Köln. . Jürgen Marcus hin, Bata Illic her - der „Nachtexpress“ von WDR 4 rollt im Oktober aufs Abstellgleis. Dem Radio-Klassiker kam schlicht das Publikum abhanden.
WDR 4 schiebt den traditionsreichen ARD-Nachtexpress ab 4. Oktober aufs Abstellgleis. Schlagerliebhaber bekommen dann die ARD-Hitnacht auf die Ohren, die sechsmal pro Woche aus Saarbrücken kommt. Die Kölner sind nur in der Nacht zu Sonntag an der Reihe.
Damit zieht sich der WDR noch weiter aus der Nachtversorgung im Hörfunk zurück. Zum Jahresbeginn stieg WDR 2 bereits aus der ARD-Popnacht aus. Seit dem 2. Januar bezieht die Servicewelle das Programm von Mitternacht bis fünf Uhr in der Früh komplett vom Norddeutschen Rundfunk. Auf WDR 5 laufen nachts Wiederholungen aus dem Tagesprogramm, 1Live sendet ein Musikprogramm ohne Moderator. Zum ARD-Nachtkonzert auf WDR 3, das der Bayrische Rundfunk zusammenstellt, steuern die Kölner nur einzelne Musikbeiträge bei.
Die Nachtversorgung auf Sparflamme begründet der WDR mit den „geringen Hörerzahlen“. Reichweiten-Daten für die Zeit zwischen null und fünf Uhr gibt es nach Angaben des Senders zwar nicht. Aus der „Studie Massenkommunikation“ gehe aber hervor, dass die Reichweite des Radios in den Nachtstunden deutschlandweit gerade einmal bei 1,8 Prozent liege. „Das entspricht in der Hochrechnung einem Potenzial von 1,24 Millionen Hörerinnen und Hörern“, sagt WDR-Sprecher Uwe-Jens Lindner. Tagsüber liegt die Radio-Reichweite bei knapp 80 Prozent.
Die öffentlich-rechtlichen Sender haben sich angesichts der geringen Hörer-Resonanz in der Nacht seit geraumer Zeit zu Kooperationen untereinander entschlossen. Zunächst bei einzelnen Sendestrecken. Lindner: „Jetzt werden die Angebote stärker auf einzelne Anstalten konzentriert.“ Hinzu kommt natürlich auch der Kostendruck. Die Kooperationen seien auch „Ausdruck des verantwortungsvollen Umgangs mit Gebührengeldern“, so der WDR-Sprecher.
Den Vorwurf, dass sich ausgerechnet die größte ARD-Anstalt nachts mit eigenem Engagement so rar macht, will Lindner nicht gelten lassen. Er verweist darauf, dass das Nachtprogramm etwa auf WDR 2 zwar vom NDR komme, der WDR sich aber finanziell an der Gemeinschaftssendung beteilige.
Dennoch geht mit dem Ausstieg von WDR 4 aus dem ARD-Nachtexpress und dem anschließenden Radiowecker ab Oktober ein Stück Radiogeschichte zu Ende. Die Sendung in ihrer heutigen Form wurde erstmals am 23. Dezember 1983 ausgestrahlt.
Format mit Tradition
Die Anfänge der Nachtversorgung im Hörfunk gehen bis in die 50er Jahre zurück, als zunächst einzelne Sender wie Rias Berlin und der Süddeutsche Rundfunk Nachtsendungen anboten. Das ARD-Gemeinschaftsprogramm gibt es seit Mitte 1959 und ist älteren Hörern noch unter dem Titel „Musik bis in den frühen Morgen“ bekannt.
Nun geht also ab dem 4. Oktober auf den Frequenzen von WDR 4 die ARD-Hitnacht aus Saarbrücken auf den Äther. Vertraute Stimmen aus Köln gibt es zumindest von Dienstag auf Mittwoch, wenn der WDR die stündlichen Nachrichten beisteuert.