Essen. Mit dem Quiz “History” (Dienstag, ZDF, 20.15 Uhr) gegen Serien: Das Zweite macht Geschichte zur Raterunde, versöhnt Forschung und Unterhaltung. Dahinter steckt ein cleverer Kopf: Guido Knopp. Seit 25 Jahren suchen er und die ZDF-Redaktion Zeitgeschichte mit ihren Themen ein Massenpublikum.

Neue Fragerunde

Das Christentum

„Katholiken gegen Protestanten" heißt es diesmal beim ZDF-Geschichtsquiz um 20.15 Uhr mit Markus Lanz und Guido Knopp. Wer weiß mehr über Päpste, abtrünnige Mönche oder den Kampf um die Reformation? Unter den Kandidaten sind der evangelische Journalist und studierte Diplomtheologe Peter Hahne, die Moderatorin und Protestantin Sonja Zietlow und die Katholikin Jutta Speidel, die in ihrer Rolle als patente Nonne über Jahre große TV-Erfolge feiern konnte.

Seinen bisher größten Erfolg fuhr der 61-Jährige mit der zehnteiligen Reihe “Die Deutschen” im Herbst vorigen Jahres ein. Sie erreichte im Schnitt rund fünf Millionen Zuschauer, zuweilen gar 6,5 Millionen. Damit erreichte der Mix aus Fakten und Fiktion, Experten-Urteil und Spielszenen ein fast so großes Publikum wie die ZDF-Krimireihe “Bella Block“.

Das ermutigte Knopp dazu, vom Dokumentarischen zum Spielfilm zu wechseln. Der Dreiteiler “Die Wölfe” erzählte von einer Berliner Kinder-Clique über Jahrzehnte hinweg. Die Glaubwürdigkeit der Geschichte beteuerten reichlich eingestreute Filmschnipsel von Luftbrücke, Mauerbau und Grenzöffnung. Das Publikum fiel die Mini-Serie durch. Doch die Kritik mochte sie. Im Herbst wurden Projektmentor Knopp und Regisseur Friedemann Fromm mit dem angesehenen US-Fernsehpreis “Emmy” bedacht.

Nazi-Dokus lösten zwiespältiges Echo aus

Nicht immer waren Kritiker vom Knoppschen Wirken so einhellig begeistert wie kürzlich in New York. Vor allem seine Dokumentationen über Nazi-Terror und Weltkrieg lösten ein zwiespältiges Echo aus. Einerseits würdigte die Kritik, dass Knopp das Filmmaterial den Archiv entriss und auch Zeitzeugen von unten Gesicht und Stimme gab. Andererseits musste sich der promovierte Historiker vorwerfen lassen, zuweilen allzu gnädig mit den Greueln der deutschen Vergangenheit umzugehen, indem er den guten Deutschen viel Platz einräumte.

Zudem besitzt Knopp unbestritten einen Hang zum Melodramatisieren. Geschichte schnurrt bei ihm nicht selten zu Geschichtchen zusammen, Zeitzeugen fehlt oft die Einordnung in große Ganze, und dräuende Breitwand-Musik lässt große Politik und kleine Ereignisse gefährlich nahe an Hollywood-Epen rücken - eine Handschrift, die ihm den Spottnamen “Courts-Mahler der Geschichtsschreibung” eintrug.

Woher kommen wir?

Mit dem Dritten Reich hat Knopp inzwischen so gut wie abgeschlossen. Das mag daran liegen, dass er sich ein Vierteljahrhundert lang mit Hitler und seinen Helfern auseinandersetzte. Es hängt aber sicher auch damit zusammen, dass die Generation der Zeitzeugen allmählich wegstirbt. Knopp zu unserer Zeitung: „Das 20. Jahrhundert und vor allem die Nazi-Zeit haben wir in den letzten Jahren sehr intensiv beackert. Wir werden es künftig nur noch behandeln, wenn es neue Quelle, neue Erkenntnisse und zumindest eine neue gesellschaftliche Diskussion gibt.“

Stattdessen richtet Knopp seinen Blick in der deutschen Geschichte weiter zurück. Das Publikum weiß er auf seiner Seite: „Hinter dem großen Interesse der Deutschen an ihrer Geschichte stehen Fragen wie: Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Was sind unsere Wurzeln?“ Das gewachsene Geschichtsbewusstsein hat für Knopp „auch mit dem neuen, fröhlichen Patriotismus, den wir beispielsweise bei der Weltmeisterschaft 2006 erlebt haben“, zu tun. Denn: „Das war ja kein Nationalismus, der andere ablehnt, sondern Patriotismus, der sich mit der Suche nach den Wurzeln beschäftigt.“