Dortmund. . Keine Atempause, Geschichte wird gemacht, es geht voran – für das Hörfunk-Format „ZeitZeichen“ stimmt das auf jeden Fall. Der Klassiker wird 40. Produziert werden die Beiträge im WDR-Landesstudio Dortmund. Zum Jubiläum gibt es an diesem Mittwoch eine Sondersendung auf WDR 5.

Eine Sendung macht Geschichte – und das gleicht doppelt: Seit nunmehr 40 Jahren versetzen die „ZeitZeichen“ ihre Hörer täglich für 15 Minuten in eine andere Zeit. Am 4. April 1972 begann die Radio-Zeitreise, und auch 14.609 Sendungen später ist noch kein Ende in Sicht. Themen gibt’s genug – Hörer auch.

Ob großer Regent oder historisches Randfigur, ob wichtiges Ereignissen oder kurioser Zufall – Beethoven oder Bikini, Caesar oder Currywurst: Immer geht es den Radiomachern darum, die Geschichte hinter der Geschichte zu erzählen. Und auf diese Weise entpuppt sich manch dröger Titel als spannendes Lehrstück.

Hörer kürten beliebteste ZeitZeichen-Beiträge

So vielfältig wie die Themen, so ist auch die Machart. Vorgaben, wie es denn sein soll, gibt es keine für das gut 70-köpfige Autorenteam. Nur diese: Auf hohem Niveau bitte. „Das ist die Championsleague des Radios“, sagt Redaktionsleiter Ronald Feisel ganz unbescheiden. „Hier wird nicht geübt.“ Mal als Mini-Hörspiel, mal als Reportage: Jemand wie Ralf Erdenberger brenne ein funkisches Feuerwerk ab, während „Hans Conrad Zander einfach nur seinen Text liest – und das auch noch mit Schweizer Akzent“.

Es hat Zander nicht geschadet. Der Schweizer Autor ist nicht nur der Einzige, der von Anfang an dabei ist, er hat auch noch das bislang beliebteste „ZeitZeichen“ erschaffen: Die ebenso humorvollen wie ekligen Innenansichten aus der Mundhöhle des Sonnenkönigs mit dem Titel „Der König stinkt“ wurden bei der letzten Wiederholung 2007 tausendfach heruntergeladen. Ob Zander sich weiterhin mit dieser Krone schmücken kann, wird sich zeigen: Zum Jubiläum durften die Hörer ihre fünf beliebtesten Sendungen aus 40 Jahren wählen. Die Auflösung gibt’s am 4. April von 20 bis 22 Uhr auf WDR 5.

Nur eine Sendung ist bis dato ausgefallen - vor 40 Jahren

Beliebt sind aber ohnehin nicht nur die Höhepunkte: 300.000 schalten täglich ein, eine halbe Million laden die Beiträge monatlich aus dem Netz. Und dann gibt’s auch noch den kleinen Bruder, den „Stichtag“, der mit 2,2 Millionen Hörern als die meiste gehörte Geschichtssendung in Deutschland gilt. Der wurde auf WDR 2 ins Leben gerufen, als die „ZeitZeichen“ 1997 zu WDR 3 und 5 abwanderten – und wird 15 Jahre später immer noch mit den „Zeitzeichen“ verwechselt. Dabei ist er mit gut vier Minuten gerade mal ein Drittel so lang. Oft handeln beide an einem Tag vom gleichen Thema, aber nicht immer: „Nicht alles eignet sich für eine ganze Viertelstunde“, erklärt Feisel. Wobei: Den Autoren fielen die kurzen Beiträge oft viel schwerer.

Ausschuss wird trotzdem kaum produziert: „Höchstens drei“ Beiträge fallen Feisel ein, die in seiner Zeit als Redaktionsleiter – nun acht Jahre – nicht gesendet wurde, weil sie nicht gut genug waren. Ein einziges Mal fiel die Sendung komplett aus – aber das lag nicht an der Qualität. Sondern an der Geiselnahme während der Olympischen Spiele in München.

Inzwischen ist auch die längst ein Fall für die „ZeitZeichen“-Macher. Das Rad der Geschichte dreht sich weiter. Vielleicht hören unsere Kinder ja in der 29.219. Sendung: „Wie das erste ,ZeitZeichen’-Buch von 2012 zum Mega-Bestseller wurde.“