Köln. „Deutschland ist durchgecastet“ heißt es in vielen Zeitungen. Sogar Dieter Bohlen hadert mit DSDS. In der fünften Mottoshow versuchten die Kandidaten dennoch, solo und im Duett zu überzeugen. Schlagerfan Kristof muss schließlich gehen. Für den 23-Jährigen könnte DSDS schlimme Folgen haben. Er wird im Internet beleidigt und bedroht.
Was versuchen sie nicht alles bei RTL, um mit DSDS wieder Quote zu bringen. Die Skandale jagen einander fast im Minutentakt, zwischen Facebook, Bild und Twitter spielten sich in der letzten Woche Kandidat Joey und Juror Dieter Bohlen Bälle zu, die vor allem auf eines zielten: Die schwächelnde Sendung wieder zum Quotenrenner zu machen.
Fast zwei Millionen Zuschauer hat DSDS im letzten Jahr verloren – und auch das altbewährte Rezept aus markigen Sprüchen, schlüpfrigen Witzen und inszenierten Streitereien scheint nicht mehr so ganz aufzugehen.
„Deutschland ist durchgecastet“
„Deutschland ist durchgecastet“ schreiben die Zeitungen. Die sechs letzten Superstar-Anwärter, die sich an diesem Samstag durchcasten lassen, müssen gleich zweimal auf die Bühne; für ein Duett und einen Solo-Auftritt. Die Sache mit dem Motto haben sie sich in dieser Mottoshow diskret geschenkt. Doch wenn es so etwas wie ein Thema gäbe, dann wären das wohl Internetkommentare, die zu Dutzenden abgefilmt und vorgelesen werden. Nachdem das unsägliche Unglücksrad von Marco Schreyl den Kandidaten Kristof zum fünften Mal in Folge zum „Flop der Woche“ bestimmt hat, beginnt das erste Duett.
Fabienne, das letzte verbliebene Mädchen, und Jesse, der Kandidat, mit der wahrscheinlich besten Stimme, machen mit „Higher“ von Taio Cruz und Kylie Minogue den Anfang – und sorgen gleich für den nächsten Flop. Mit ziemlich dünnen Stimmen und schiefen Tönen hecheln sie sich durch das Lied. Was auf Twitter für Entsetzen sorgt, löst bei Juror Bruce Tränen des Glücks und der Überwältigung aus. Schreyl macht derweil unermüdlich Witze darüber, dass Jesse und Fabienne „zusammen im Bett waren“ (im Einspieler sieht man die beiden auf zwei unterschiedlichen Betten liegen und singen üben).
Kristof und Daniele singen zusammen „YMCA“ von den Village People
Deutlich besser fällt dann der Auftritt von Kristof und Daniele aus. Nach einem angeblichen Streit, in dem Daniele Kristof als „Schwuchtel“ bezeichnet hatte, performen die beiden nun gemeinsam „YMCA“ . Daniele schafft es sogar, im rosa Cowboy-Look noch etwas klischee-schwuler auszusehen als Kristof. Das macht dieser mit seinem Solo-Auftritt (bei dem er eine Art Hawai-Kette aus rosa-farbenen Kaninchen um den Hals trägt) wieder wett.
Das Duett von Luca und Joey – sie singen „Hero“ von Enrique Iglesias – ist dann ziemlich langweilig. Unterdessen hat Dieter Bohlen die Jury-Quotenfrau Natalie Holler „Natascha“ genannt. Recht unangenehm für die blonde Sängerin, die ohnehin wirkt, als würde sie die Tage zählen, bis DSDS vorbei ist. Dienst nach Vorschrift heißt für sie: sich bei jedem Song zwei Notizen machen und jedem Kandidaten sagen, dass sie ihn echt gerne mag.
Bohlen besorgt um das „Gute-Sänger-Sterben“
Bohlen dagegen fremdelt mit seiner eigenen Show. Das „Gute-Sänger-Sterben“ macht ihm Sorgen. Während Joey vor allem schiefe Töne singt, aber sich mit seiner dramatischen Familiengeschichte die Zuneigung der Fans erkauft hat, sind die meisten guten Sänger bereits aus dem Wettbewerb ausgeschieden.
Dass der Juror in seiner eigenen Sendung schon über Quote und Krise sprechen musste, kann ihm nicht gefallen. Es scheint fast so, als mache sich inzwischen sogar der Ex-Modern-Talking-Star Sorgen ums Niveau von DSDS. Statt zotige Sprüche zum Aussehen oder der Stimme der Kandidaten anzubringen, erzählt Bohlen lieber von seinen Erfahrungen im internationalen Musikgeschäft und sendet persönliche Grüße an Roland Kaiser, der ihm 1982 seine erste goldene Schallplatte überreicht hat. Doch das Niveau beschäftigt Bohlen erst, seit die Zuschauer wegschalten. Am Konzept der Sendung ändert das nichts.
Fabienne soll sexy sein – und wehrt sich dagegen
So muss sich Fabienne vor ihrem Auftritt noch eine Affäre mit dem ausgeschiedenen Kandidaten Hamed andichten lassen. Außerdem soll die 16-Jährige lernen, nicht nur süß, sondern auch sexy zu sein. Trotz Sex-Appeal-Training mit Bruce und zwei Tänzern zum Anfassen, macht die Schülerin klar, dass sie Bohlens Vorschlag einigermaßen unangemessen findet. „Ich habe das überhaupt nicht gesagt“ rudert Bohlen sein Statement aus der letzten Show zurück, rät Fabienne aber zu mehr „Risiko“, wie „Lady Gaga“ vielleicht, das wäre gut.
„Einen Skandal bitte“ hat die Jury also bei Fabienne bestellt, doch die scheint nicht liefern zu wollen. Was passiert wenn man liefert, zeigt das Beispiel Kristof. Der Schlagerfan sprach mit RTL über seine Beziehung zu einem Jahrzehnte älteren Mann – und wurde zum Dank in Lack, Leder, Netz und pinkfarbene Stoffkaninchen gekleidet.
Im Netz wird Kristof beleidigt und bedroht
Im Internet wird er nun mit Beleidigungen und sogar Morddrohungen überhäuft. Die Kandidaten-Villa verlasse er kaum noch, erzählt der Kandidat. „Hier bin ich sicher“ bettelt Kristof um Anrufe, die ihn weiter in der Show halten könnten.
Doch das hilft nicht. Obwohl der 23-Jährige für „Joana“ von Roland Kaiser viel Lob bekommt, fliegt er einige Werbeblöcke später raus. Kristof muss die Show verlassen und sein Leben weiterleben, ein Leben, das durch DSDS brutal verändert wurde.
Kristof muss die DSDS-Show verlassen – geschockt stolpert er über die Bühne
Geschockt stolpert der Musikstudent nach der Verkündung über die voll ausgeleuchtete Bühne, wehrt alle ab, die ihn trösten wollen und versucht, sich vor den Kameras zu verstecken. Die aber haben ihn die ganze Zeit im Blick, zeigen ihn zum Schluss sogar in Nahaufnahme.
Kristof lacht resigniert auf. Da steht er nun, in einem engen rosafarbenen Anzug, eine Kette aus Kuscheltieren um den Hals, hunderte grelle Schweinwerfer direkt auf sein Gesicht gerichtet – und weiß nicht wohin mit sich. DSDS-Juror Dieter Bohlen kommt auf ihn zu, gibt ihm die Hand. Dann ist das Bild weg.