Bremen. . Wieder sind zwei Frühgeborene in der Bremer Klinik gestorben. Ob dafür ebenfalls gefährliche Keime verantwortlich sind, wie vergangenes Jahr, ist zur Zeit noch unbekannt. Nach den neuen Fällen zieht das Land Bremen nun Konsequenzen - auch personelle.

Nach dem Tod zweier weiterer Babys wird die Frühgeborenen-Station des Klinikum Bremen-Mitte geschlossen. Gesundheitssenatorin Renate Jürgens-Pieper (SPD) kündigte am Mittwoch jedoch keinen konkreten Zeitpunkt an. Noch befinden sich mehrere Kinder auf der Station, es besteht ein Aufnahmestopp. Zwei von einem gefährlichen Darmkeim befallene Frühgeborene starben zu Wochenanfang. Ob der Keim zum Tode führte und ob es sich um denselben Erregerstamm handelte, der die tödliche Infektionswelle im vorigen Jahr auslöste, blieb zunächst unklar. Auch woher der Keim kommt, ist weiterhin ungewiss.

Die erneuten Befunde führten zu weiteren personellen Konsequenzen. Der Geschäftsführer des kommunalen Klinikverbundes Gesundheit Nord, Diethelm Hansen, wurde "auf unbefristete Zeit" freigestellt, wie Jürgens-Pieper sagte. Als Grund nannte sie einen schleichenden Vertrauensverlust. Die Aufarbeitung der Infektionswelle von 2011 sei nicht zufriedenstellend gewesen. Hansen hätte im Krisenmanagement schärfer hinsehen müssen, sagte die Senatorin.

Auch der Leiter des Instituts für Krankenhaushygiene am Klinikum Bremen-Mitte, Axel Kappler, wurde von seinen Aufgaben entbunden. Kappler hatte erst jetzt drei Proben aus den Jahren 2009 von einem Labor auf den gefährlichen Darmkeim untersuchen lassen, an dem 2011 mindestens drei Frühgeborene starben und mehrere erkrankten. Dabei war heraus gekommen, dass eine Probe positiv war.

Hygienebeauftragter leitete wichtige Akten nicht weiter

Der Keim war demnach bereits im Januar 2009 auf der Frühgeborenen-Station aufgetaucht, sagte Jürgens-Pieper. Bislang war man von einem Ausbruch der Infektionswelle im April 2011 ausgegangen. Zudem habe Kappler wichtige Patientenakten, die weitere Klebsiellen-Befunde beinhalten, weder an die Behörden noch an den Untersuchungsausschuss weitergegeben. Im November war bereits der Leiter der Frühchenstation, Hans-Iko H., fristlos entlassen worden.

In der vorigen Woche war bekannt geworden, dass nur wenige Wochen nach der Wiedereröffnung der Frühgeborenen-Station drei Frühchen wieder von dem identischen Erreger befallen sind, wie der, der bereits 2011 auf der Station grassierte. Die Kinder sind aber nicht erkrankt. Am Montag und Dienstag starben nun zwei andere Säuglinge, die per Notoperationen kurz zuvor auf die Welt gekommen waren. Eins von ihnen war zunächst leblos geboren worden und starb vier Tage später. Beide Mütter lagen schon länger als Risikoschwangere im Klinikum.

Staatsanwaltschaft eingeschaltet

Die Babys wiesen ein Klebsiella-Bakterium auf. Die Wahrscheinlichkeit sei durchaus hoch, dass es sich um den genidentischen Keim handele wie bei den anderen befallenen Kindern, sagte Jürgens-Pieper. Die Kinder werden nun gerichtsmedizinisch untersucht. Zudem wurde die Staatsanwaltschaft informiert. Da die beiden verstorbenen Kinder in zwei verschieden Zimmern gelegen haben, spreche vieles für eine Übertragung durch andere Personen.

Die Frühgeborenen-Station war im November geschlossen worden, um sie zu desinfizieren. Anfang Januar war sie wiedereröffnet worden. Die Kinder, die dort lägen und die transportfähig seien, sollten in ein anderes Krankenhaus verlegt werden, sagte Jürgens-Pieper. Es werde geprüft, ob vorübergehend im Krankenhaus Links der Weser eine Station für kleine Frühchen unter 1.500 Gramm errichtet werden könne. Wie eine dauerhafte Lösung aussehen könne, sei noch nicht endgültig geklärt.

Die CDU bezeichnete die personellen Konsequenzen als "längst fälligen Schritt". Die Personalentscheidungen hätten schon viel früher fallen und Jürgens-Pieper damit ihre Handlungsfähigkeit unter Beweis stellen müssen, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Fraktion Rainer Bensch. Auch die Grünen begrüßten die Freistellungen. (dapd)