Gießen/Mayen. Der mutmaßliche Kinderschänder "Christoph" arbeitete über Jahre als Übungsleiter in der Eifel. 2006 stand er bereits vor Gereicht. Das Verfahren wurde eingestellt. Ausgerechnet in dem Jahr, als die 42 Videos entstanden sein sollen. Frühere Vereinskollegen sind entsetzt.

„Wenn jemand so 'was mit meinen Kindern machen würde, weiß ich nicht, was ich tun würde.” Das sagt Anton Stan, Pressesprecher des TuS Kaisersesch. Bei dem Verein in dem kleinen Eifelstädchen in der Nähe seines Heimatortes Mayen hat der mutmaßliche Kinderschänder „Christoph” von 2004 bis 2008 als Übungsleiter in der Turnabteilung gearbeitet.

"Er war ein Kumpeltyp"

Am Tag eins nach der Verhaftung ist Stans geschockt. Genau wie der Vorsitzende des TuS, Dietmar Larm. „Er war ein Kumpeltyp”, erinnert sich Larm. „Er kam mit den Kindern – allesamt Jungen zwischen vier und neun Jahren – und deren Eltern gut klar.” Dass der 37-jährige mutmaßliche Täter, der Kinder – ausgerechnet zwischen vier und neun Jahren – massiv missbraucht haben und dies auf mindestens 42 Videos aufgezeichnet haben soll, schon während seiner Amtszeit beim TuS 2006 einmal angeklagt gewesen ist, wusste der Verein nicht. Sagt Larm.

„Es ging um eine Straftat gegen die sexuelle Selbstbestimmung”, erklärt der Pressestaatsanwalt am Trierer Landgericht Ingo Hromada. Das Verfahren sei damals eingestellt worden. „Zum Glück mangels hinreichenden Tatverdachts”, ergänzt der Gießener Oberstaatsanwalt Reinhard Hübner, der nach dem Auftauchen der Videos die Ermittlungen führte. „So können wir diese Tat in die Anklage mitaufnehmen.”

„Christoph” hatte sich am Donnerstag im bayrischen Sonthofen, wo er als Aushilfskellner arbeitete, selbst gestellt. „Noch hat er keine Aussage gemacht”, erklärte Hübner gestern. Dieser vermutet, dass „Christoph” die missbrauchten Kinder über den Verein kennengelernt hat. Mehr sagt er nicht.

Kritik an früheren Ermittlungsmethoden

Mit diesem Bild suchte die Polizei den Verdächtigen, der sich nach dem Fahndungsdruck selbst stellte.
Mit diesem Bild suchte die Polizei den Verdächtigen, der sich nach dem Fahndungsdruck selbst stellte.

Dafür schütteln einige seiner Kollegen hinter vorgehaltener Hand den Kopf und sinnieren laut. Sie sind entsetzt, dass ausgerechnet 2006, in dem Jahr, in dem die Missbrauchsvideos wahrscheinlich entstanden sind, das Verfahren in Trier eingestellt wurde. Sie kritisieren, wie die vermeintlichen Opfer damals verhört wurden. „Wenn man Kinder zu oft hört, widersprechen sie sich”, erläutert ein Justiz-Insider. Und ergänzt: „Wenn ich mir das damalige Gutachten ansehe, muss ich die Wertigkeit solcher Abhandlungen anzweifeln.”

„Christoph” wurde am Freitag dem Haftrichter vorgeführt. In den nächsten Wochen wird er nach Trier überstellt. Dort wird ihm auch der Prozess gemacht - zum zweiten Mal. Allerdings hat sich nach Ansicht von Ingo Hromadas, stellvertretender Leiter der Staatsanwaltschaft Trier, die Beweislage erheblich verändert: Die Video-Aufnahmen, die der 37-jährige Christoph G. selbst ins Internet stellte, belegen nach Angaben von Hromadas, dass es genau die Straftaten waren, deretwegen damals ermittelt wurde. Tatorte seien im Bereich der Stadt Daun gewesen, deshalb sei die Staatsanwaltschaft Trier zuständig. Die Ermittlungsakten seien inzwischen der Staatsanwaltschaft Gießen übermittelt worden. Diese ist vorläufig noch für das Verfahren zuständig.

Das Bundeskriminalamt hatte nach dem Kinderschänder öffentlich gefahndet - mit Fotos, Videos und Stimmproben über das Internet und die ZDF-Sendung «Aktenzeichen XY ... ungelöst». Weniger als 24 Stunden stellte sich der 37-Jährige am Donnerstagmittag der Polizei im bayerischen Sonthofen, wo er Urlaub machte. (mit ap)

Fand Kinderschänder seine Opfer im Sportverein?

Bilder aus der Wohnung des gesuchtes Mannes.
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