Saarbrücken/ Berlin. Der Vorsitzende der Linken, Oskar Lafontaine, leidet an Prostatakrebs. Das berichtet die Onlineredaktion der "Bild". In der letzten Rede vor seiner Operation griff Lafontaine die Saar-CDU scharf an. Parteikollege Ramelow wurde für seine Personalplanungen scharf kritisiert.

Der Vorsitzende der Linkspartei Oskar Lafontaine leidet nach Angaben der "Bild" an Prostatakrebs. Am Donnerstag unterzieht er sich einer Operation.

Unterdessen forderte der Thüringer Fraktionsvorsitzenden Bodo Ramelow seine Partei auf, sich gezielt auf die Zeit nach Oskar Lafontaine vorzubereiten, unabhängig von der Krebserkrankung des Parteichefs. «Es muss sowieso ohne Lafontaine gehen. Das hat nichts mit seiner Krebsoperation zu tun», sagte Ramelow der «Leipziger Volkszeitung» vom Donnerstag. «Bei einem Lebensalter von 66 Richtung 67 bei Lafontaine muss man sich als Partei auf den Wechsel vorbereiten.»

Überlegungen, die Gregor Gysi, Linke-Fraktionschef im Bundestag, nicht teilen möchte: "«Herr Ramelow kann ja über alles nachdenken», sagte Gysi. «Aber das ist eine Frage, die mich im Augenblick ehrlich gesagt nicht sonderlich bewegt", sagte Gysi und erteilte damit allen Personalspekulationen ein klare Absage.

Parteiprogramm soll bis 2011 stehen

Ramelow forderte von seiner Partei Klarheit über die programmatische Linie einer gesamtdeutschen Linken bis spätestens 2011. Bis dahin müsse das Programm stehen. «Aus diesem Korsett kommen wir gar nicht heraus.» Zur Frage der Neubesetzung der Parteispitze sagte Ramelow: «Die neue Parteiführung sollte aus einem Ost- und einem West-Vertreter, aus einem Mann und einer Frau bestehen.»

Er habe ausdrücklich begrüßt, dass Lafontaine selbst die Doppelspitzen-Debatte für die nächste Parteiführung angestoßen habe, sagte Ramelow weiter. «Diese Debatte um die Doppelspitze, um die Geschlechterquotierung und um Ost- und West-Vertreter ist Teil des notwendigen Generationswechsels. Wir brauchen den Generationswechsel und wir müssen uns im kommenden Jahr endgültig auf die Perspektive als gesamtdeutsche Partei einrichten.»

Scharfe Attacke gegen die Saar-CDU

Bei seinem letzten öffentlichen Auftritt vor seiner Krebsoperation hat Linksparteichef Oskar Lafontaine die neue schwarz-gelb-grüne Landesregierung im Saarland scharf angegriffen. In einer Rede im saarländischen Landtag warf Lafontaine am Mittwoch in Saarbrücken der Regierung von Ministerpräsident Peter Müller (CDU) Unglaubwürdigkeit vor. Auf die entscheidenden Fragen, die der Konsolidierung der Landesfinanzen, gebe die Landesregierung keine Antwort, sagte Lafontaine, der auch Fraktionschef der Linken im saarländischen Landtag ist. Seine Krebserkrankung erwähnte er nicht.

Lafontaine kritisierte, bei der CDU sei der Begriff der «Wählertäuschung» angebracht. Wer vor einer Landtagswahl sage, die Schuldenbremse sei der Weg, um die Landesfinanzen zu konsolidieren, und nach der Landtagswahl das Gegenteil behaupte, für den sei der Vorwurf der Wählertäuschung «sehr wohl aufrecht zu halten». Müller hatte zuvor in seiner Regierungserklärung angekündigt, die Klage vor dem Bundesverfassungsgericht auf Finanzhilfen des Bundes wieder aufzunehmen, sollten Konsolidierungshilfen nicht in ausreichender Höhe an das Saarland fließen.

Genesungswünsche, auch vom politischen Gegner

Genesungswünsche erreichten Lafontaine am Rande der Landtagssitzung aus den unterschiedlichen Lagern. Ministerpräsident Müller sagte, politisch trennten beide zwar Welten, «aber hier geht es um den Menschen Oskar Lafontaine. Und dem Menschen Oskar Lafontaine wünsche ich alles Gute.» Der Fraktionssitzende der SPD, Heiko Maas, sagte: «Ich wünsche Oskar Lafontaine eine schnelle Genesung und einen guten Verlauf der bevorstehenden Operation.»

Lafontaine hatte am Dienstag die Öffentlichkeit darüber informiert, dass er sich am Donnerstag einer Krebsoperation unterzieht. Einen Tag zuvor hatte er Parteiangaben zufolge seine Landtagsfraktion über die Krankheit unterrichtet. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Linkspartei im Saarland, Heinz Bierbaum, sagte, er rechne damit, dass Lafontaine im Januar wieder zurückkehre. (afp)