Bremen. Nach dem Aufnahmestopp auf der Frühgeborenen-Station im Klinikum Bremen-Mitte droht der Station möglicherweise das Aus. Ob die Ursache des erneuten Keimbefalls der Abteilung geklärt werden könne, ist Experten zufolge ungewiss.
Nach den erneuten Keimbefunden steht der Frühgeborenen-Station im Klinikum Bremen-Mitte möglicherweise die Schließung bevor. Ob und wann der Aufnahmestopp aufgehoben werden könne, hänge von den Ergebnissen des Robert-Koch-Instituts und des Personalscreenings ab, sagte die Sprecherin des Gesundheitsressorts, Karla Götz, am Dienstag. Diese würden frühestens Ende der Woche erwartet, sagte ein Sprecher des Klinikbetreibers Gesundheit Nord. Ob die Ursache des erneuten Keimbefalls der Abteilung geklärt werden könne, sei aber ungewiss.
Die vergangene Woche gefundenen Keime haben höchstwahrscheinlich den gleichen Stamm wie jene, an denen 2011 mehrere Babys starben. Das ergaben Tests eines Bochumer Speziallabors. Die sogenannten ESBL-Klebsiellen waren bei einer Routineuntersuchung an drei Frühgeborenen nachgewiesen worden. Der am Freitag verhängte Aufnahmestopp werde aufrechterhalten, sagte Götz. "Alles andere wäre unverantwortlich."
Unterdessen werde geprüft, wie schnell die Frühchenstation im Klinikum Links der Weser um ein Level-1-Zentrum erweitert werden könne, das sehr kleine Frühchen versorgen kann. Momentan müssten Hochrisikoschwangere in Kliniken in Oldenburg oder Rotenburg/Wümme ausweichen, sagte Götz. Mit den im Klinikum Bremen-Mitte verbliebenen Hochrisikoschwangeren werde einzeln besprochen, ob sie verlegt werden könnten oder wollten. Neue Patientinnen mit der Gefahr einer Frühgeburt würden nicht aufgenommen, sagte Götz.
"Wir waren so erschüttert"
Erst Anfang Januar war die Frühchenstation nach umfangreichen Desinfektionen und Umbauten nach zwei Monaten Schließung wiedereröffnet worden. Wie es erneut zu den Hygieneproblemen kommen konnte, können sich Klinik und Gesundheitsressort nicht erklären. "Wir waren so erschüttert", sagte Götz. Noch bis Freitag werden 50 Schwestern und Ärzte überprüft, indem im Abstand von einigen Tagen von ihnen zwei Abstriche genommen werden.
Die drei jüngst vom Keim befallenen Kinder sind indes nicht erkrankt. Sie wurden von den anderen Säuglingen auf der Frühgeborenen-Station isoliert. Vergangenes Jahr waren mindestens drei Babys infolge von Keiminfektionen gestorben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt in sechs Fällen. Der Hygieneskandal wurde im November 2011 publik, mittlerweile befasst sich auch ein Untersuchungsausschuss der Bremischen Bürgerschaft mit den Fällen. (dapd)