Recife. Eine Woche nach dem Absturz der Air-France-Maschine über dem Atlantik werden immer mehr Leichen und Wrackteile gefunden. "Wir navigieren durch ein Meer von Trümmern", so der Kapitän eines Bergungsschiffes. Auch gibt es neue Theorien zur Absturzursache.
Knapp eine Woche nach dem Airbus-Absturz über dem Atlantik sind nach Angaben der brasilianischen Luftwaffe am Wochenende insgesamt 17 Leichen aus dem Meer geborgen worden. Außerdem seien mehrere Wrackteile des abgestürzten Airbus geborgen worden, sagte Oberst Henry Munhoz am Sonntagabend (Ortszeit). In welchem Zustand die geborgenen Leichen waren, wollte der Sprecher der Luftwaffe nicht bekanntgeben, da dies zu schmerzlich für die Angehörigen sei.
Munoz berichtete weiter, die brasilianischen Rettungskräfte hätten neun Leichen geboren: vier Frauen, vier Männer und eine Leiche, bei der das Geschlecht nicht mehr zu bestimmen gewesen sei. Acht weitere Tote seien von französischen Militärhubschraubern geborgen worden, sagte Munoz. Nähere Informationen zu diesen Leichen habe er nicht.
Alle geborgenen Leichen und Trümmerteile wurden in einer Gegend gefunden, die rund 70 Kilometer entfernt von der Stelle liegt, von der das letzte Funksignal der Maschine geschickt wurde. «Wir navigieren durch ein Meer von Trümmern», erklärte Kapitän Giucemar Tabosa Cardoso von der brasilianischen Marine.
Zur Katastrophe kam es rund 1.000 Kilometer vor der brasilianischen Küste. Unter den Passagieren, die von Rio de Janeiro nach Paris fliegen wollten, waren auch 28 Deutsche. Ob ein Deutscher unter den geborgenen Leichen ist, blieb bislang unklar.
Vereiste Sensoren
Unterdessen wurden technische Probleme bekannt, die beim Absturz der Air-France-Maschine in der Nacht zu Pfingstmontag die entscheidende Rolle gespielt haben könnten: Das Unglücksflugzeug war mit Sensoren unterwegs, die in großer Höhe schnell vereisten und deswegen mehrfach widersprüchliche Informationen zur Fluggeschwindigkeit lieferten.
Der Flugzeugbauer Airbus hatte seinen Kunden empfohlen, bei allen Maschinen vom Typ A330 die Geschwindigkeitssensoren auszutauschen. Die Airbus-Empfehlung stammt vom letzten September, Air France begann nach eigenen Angaben aber erst Ende April, seine Maschinen umzurüsten. Laut dem französischen Ermittlungsleiter Paul-Louis Arslanian muss das Flugzeug trotz der mangelhaften Technik nicht unsicher gewesen sein.
Allerdings empfing die Maschine den Ermittlern zufolge widersprüchliche Geschwindigkeitsinformationen, als sie durch ein schweres Unwetter flog und abstürzte oder bereits in der Luft auseinanderbrach. Schon eine Abweichung um 50 Stundenkilometern reicht nach Einschätzung von Experten aus, um Flugzeuge unkontrollierbar zu machen. (ap)