Zürich. . Jörg Kachelmann ist zurück. Zumindest in der Öffentlichkeit. Nach seinem Freispruch im Vergewaltigungsprozess vor sechs Wochen hat er sich in Zürich zum ersten Mal wieder blicken lassen. Und findet zurück zu altem Selbstvertrauen.
Er ist wieder da! Vor sechs Wochen, nach seinem Freispruch, verschwand er eilig und schweigend aus dem Gerichtssaal, wollte von niemanden erkannt, geschweige denn angesprochen werden. Gestern nun tritt Jörg Kachelmann erstmals wieder öffentlich auf, als Chef seiner Schweizer Wetterfirma, offensiv und bald auch wieder charmierend. Ganz als wollte er sagen: „War da was?“
Da muss etwas gewesen sein. Schließlich kommen allein wegen einer schlichten Pressekonferenz des mittelständischen Schweizer Unternehmens Meteomedia nicht -zig Journalisten aus Deutschland. Ort und Zeitpunkt sind dabei wohl gewählt. Der Saal Jura im siebten Stock eines Züricher Luxushotels verheißt mit Blick auf Start- und Landebahn des Flughafens Weltläufigkeit, dahinter liegen anheimelnd die Schweizer Hügel. Noch dazu hat Jörg Kachelmann an diesem Freitag Geburtstag. 53 Jahre wird er.
Kachelmann - der eloquent-flapsige Wetterfrosch
Und natürlich weiß Kachelmann, weiß auch sein Team ganz genau, weshalb er so viel Aufmerksamkeit genießen darf. Auch wenn sein Verwaltungsrat Martin Kurer gleich zu Anfang deutlich macht, dass es hier nur um Meteomedia, um das Unternehmen und seine geschäftlichen Perspektiven gehen wird, auch wenn er vielsagend anmerkt, er hoffe, dass alle, die „für ein anderes Thema gekommen seien, nicht enttäuscht sind“.
Aber Kachelmann spielt mit ihrem Interesse, er nutzt es geschickt. Wo er anfangs noch dezent als Letzter den Raum betritt, wo er seinen Kollegen und deren Vorträgen den Vortritt lässt, gewinnt der alte Kachelmann, der eloquent-flapsige Wetterfrosch, mehr und mehr Oberwasser. „So viele Lütt!“ – er spricht Schwyzerdütsch – so viele Leute, so viele Mikros hätte er sich für die Meteorologie schon immer gewünscht. Sagt’s und lächelt.
Doch zunächst werden vor allem seine Leute reden. Darüber, dass ihre Wetterdaten, ihre Unwetterwarnungen demnächst für alle, die sie wollen, als SMS oder Apps zu haben sind. Über die Wetterstationen, die man auf den Philippinen plane und darüber, dass sämtliche Kachelmann-Wettersendungen künftig nicht mehr in der Schweiz, sondern bei der Bavaria in München produziert werden. Der starke Schweizer Franken mache das nötig, die deutschen Kunden bestünden darauf, ausschließlich mit Euro zahlen. Natürlich ist Bavaria ein Top-Partner. PR-Geplänkel. Die Journalisten im Saal wollen anderes hören. Wie Meteomedia seine Abwesenheit verkraftet habe? Kachelmann, jetzt ins Hochdeutsche wechselnd: „Viele denken ja, er ist nicht im Fernsehen, oh Gott, was wird er tun? Ich arbeite schon seit vielen Monaten wieder, so weit es mir möglich war unter den besonderen Umständen.“
Kachelmann spielt wieder mit den Blicken der Frauen
Ob er nun doch wieder ins Fernsehen will? Da schweigt er einen langen Moment, hebt fragenden Blickes die Schultern: „Die Entscheidung liegt bei der ARD... Es gibt viele, die denken, ich will ins Fernsehen, weil ich nur dann über den roten Teppich gehen kann und in die ,Gala’ komme.“
Längst ist es jetzt mit der anfänglich betonten Zurückhaltung vorbei, dafür kleine ironische Andeutungen wie diese: „Und ich sehe der Entscheidung (der ARD; Red.) sehr entspannt entgegen. Ich bin auch nicht narzistisch gekränkt, wenn es nicht so kommt.“ Ja, tatsächlich, da war was! Ein Prozess, in dem es hieß, er, Jörg Kachelmann, habe seine Ex-Geliebte vergewaltigt, weil sie sich von ihm trennte und er das als „narzistische Kränkung“ empfunden habe.
Vorbei. Vorläufig zumindest, bis das Urteil endgültig rechtskräftig ist. Kachelmann, der Fernsehmensch, mag sich aber nicht mehr gedulden. Und wenn man genau hinsah, konnte man beobachten, wie er auch schon wieder mit den Blicken der Frauen spielt.