Fernando de Noronha/Paris. Der Air-France-Airbus ist vor seinem Absturz offenbar durch eine gewaltige Gewitterfront geflogen. Eine brasilianische Tageszeitung veröffentlichte am Mittwoch eine Chronik der letzten Funksignale. Demnach brach die Maschine in großer Höhe auseinander und stürzte ins Meer.

Stürzte das Flugzeug wie ein Stein ins Meer, weil die Tragflächen plötzlich vereisten? Waren die 228 Menschen an Bord des Airbus in den letzten dramatischen Minuten vor dem Absturz noch bei Bewusstsein? Hatte die Crew im Cockpit überhaupt noch eine Chance, die Maschine in der Luft zu halten?Die Air-France-Maschine ist vor ihrem Absturz offenbar durch eine starke Gewitterfront geflogen. In den letzten dramatischen Minuten fielen dann nacheinander lebenswichtige Systeme an Bord der Unglücksmaschine aus. Das geht nach einem Bericht der brasilianischen Zeitung «O Estado de S. Paulo» aus den automatischen Funksignalen der Maschine hervor. Die Zeitung beruft sich auf Quellen bei Air France. Weder die Fluglinie noch die brasilianische Luftwaffe wollte den Bericht bestätigen.

In tausenden Metern auseinandergebrochen

Die Zeitung druckte in ihrer jüngsten Ausgabe eine Chronik der Funksignale ab, die über das bisher Bekannte hinausgeht. Sollte sie sich als korrekt herausstellen, deutet sie darauf hin, dass Flug 447 in tausenden Meter Höhe auseinandergebrochen ist, als die Maschine durch einen gewaltigen Gewittersturm flog, wie ein Experte der Nachrichtenagentur AP sagte.

Dem Bericht zufolge schickte der Pilot gegen 23 Uhr Ortszeit ein manuelles Signal, dass der Airbus durch eine Region mit «CBs» flog - die Abkürzung steht für Cumulunimbus-Wolken; mächtige, elektrisch aufgeladene Gewitterwolken, in denen heftige Turbulenzen herrschen, die mit starken Winden und Blitzen einhergehen. Satellitendaten haben gezeigt, dass Gewitterwolken zu dieser Zeit bis zu 160 Stundenkilometer schnelle Sturmböen gegen die Flugrichtung der Maschine, die auf dem Weg von Rio de Janeiro nach Paris war, schickten.

Zehn Minuten später schickte das Flugzeug eine ganze Serie von Funkmeldungen, die darauf hindeuten, dass der Autopilot abgeschaltet und das Computersystem auf eine alternative Energieversorgung umgeschaltet wurde. Kontrollen, die für die Stabilität des Flugzeugs gebraucht werden, waren zu diesem Zeitpunkt bereits beschädigt. Außerdem ertönte ein Alarmsystem, was dem Bericht zufolge auf eine weitere Verschlechterung der Flugsysteme hindeutet.

Kollaps der Bord-Elektronik

Drei Minuten später deuten weitere automatisch gefunkte Signale darauf hin, dass zwei weitere wichtige Systeme, mit denen die Piloten Geschwindigkeit, Höhe und Richtung überwachen, ausgefallen sind. Dann gibt es eine ganze Flut von anderen elektrischen Ausfällen in den Systemen, die den Hauptflugcomputer und die Tragflächen-Störklappen kontrollieren.

Die letzte Meldung kam dann, wie bereits bekannt, um 23.14 Uhr brasilianischer Zeit. Sie weist auf einen Abfall des Kabinenluftdrucks und einen Ausfall der Elektrik hin. Die Zeitung erklärte, dies könne einen plötzlichen Druckabfall bedeuten oder auch heißen, dass das Flugzeug schon in den Ozean stürzte.