Essen. Die Mottoshows bei DSDS laufen, da erhebt ein Ex-Kandidat der Casting-Show schwere Vorwürfe. David Petters hat Strafanzeige gegen RTL gestellt, weil er sich beim DSDS-Recall genötigt und falsch dargestellt sieht. In einem Blog packt er aus. RTL weist die Vorwürfe als falsch und haltlos zurück.

Der eine Kandidat erzählt im Einspielfilm von seiner kriminellen Vergangenheit, der andere weint vor der Kamera um verstorbene Verwandte, der dritte darf auf der DSDS-Bühne zum ersten Mal seit zehn Jahren seine Mutter wiedersehen: Dass es bei "Deutschland sucht den Superstar" nicht vorrangig um Musik geht, dürfte jedem klar sein, der die RTL-Show einmal gesehen hat. Und dass dabei jeder Kandidat eine gewisse Rolle erfüllt, ebenfalls. Da gibt's dann das Küken und die Diva, den DSDS-Bravo-Boy und den kleinen Rüpel, den Macho und den Chaoten.

Glaubt man David Petters, dann hätte er in der aktuellen neunten DSDS-Staffel der verführerische Schwule sein sollen. Der 25-Jährige war mit den letzten 36 Kandidaten im Recall auf den Malediven. Und er erhebt schwere Vorwürfe gegen die Sendungsmacher. RTL und die Produktionsfirma hätten ihn in einem völlig falschen Licht dargestellt, findet der Brandenburger - und hat deshalb Anzeige erstattet. Die Staatsanwaltschaft Köln bestätigte auf Nachfrage von DerWesten, dass eine Strafanzeige wegen Nötigung und übler Nachrede eingegangen sei (Az.: 61 U Js 197/12).

David Petters ist von den DSDS-Machern enttäuscht

In einem einstündigen Interview mit dem Blog "Fernsehkritik.tv" legt David Petters ausführlich seine Sicht auf DSDS dar. "Viele, nicht nur ich, fühlen sich verarscht und auf den Schlips getreten und sind auch sehr enttäuscht, wie alles dargestellt wird", erzählt er. Er wolle mit der Anzeige ein Zeichen setzen und zeigen, dass er sich das nicht einfach angucken werde. "So wie es jetzt im Fernsehen dargestellt wird, war es auf keinen Fall."

"Wie in einer Schweinezucht" würden die DSDS-Kandidaten durch die Dreharbeiten getrieben, klagt Petters. Und wer nicht spure, der bekomme die Folgen zu spüren. So wie er selbst, sagt er. Die Zeit auf den Malediven habe er nicht in guter Erinnerung. Als er sich geweigert habe, das Spiel mitzumachen, sei er rausgeflogen - und anschließend als schlechter Verlierer dargestellt worden. Das sind David Petters' Hauptvorwürfe:

Vorwurf 1: RTL habe eine schwule Liebesgeschichte mit ihm inszenieren wollen 

David Petters sagt: Die DSDS-Macher hätten eine schwule Romanze zwischen ihm und Kandidat Ole inszenieren wollen. Die beiden seien gezielt in dieselben Gruppen gesteckt worden, immer wieder zueinander befragt worden, sollten dann gar ein "romantisches Duett" gemeinsam singen. Kurz vor dem Auftritt sei dann auch noch das Gerücht aufgekommen, die beiden Kandidaten hätten Sex am Strand gehabt.

In DSDS-Interviews ging es nur noch um Sex

"Da werden Sachen behauptet, da werden Intrigen gesponnen", klagt David Petters an. Ole und er seien mit sämtlichen Fragen "in diese Ecke gedrängt worden". Man habe ihm und Ole "das Leben zur Hölle gemacht". In den Interviews sei es nur noch um Sex-Sachen gegangen. Irgendwann habe er gesagt: "Lasst uns bitte mit diesem Homosexuellen-Thema in Ruhe, weil: wir wollen's einfach nicht." Da sei ihm klipp und klar gesagt worden: Wenn es das nicht gebe, wüsste man nicht, was man den Leuten zeigen soll.

Die Quittung für seine Weigerung folgte, glaubt man David Petters' Schilderung, auf dem Fuße. Das Duett mit Ole sei vor dem entscheidenden Interview eigentlich schon aufgezeichnet gewesen, erzählt er im Fernsehkritik-Interview. Dann aber habe das Duo seinen Auftritt noch einmal wiederholen müssen - angeblich, weil etwas mit der Tonqualität nicht gestimmt habe. Statt der positiven Bewertung habe es danach von der DSDS-Jury eine vernichtende Kritik gegeben. David flog.

Vorwurf 2: Oles Krankheit sei von den DSDS-Machern ausgeschlachtet worden 
Ole Jahn stieg bei DSDS freiwillig aus. Seine Krankheit sei von RTL falsch dargestellt worden, sagt er im Nachhinein.
Ole Jahn stieg bei DSDS freiwillig aus. Seine Krankheit sei von RTL falsch dargestellt worden, sagt er im Nachhinein. © RTL / Stephan Gregorowius

Ole Jahn stieg bei "Deutschland sucht den Superstar" aus, weil es ihm nicht gut ging. David Petters wirft RTL vor, die Krankheit - der 19-Jährige hat Multiple Sklerose - ausgeschlachtet zu haben. Bei RTL sah das so aus: Ole hält dem Pensum auf den Malediven nicht stand, entschließt sich letztlich zur Aufgabe. Schlendert im Gespräch mit Dieter Bohlen am Strand entlang - der berichtet später seinen Jury-Kollegen, Ole sei "todkrank".

David Petters Berichten habe Ole seine Krankheit überhaupt nicht so in den Vordergrund rücken wollen. Erst nach seiner Entscheidung, DSDS verlassen zu wollen, sei der Kandidat zu dem Krankheits-Geständnis gezwungen worden. "Man muss im Fernsehen ja was zeigen", sagt Petters. Und auch Jahn gab am vergangenen Wochenende in der "Bild am Sonntag" zu Protokoll, die Sache sei "viel zu sehr aufgebauscht" worden.

Vorwurf 3: Die DSDS-Kandidaten hätten null Privatsphäre 

Damit es in der Sendung genügend spannende Geschichten zu erzählen gibt, müssten die DSDS-Kandidaten komplett auf ihre Privatsphäre verzichten, kritisiert David Petters. Das Produktionsteam habe eine Art Universalschlüssel für alle Zimmer im Hotel gehabt - "um diese Schockmomente zu filmen", wie er glaubt. Es sei durchaus vorgekommen, dass um 4 Uhr morgens ein Filmteam im Zimmer gestanden hätte.

Kein Respekt bei DSDS

"Das war heftig, das kann sich keiner vorstellen", sagt der 25-Jährige. 24 Stunden am Tag würden die Kandidaten mit der Kamera verfolgt, Respekt: Fehlanzeige. "Wenn man halt sagt: Okay Leute, ich bin wirklich gerade nervlich am Ende, lasst mich mal bitte mit der Kamera in Ruhe - dann rufen die noch ein Kamerateam. Weil das wollen die ja sehen. Die wollen sehen, wie du zusammenbrichst, wie du heulst."

Vorwurf 4: Jury-Kommentare und Interviews würden aus dem Zusammenhang gerissen 

Er sei schockiert gewesen, als er die ersten DSDS-Folgen gesehen habe, sagt David Petters. Manch eine Bewertung zu seinen eigenen Auftritten habe er vorher nie gehört. Er vermutet: "Es werden echt einige Kommentare, nachdem man raus ist aus dem Bild (...), nachgedreht." Das sei bei vielen Kandidaten so gewesen.

Petters' Fazit: "DSDS schafft es als einzige Casting-Sendung, sich selbst in den Dreck zu ziehen." Er wolle mit seiner Klage erreichen, dass "nicht noch mehr Leute verarscht werden". Seine Schilderungen seien von Ole Jahn bestätigt worden, heißt es in dem Fernsehkritik-Beitrag.

RTL weist Vorwürfe zu DSDS-Konzept zurück

RTL hingegen weist die Vorwürfe zurück. „Die Behauptungen von Herrn Petters sind falsch und haltlos", teilt der Sender auf Anfrage von DerWesten mit. Von einer Strafanzeige gegen RTL oder die Produktionsfirma Grundy sei nichts bekannt. "Wir prüfen derzeit mit einem Anwalt, welche Schritte wir zur Verteidigung unserer Rechte einleiten.“ (shu)

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Hier geht's zum kompletten, ungeschnittenen Interview mit David Petters von Fernsehkritik.tv

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