Essen. Es könnte besser laufen für RTL: “Deutschland sucht den Superstar“ steckt tief in der Quotenkrise, ein Ex-Kandidat will Sender und Produktionsfirma verklagen, und um den Rausschmiss von DSDS-Favoritin Vanessa Krasniqi gibt es weiter Wirbel. Die Ausgeschiedene fordert in einem Interview Änderungen am Konzept der Show.

Es ist gerade mal ein Jahr her, da schalteten noch 6,97 Millionen Zuschauer die dritte Mottoshow von "Deutschland sucht den Superstar" ein. Am Ende schied Anna-Carina Woitschak unter Tränen aus. Auch 2012 ist die Achtplatzierte bei DSDS ein Mädchen, deutlich weniger Menschen aber hat das überhaupt interessiert. 4,77 Millionen Zuschauer - fast 30 Prozent weniger - meldete RTL am Sonntag für die Sendung vom Samstag. Der Sender betonte den "starken" Marktanteil von 25,8 Prozent unter den jungen Zuschauern. Tatsächlich aber zeigt schon allein der Quotenvergleich mit der Vorjahresstaffel, wie groß die Krise der Castingshow ist.

Auch inhaltlich brodelt es: Ein ehemaliger Kandidat hat Strafanzeige gegen RTL und die Produktionsfirma erstattet, weil er sich im DSDS-Recall genötigt und anschließend falsch dargestellt fühlte. In der Show jagt derweil ein (vermeintlicher) Skandal den anderen. Da werden Streitigkeiten unter den Kandidaten in der Liveshow zum Eklat aufgebauscht. Da fliegt die wohl beste Sängerin der Staffel, und andere Kandidaten kommen trotz überschaubarer Leistungen weiter.

Joey darf es trotz schlechter Leistung bei DSDS weiter versuchen

So geht das DSDS-Spiel, Vanessa Krasniqi aus Iserlohn hat das selbst erfahren müssen. Sie galt als talentierteste Kandidatin der aktuellen Staffel, als Favoritin. Trotzdem ist sie raus. Weil Stimme allein eben nicht zählt. „Wäre ich ein Junge, hätte ich eine schwere Kindheit gehabt oder sonst irgendwas: vorbestraft, streitlustig, zickig – dann wäre ich weitergekommen, dann hätten die Zuschauer für mich angerufen...“, sagte sie im Interview mit der "Bild".

Ein Seitenhieb auf die Konkurrenz, die sich weiter dem DSDS-Wettbewerb stellen darf? Auf Kandidat Joey, dessen schlimme Kindheit in aller Ausführlichkeit schon in der Sendung ausgebreitet war, ehe er auch nur das erste Mal aufgetreten war? Der zwar am Samstag massive Kritik für seinen Auftritt mit Grönemeyers "Der Weg" einstecken musste - aber trotzdem weitergewählt wurde?

Stimme zählt bei DSDS weniger als die Geschichte

Auch Konkurrent Kristof muss weiter ein dickes Fell haben. Er, der 23 Jahre alte DSDS-Schlagerbeauftragte, der sich zu einer Beziehung mit einem gut 30 Jahre älteren Mann bekennt, wurde bislang vor jeder Mottoshow online zum "Flop der Woche" gewählt. Aber es rufen eben offenbar genug RTL-Zuschauer für ihn an. In den Sozialen Netzwerken wird dafür umso heftiger gepöbelt. "Natürlich ist es verletzend, wenn man so etwas liest", sagt Kristof im Gespräch mit RTL. "Ich versuche das aber nicht an mich ranzulassen."

Vanessa Krasniqi dagegen, die Ausgeschiedene, sieht die Zukunft von DSDS ernsthaft gefährdet, wenn die Show weiter nach dem bekannten Schema läuft. "Wenn das so weitergeht", sagt sie der "Bild, "werden irgendwann bei Dieter Bohlen nur noch Männer singen, die entweder schwul sind, Vollwaise, Mädchenschwarm oder dauernd heulen." Dann werde für den Zuschauer nur noch die Geschichte zählen - und nicht mehr, ob jemand singen könne.

Vanessa Krasniqi wünscht sich mehr Macht für die DSDS-Jury

Die 17-Jährige hat aber auch Vorschläge, wie sie das Format retten würde: Sie plädiert in "Bild" für eine Frauenquote. Mädchen hätten sonst "sowieso keine Chance", sagt sie. Die Statistik bestätigt ihre These: Erst ein Mal in acht Staffeln hat eine Kandidatin DSDS gewonnen. Bis die letzten vier Kandidaten feststünden, so Vanessa Krasniqis Idee, sollte ein Gleichgewicht der Geschlechter herrschen. Und: Ginge es nach ihr, dann würde die Jury mehr Macht in den DSDS-Mottoshows bekommen. Die Zuschauer sollten nicht mehr alleine entscheiden, wer fliegt.

RTL schmetterte die Forderungen noch am Dienstag ab: "Bei DSDS entscheidet während der Liveshows allein das Publikum, wer weiterkommt und wer nicht. Seit inzwischen acht Staffeln sind genau das die Regeln - und sie bleiben es auch", teilte der Sender mit.

Ob eine Änderung die Kritiker von "Deutschland sucht den Superstar" verstummen ließe, ist ohnehin fraglich. Immerhin war es allein die Jury, die in der laufenden Staffel entschieden hat, Joey unter die besten 15 Kandidaten zu wählen. Joey, über den Dieter Bohlen jetzt abschätzig sagt, dass er "zero" Stimme habe und "gar nicht singen" könne. Vielleicht hätte die DSDS-Jury das auch schon vorher hören können - vielleicht aber war auch die spannende Familiengeschichte einfach lauter. (shu/mit Material von dapd)