Berlin. Beim Absturz der Air-France-Maschine sind 28 Deutsche ums Leben gekommen. Damit korrigierte das Auswärtige Amt die bisherigen Zahlen um zwei nach oben. Vier Opfer stammen aus NRW. Außerdem gibt es weitere Hinweise darauf, dass das Flugzeug in der Luft auseinander gebrochen ist.

Bei der Flugzeugkatastrophe über dem Atlantik sind 28 Deutsche ums Leben gekommen, zwei mehr als bislang von Air France mitgeteilt. Die neue Zahl nannte das Auswärtige Amt am Donnerstag. Der Airbus brach nach Angaben von Experten vermutlich in der Luft auseinander. Darauf deuten die letzten Funkmeldungen über das Versagen der Instrumente, die breite Streuung der Trümmer und die kilometerlange Kerosinspur hin. Nach Medienberichten hatte die Maschine zuletzt eine falsche Geschwindigkeit.

Insgesamt saßen 228 Menschen in dem Flugzeug, das in der Nacht zum Montag rund 1.000 Kilometer vor der brasilianischen Küste verschwand. Elf der deutschen Opfer kamen dem Auswärtigen Amt zufolge aus Baden-Württemberg, je vier aus Bayern und Nordrhein-Westfalen. Je zwei Fluggäste kamen aus Berlin, Hamburg und Bremen. Eines der Opfer lebte in Hessen. Zwei der getöteten deutschen Staatsbürger lebten im Ausland.

War das Flugzeug zu langsam?

Französische Medien berichteten, der Airbus könnte aufgrund einer falschen Geschwindigkeit manövrierunfähig gewesen sein. Dies hält auch der Hamburger Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt für die wahrscheinlichste Erklärung der Katastrophe: «Wenn ein Flugzeug in dieser Höhe fliegt - 10.600 Meter hoch - hat es zwischen der Mindestgeschwindigkeit, unter der es abkippt, und der Höchstgeschwindigkeit, über der die Strömung über dem Flügel zusammenbricht, ein relativ geringes Polster von höchstens 50 Stundenkilometern», sagte er am Donnerstag der AP.

«Wenn ein Flugzeug dann von einer Böe mit 160 Stundenkilometern ergriffen wird, ändert sich seine Fluggeschwindigkeit schlagartig.» Die Maschine falle aus ihrem Geschwindigkeits-Fenster heraus und gerate außer Kontrolle. «So könnten die mechanischen Belastungen entstanden sein, die zum Auseinanderbrechen geführt haben», sagte Großbongardt.

Die am Mittwoch bekanntgewordenen letzten Funkmeldungen legen dieses Horrorszenario nahe. Gegen 23.00 Uhr Ortszeit meldete der Pilot, er sei in eine Region mit «CBs» geraten: schwarze, elektrisch aufgeladene Wolken, die mit Böen von 160 Stundenkilometern und Blitzen einhergehen. Die folgenden Meldungen waren automatisch: die Abschaltung des Autopiloten, der Ausfall der primären Stromversorgung, eine Beschädigung wichtiger Stabilisierungssysteme, schließlich der sukzessive Ausfall aller Steuerfunktionen. Die letzte Meldung um 23.14 Uhr dokumentiert einen Kabinendruckabfall und den kompletten Stromausfall.

Trümmer über 230 Kilometer verstreut

«Das sieht ganz klar wie die Geschichte eines Flugzeugs aus, das auseinanderbrach», sagte ein Branchenexperte der Nachrichtenagentur AP. «Wir wissen noch nicht warum. Aber das werden die Ermittlungen zeigen.» Allerdings wurden bei der Suche nach weiteren Trümmern und vor allem nach Flugdatenschreiber und Stimmrekorder am Donnerstag keine Fortschritte gemeldet.

Am Vortag waren weitere Wrackteile rund 1.000 Kilometer vor der brasilianischen Küste geortet worden. Die Trümmer sind nach Angaben der brasilianischen Luftwaffe über einen Umkreis von 230 Kilometern verstreut. Die bereits am Dienstag entdeckte Kerosinspur ist rund 20 Kilometer lang. (ap)