Köln. . Ein Trend im US-Fernsehen kommt in Deutschland an: Kino-Klassiker zu Serien auszuarbeiten. Bei Hitchcocks „Psycho“ gelingt das besser, als man befürchten könnte. Das liegt unter anderem an den Hauptdarstellern: Vera Farmiga mimt Mutter Bates, Freddie Highmore ihren seltsamen Sohn.
Vorsicht. Im „Bates Motel“ (Vox, 22 Uhr) sollte man nicht absteigen – und erst recht nicht duschen. Es könnte tödlich sein. Dass Lage und Komfort ebenfalls zu wünschen übrig lassen, sei deshalb nur am Rande erwähnt.
Wieder eine Serie nach einem Film also. Das ist derzeit schwer in Mode in den USA, wo nach „Das Schweigen der Lämmer“ mit Hannibal Lecter nun also auch aus dem Hitchcock-Klassiker „Psycho“ eine TV-Reihe geworden ist. Anders als bei Hannibal Lecter aber erzählt „Bates Motel“ nicht die Vorgeschichte des Norman Bates, sondern entwickelt eine neue alternative Zeitlinie und verlegt die Handlung in die Gegenwart.
Für ihren Sohn geht Mama Bates über Leichen
Nach dem mysteriösen Tod ihres Mannes will Norma Louise Bates (Vera Farmiga) ihr bisheriges Leben hinter sich lassen. Am Rande der Kleinstadt White Pine Bay kauft sie ein Motel, um mit ihrem 17-jährigen Sohn Norman (Freddie Highmore) neu zu beginnen. Doch noch bevor sie die heruntergekommene Absteige renoviert haben, erfahren sie, dass ein neuer Highway gebaut wird. Und ist die neue Autobahn erst einmal fertig, wird ihr Motel nur noch an einer schwach frequentierten Landstraße liegen. Und zu allem Überfluss sind Mutter und Sohn bei den meisten Einwohnern des Ortes so beliebt wie eine Pocken-Epidemie. Was Mama Bates aber nicht von ihren Plänen abbringt. Für ihren Sohn jedenfalls geht sie über Leichen. Und das ist wörtlich zu verstehen. Doch auch der Filius ist – seinem adretten Äußeren zum Trotz – extrem gefährlich.
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Natürlich ist es nicht leicht, einen Klassiker wie „Psycho“ in ein neues Gewand zu kleiden. Ganz abgesehen davon, dass das Original ein filmisches Meisterwerk ist, wissen die meisten Zuschauer trotz alternativer Zeitlinie ja, wie die Geschichte irgendwann mal enden wird. Aber das ist nicht schlimm. Denn der Weg dahin ist hier spannend erzählt und bietet überraschende Wendungen. Die Serienmacher fallen nicht etwa mit der Tür ins Haus, sie lassen den Horror auf leisen Sohlen kommen, geben ihm Zeit, sich zu entfalten. Und manchmal holen sie ihn auch zurück, bevor er zuschlägt. So lässt sich mit wohligem Schauer miterleben, wie aus dem Stubenhocker und Einzelgänger langsam ein junger Mann mit mörderischen Geheimnissen wird.
Der Weg zum mörderischen Geheimnis
Bei den Hauptdarstellern sind den Machern zwei Glücksgriffe gelungen. Sowohl die schon für den Oscar nominierte Vera Farmiga als auch Freddie Highmore legen ihre Figuren facettenreich an und wechseln immer wieder ohne Qualitätsverlust zwischen stark und labil, zwischen sympathisch und furchteinflößend. Und für Letzteres muss nicht einmal viel Blut fließen.