Saarbrücken. Zur Krebsoperation von Oskar Lafontaine haben auch politische Gegner dem Chef der Linkspartei Genesungswünsche geschickt. Bodo Ramelow sagte, er strebe "tagesaktuell" nicht den Parteivorsitz an.
Zu seiner Krebsoperation am Donnerstag im Saarland hat Linkspartei-Chef Oskar Lafontaine auch zahlreiche Genesungswünsche politischer Gegner erhalten. Unter anderen übermittelten die Frau von Exkanzler Gerhard Schröder, der ehemalige CSU-Chef Edmund Stoiber, SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier und sein einstiger Rivale um den SPD-Vorsitz, Rudolf Scharping, entsprechende Botschaften. Der Thüringer Linken-Fraktionschef Bodo Ramelow, der am Vortag eine Nachfolgedebatte eröffnet hatte, betonte, er strebe «tagesaktuell» nicht den Parteivorsitz an.
Operation mit Hilfe eines Roboters
Nach einer Meldung des Onlineportals bild.de begab sich Lafontaine am frühen Donnerstagmorgen in die Universitätskliniken Homburg/Saar, wo er noch am Vormittag einer Prostata-Operation mit Hilfe eines Roboters unterzogen werden sollte. Der Chef der Linkspartei hatte Anfang der Woche angekündigt, er wolle Anfang kommenden Jahres unter Berücksichtigung seines Gesundheitszustandes und der ärztlichen Prognosen über seine künftige politische Arbeit entscheiden.
Am Tag vor der Krebsoperation hatte Lafontaine am Mittwochnachmittag noch einen großen Auftritt im Saarbrücker Landtag. Mit seiner ersten Rede an dieser Stelle seit elf Jahren antwortete er dabei auf die Regierungserklärung von Ministerpräsident Peter Müller (CDU), ohne auf seine Erkrankung einzugehen. Ramelow sagte am selben Tag in einem Interview, unabhängig von der Erkrankung des 66-Jährigen müsse sich die Linke schon wegen Lafontaines Alter auf einen Wechsel an der Parteispitze vorbereiten.
Ramelow: Parteivorsitz nicht «tagesaktuell»
Im ZDF-Morgenmagazin sagte Ramelow am Donnerstag, er selbst lehne den Vorsitz zwar langfristig nicht ab. «Doch steht es nicht auf meiner zeitlichen Agenda. Es ist nicht tagesaktuell», fügte er hinzu. Der Thüringer Fraktionschef der Linken hob hervor, dass es keine Nachfolgedebatte gebe - «und heute schon überhaupt nicht». Er wünsche sich, dass Lafontaine im kommenden Jahr kraftvoll als Parteivorsitzender zur Verfügung stehe.
Nach einem Bericht der «Bild»-Zeitung schrieb Exkanzler Schröders Ehefrau Doris Schröder-Köpf Lafontaine eine E-Mail mit den Worten: «Lieber Oskar, die Zeit ist vergangen, die Wut auch. Ich wünsche Dir von Herzen alles Gute. Liebe Grüße.» Lafontaine überwarf sich mit Schröder im März 1999 und legte seine Ämter als Bundesfinanzminister und SPD-Bundesvorsitzender nieder.
Der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Steinmeier, der damals im Kanzleramt Schröders engster Mitarbeiter war, wünschte Lafontaine ebenfalls «baldige Genesung und alles Gute». Der frühere SPD-Vorsitzende Scharping, der 1995 auf dem Mannheimer Parteitag von Lafontaine gestürzt wurde, sagte dem Blatt, wenn es um die Gesundheit gehe, müsse man über politische Gräben hinwegsehen. «In diesem Sinne wünsche ich Oskar Lafontaine gute Besserung.»
"Du wirst noch gebraucht"
Der CSU-Ehrenvorsitzende Stoiber wünschte Lafontaine «Gottes Segen für eine rasche und volle Genesung». Auch der CSU-Politiker Peter Gauweiler, der mit Lafontaine gegen den Lissaboner EU-Vertrag klagte, nannte ihn «den herausragendsten Parlamentarier in ganz Deutschland» und sagte: «Du wirst noch gebraucht - unabhängig vom langweilig Parteipolitischen, das uns beiden sowieso immer egal war. Dein Herz schlägt links und auf dem rechten Fleck! Dein alter Freund Peter Gauweiler.» (ap)