maßnahmen gegen Covid-19 vor einem Jahr strenger waren und in der Bevölkerung möglicherweise höhere Akzeptanz und stringentere Umsetzung fanden als in der aktuellen Saison, glaubt man beim LZG.
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So klar sei der Zusammenhang des jetzt zu beobachtenden Anstiegs der Grippefälle aber wiederum nicht, meint die Sprecherin, es brauche dazu detailliertere Daten: „Womöglich wurden in der aktuellen Saison mehr Personen, die mit schweren Erkältungssymptomen beim Arzt waren, dort nicht nur auf Covid-19 sondern auch auf Influenza getestet, als das in der vorherigen Saison der Fall war.“
Sonne und warme Temperaturen schwächen Grippe-Ausbreitung stark ab
Dass sich in NRW jetzt noch eine späte Grippe-Welle hochschaukelt, glaubt Prof. Carsten Watzl nicht, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie und Leiter des Fachbereichs Immunologie an der TU Dortmund: „Die Grippewelle ist fast vorbei, die aufflammenden Fälle haben nicht mehr das Momentum eine wirkliche Grippewelle auszulösen.“
Und zum Sommer hin würden dann die Umweltbedingungen die Verbreitung von Grippe einschränken, sagt Watzl, „etwa durch UV-Strahlung oder auch, weil unsere Schleimhäute in der wärmeren Jahreszeit besser durchblutet sind als im Winter und damit weniger anfällig sind für virale Infektionen.“
Immunologe: „Die Corona-Pandemie ist noch nicht zu Ende“
Weltweit war die Zahl der Grippe-Fälle auffallend gering, ob auf der Südhalbkugel der Erde oder bei uns. Das macht es für Forscher schwerer, den Grippeimpfstoff für die kommenden Influenza-Saison anzupassen, weil sich Grippeviren verändern. „Es kann passieren, dass die Grippeimpfung in der kommenden Grippesaison weniger effektiv ist, weil man bei der Ausrichtung des Impfstoffs daneben lag. Das gab es aber auch in der Vergangenheit schon vor Corona immer wieder mal“, sagt Prof. Carsten Watzl.
Der Fokus liege jedoch auch im kommenden Winter auf Corona, meint Watzl: „Die Corona-Pandemie ist noch nicht zu Ende. Das wird wohl erst passieren, wenn der Großteil der Bevölkerung entweder infiziert war oder ausreichend gegen Corona geimpft ist. Das würde zwar nicht vor einer Infektion schützen, aber vor einem schweren Verlauf eine Erkrankung.“
Maske-Tragen sollte im Winter zur Regel werden
Problematisch könnte es im kommenden Winter werden, „wenn uns eine Corona-Variante erreicht, die etwa von der gefährlichen Delta-Variante abgeleitet ist. Dann fällt uns die nach wie vor zu geringe Impfquote in Deutschland auf die Füße“, mahnt Watzl.
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Es lasse sich auch Positives aus der Corona-Pandemie ableiten, meint Watzl: „Heute weiß man, dass man bei einer Erkältung andere anstecken kann und geht dann besser erstmal nicht zur Arbeit.“ Und dass Masken vor Ansteckung schützen, „ist nachgewiesen“, sagt Immunologe Carsten Watzl. Für ihn wäre es daher „ein positiver Effekt dieser Pandemie“, wenn es sich auch bei uns - wie etwa in Asien - einbürgern würde, im Winter in bestimmten Situationen Maske zu tragen, etwa im Supermarkt oder in Bus und Bahn, sagt Watzl. Auch wenn Corona irgendwann nicht mehr das Thema ist: Die Grippe bleibt.
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