Berlin. Einen Tag vor Oskar Lafontaines Krebs-Operation ist in der Linkspartei ein Streit über seine Nachfolge ausgebrochen. Bodo Ramelow preschte vor - und wurde rüde gestoppt. Gregor Gysi und NRW-Linke-Sprecher Wolfgang Zimmermann lehnen die Diskussion zu diesem Zeitpunkt als pietätlos ab.
In der Linkspartei ist ein Streit um die Nachfolge des Vorsitzenden Oskar Lafontaine ausgebrochen. Auslöser war der thüringische Fraktionschef Bodo Ramelow, der unabhängig von der Krebserkrankung Lafontaines einen Generationswechsel ins Spiel brachte. Es müsse sowieso ohne Lafontaine gehen, dieser sei bereits 66 Jahre alt. Hochrangige Linke-Politiker aus Bund und Ländern warfen Ramelow daraufhin schlechten Stil vor. Lafontaine muss sich am Donnerstag einer Krebsoperation unterziehen.
"Eine Frage des Anstandes"
Der Parlamentarische Geschäftsführer der Linksfraktion, Alexander Ulrich, betonte: «Oskar Lafontaine ist und bleibt unser Parteivorsitzender. Es ist eine Frage des Anstandes, dass man in der Partei keine Debatte über die Nachfolge führt, währenddessen der Parteichef auf eine schwere Operation vorbereitet wird.» Ulrich, der auch Vorsitzender der Linken in Rheinland-Pfalz ist, forderte seine Partei auf, die Diskussion über einen Nachfolger sofort zu beenden.
Auch der Sprecher der Linkspartei in Nordrhein-Westfalen, Wolfgang Zimmermann, unterstrich, Lafontaine ist und bleibe Parteivorsitzender. Diskussionen über einen Generationswechsel seien «unsinnig und zu diesem Zeitpunkt auch pietätlos», sagte Zimmermann. Lafontaine sei für die Linke «unverzichtbar».
Parteivorsitz: Mann und Frau aus Ost und West
Ähnlich äußerte sich Parteivize Klaus Ernst. «Oskar Lafontaine steht allein für mindestens fünf Prozent der Stimmen, die die Linkspartei erhält», sagte er. Die Partei brauche ihn zudem, um die uneinigen Flügel im Westen zusammenzuführen. «Lafontaine kann das wegen seiner Vergangenheit und seines strategischen Geschicks in hervorragender Weise», sagte Ernst.
Ramelow regte derweil an, die neue Parteiführung sollte aus einem Ost- und einem West-Vertreter, aus einem Mann und einer Frau bestehen. Er wies darauf hin, dass Lafontaine selbst die Doppelspitzen-Debatte für die nächste Parteiführung angestoßen habe. «Wir brauchen den Generationswechsel und wir müssen uns im kommenden Jahr endgültig auf die Perspektive als gesamtdeutsche Partei einrichten», sagte Ramelow.