Essen.. Er schuf den Klang zu Meisterwerken wie „Krieg der Welten“, „Psycho“ und „Die Vögel“, zu Scorceses „Taxi Driver“ und zu den „Leuten von der Shiloh Ranch“: Vor 100 Jahren wurde der Filmkomponist Bernhard Herrmann geboren – aber er war mehr als Hitchcocks großer Seitenmann.
Die kreischenden Violintöne in der Dusch-Szene aus Hitchcocks „Psycho“ sind Legende. Sie gingen in die Filmgeschichte ein, aber sie waren beileibe nicht das Einzige aus der Feder dieses Komponisten, was Bestand hat: Über 40 große Filme hat Bernard Herrmann klanglich veredelt, der am 29. Juni 100 Jahre alt geworden wäre. Doch einen Tag nach Fertigstellung der Musikaufnahmen zu Martin Scorseses ebenso berühmtem „Taxi Driver“ überraschte ihn, am Heiligabend des Jahres 1975, der Tod im Schlaf.
Die originelle, ausschließlich von Streichern getragene „Psycho“-Musik weist ihn als experimentierfreudigen Komponisten aus. Und Neugier auf die musikalische Moderne prägte auch seine ersten professionellen Jahre, als er nicht im Entferntesten daran dachte, ins Filmgeschäft einzusteigen. Eine Karriere als Dirigent schwebte ihm vor. Er studierte an der Juilliard School seiner Geburtsstadt New York und kümmerte sich zusammen mit Aron Copland um die Verbreitung moderner amerikanischer Musik. Er war es, der lange vor Leonard Bernstein die Geniestreiche von Charles Ives bekannt machte.
Ab und zu stand er auch am Pult der großen Orchester von New York, Los Angeles und London. Eine Begegnung mit Orson Welles bei CBS stellte die Weichen für eine andere Karriere. Für Welles’ sensationelles Hörspiel „Krieg der Welten“ stellte er die Musik (anderer Komponisten) zusammen, für dessen Filme „Citizen Kane“ und „Der Glanz des Hauses Amberson“ komponierte er seine ersten Filmpartituren. Und zwar mit so großem Erfolg, dass auch Alfred Hitchcock auf ihn aufmerksam wurde, für den er sieben Filme vertonte. Darunter Kult-Klassiker wie „Die Vögel“ (wo er das Ton-Design der elektronischen Effekte überwachte) und „Marnie“. 1966 dann überwarfen sich die Beiden über den Film „Der zerrissene Vorhang“. Herrmanns Stern in Hollywood sank, so dass er nach Europa übersiedelte und hier mit Größen wie François Truffaut („Fahrenheit 451“), Brian de Palma („Obsession“) und zuletzt Martin Scorsese seine Erfolgsgeschichte fortsetzte.
Zwischendurch komponierte er auch Serien-Musik wie die für „Die Leute von der Shiloh-Ranch“. Der Mann, der jeden Kult, allzu viel Verbrüderung und Klüngel hasste, sagte einmal: „Ich glaube, dass nur Musik, die einer ur-persönlichen Inspiration entspringt, wichtig ist und lebt.“