Washington. Die sterblichen Überreste einiger Opfer der Terroranschläge vom 11. September 2001 sind auf einer Müllkippe entsorgt worden. Das hat eine Untersuchung des US-Verteidigungsministeriums ergeben. Wie viele Terror-Opfer betroffen sind, wird sich nicht mehr feststellen lassen.
Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 sind die sterblichen Überreste einiger Opfer auf einer Müllkippe gelandet. Im Mittelpunkt des Skandals steht einer Untersuchung des US-Verteidigungsministeriums zufolge eine Leichenhalle des US-Militärs auf dem Luftwaffenstützpunkt Dover im Bundesstaat Delaware. Der Bericht belegt jahrelange Schlamperei in der wichtigsten Leichenhalle der Armee.
Die Einrichtung war bereits im vergangenen Jahr in die Schlagzeilen geraten. Damals musste das US-Militär zugeben, dass nicht zugeordnete Körperteile von im Irak und in Afghanistan getöteten US-Soldaten verbrannt und anschließend auf einer Mülldeponie in Virginia entsorgt wurden. Das Eingeständnis über den Umgang mit den Kriegstoten sorgte für Empörung bei den Angehörigen getöteter Soldaten.
In versiegelten Behältern auf unbekannter Müllkippe gelandet
Nun wurde bekannt, dass auch nicht zu identifizierende Überreste von 9/11-Opfern aus dem Pentagon in Washington sowie dem in Shanksville abgestürzten Flugzeug ähnlich entsorgt wurden. Die eingeäscherten Überreste seien in versiegelten Behältern einem Entsorger für biomedizinischen Abfall übergeben worden und auf einer „unbekannten“ Müllkippe gelandet, hieß es in dem Untersuchungsbericht.
Extremisten des Terrornetzwerks Al-Kaida hatten am 11. September 2001 zwei Passagiermaschinen in das World Trade Center in New York gelenkt und die Zwillingstürme zum Einsturz gebracht. Im Pentagon schlug ein weiteres Passagierflugzeug ein. Eine vierte entführte Maschine stürzte nahe Shanksville im Bundesstaat Pennsylvania in ein Feld. Bei den Anschlägen kamen fast 3000 Menschen ums Leben.
Niemand weiß, wie viele Terror-Opfer betroffen sind
Es sei unklar, von wie vielen Terroropfer die Überreste falsch entsorgt worden seien, sagte der Leiter der Untersuchung, der frühere Armee-General John Abizaid. „Ich weiß nicht, ob es überhaupt einen Weg gibt, das herauszufinden“, gestand er vor Journalisten ein.
Die Leichenhalle der Air Force Base hat den Angaben zufolge seit 2008 auf Anweisung der Militärführung ihre Praxis geändert und bestattet die Asche von nicht identifizierten Leichenteilen nun auf See. Den Verantwortlichen des Luftwaffenstützpunktes waren dem Untersuchungsbericht zufolge allerdings bereits seit Jahren ernste Probleme bekannt.
Demnach gibt es eine Aktennotiz aus dem Jahr 2002, in der von „Problemen“ beim Wiederauffinden von Leichenteilen die Rede ist. 2005 habe eine Untersuchung dann bestätigt, dass diese wegen Verletzung der Dienstpflicht „fehlgeleitet“ worden seien. 2006 wurden die Opfer eines Flugzeugabsturzes bei der Marine als „Medizinabfall“ entsorgt.
US-Luftwaffenstaatssekretär Michael Donley erklärte, das Militär habe bereits die Verantwortung für den Umgang mit den Leichenteilen auf dem Stützpunkt in Dover übernommen. Nun gehe es darum, nach vorne zu schauen, um sicherzustellen, dass sich derartige Fehler nicht wiederholten. Die Ermittler forderten dagegen eine verschärfte Dienstaufsicht, die Aufstockung und eine bessere Schulung des Personals. (afp)