Aschaffenburg. . Jörg Kachelmann kann es doch nicht ganz lassen: Der ehemalige ARD-Wettermoderator sagt am Freitag erstmals nach seinem Prozess wieder vor der Kamera das Wetter an. Eigentlich wollte Kachelmann das nie wieder tun.

Nach knapp zweijähriger unfreiwilliger Pause kehrt Jörg Kachelmann wieder als Wettermoderator auf Fernsehbildschirme in Deutschland zurück: Von Freitag an soll der 53-Jährige für den TV-Sender main.tv das Wochenendwetter präsentieren.

Schon seit März 2011 stellt Kachelmann das Wochenendwetter bei Radio Primavera vor, das ebenfalls im Funkhaus Aschaffenburg produziert wird. Im Zuge der Verhandlungen über eine Verlängerung des Ein-Jahres-Vertrages fragten ihn die Aschaffenburger Medienmacher, ob er das Wetter auch den Fernsehzuschauern erklären würde. „Als er gesagt hat, das macht er, waren auch wir ein Stück weit überrascht“, erläutert der Chefredakteur von main.tv und Radio Primavera, Marco Maier.

Denn Maier kannte natürlich Kachelmanns Aussage aus dem Herbst 2010, dass er keine Wettersendungen im Fernsehen mehr moderieren könne: „Nachdem Staatsanwaltschaft und Medien mein angebliches Privatleben gewaltsam öffentlich gemacht haben, wär’s mit dem Blumenkohlwolken-Onkel wohl schwierig“, hatte der Moderator in einem Interview gesagt. „Das Kapitel Fernsehen ist dadurch für mich beendet worden.“

Prozess beendete Moderatoren-Karriere

Kachelmann hatte bis März 2010 im Ersten das Wetter präsentiert - bis er bei der Rückkehr als ARD-Berichterstatter bei den Olympischen Spielen in Kanada am Frankfurter Flughafen festgenommen wurde: Eine Ex-Freundin hatte ihm vorgeworfen, sie im Februar 2010 mit einem Messer bedroht und vergewaltigt zu haben. Der Moderator hatte dies stets bestritten und wurde vom Landgericht Mannheim aus Mangel an Beweisen freigesprochen.

Noch während der Prozess lief, wurde Kachelmann von Radio Primavera engagiert: Am 4. März 2011 sagte er dort das erste Mal seit seiner Verhaftung wieder das Wetter in Deutschland an. „Die Resonanz war außerordentlich gut, weit über das Prozessende hinaus“, erinnert sich Maier. Die Entscheidung, Kachelmann zu verpflichten sei „absolut richtig“ gewesen - ein „Glücksgriff“. Die Qualität seines Wetterberichts habe die Hörer überzeugt und solle nun auch den TV-Zuschauern geboten werden. Der Vertrag mit main.tv, dessen Sendegebiet das westliche Unterfranken und das östliche Rhein-Main-Gebiet umfasse, laufe ein Jahr.

Nach Aschaffenburg reisen muss Kachelmann deswegen freilich nicht. Der 53-Jährige wird seine Einspieler zuhause in der Schweiz produzieren und auf den Server von main.tv stellen. Der Wetterbericht soll dann zum einen auf der Internetseite des Senders abrufbar sein, zum anderen in den Nachrichtensendungen am Abend gezeigt werden.

Einfache Präsentation

Von Kachelmanns Auftritten im Ersten wird sich der main.tv-Wetterbericht stark unterscheiden: weniger Hightech, mehr Handarbeit. main.tv schickte dem Moderator laut Maier Karten des Sendegebiets, auf denen Kachelmann Temperaturen, Winde oder andere Vorhersagen einzeichnen könne. Die Präsentation werde „sehr einfach, sehr authentisch“, schwärmt der Chefredakteur. (dapd)