München. Ein 49-jähriger Leichtathletik-Trainer hat am Dienstag vor dem Münchner Landgericht gestanden, sich über einen Zeitraum von 18 Jahren insgesamt hundertfach an Sportschülern zwischen 8 und 17 Jahren vergriffen zu haben. Drei weitere Fälle seien inzwischen verjährt.
Ein Spitzentrainer der deutschen Leichtathletik hat den jahrelangen Missbrauch von jungen Sportlern gestanden. Der 49-jährige Ewald K. räumte am Dienstag vor dem Münchner Landgericht ein, sich von 1990 bis vergangenes Jahr hundertfach an acht Sportschülern im Alter zwischen 8 und 17 Jahren vergangen zu haben. «Das stimmt so», erklärte der Leichtathletik-Bundestrainer zur Anklageschrift der Staatsanwaltschaft. Der Missbrauch von drei weiteren jungen Leichtathleten ist inzwischen verjährt.
Drohungen und Geschenke
«Es tut mir unendlich leid, was ich angerichtet habe», sagte der Mann schluchzend. «Ich weiß nicht, was in mir vorging.» Der Trainer räumte ein, er habe die Jungen teils mit Drohungen und Geschenken zum Schweigen gebracht. Durch sein Geständnis bleiben den Opfern Aussagen erspart - zudem reduziert sich die Strafe. Sie solle nicht mehr als acht Jahre betragen, erklärte Richterin Petra Beckers nach einer Absprache zwischen Gericht, Staatsanwaltschaft, Verteidiger und Nebenkläger mit Blick auf das Geständnis. Das Gesetz sieht bis zu 15 Jahre vor.
Der Mann aus dem oberbayerischen Penzberg sitzt seit November 2008 in Untersuchungshaft. Er war seit 2001 hauptberuflich Bundestrainer des Deutschen Leichtathletikverbandes und hielt auch Weiterbildungen. Laut Anklage missbrauchte der ledige Mann in etwa 300 Fällen Jungen und junge Männer, die seinen Trainingsgruppen angehörten. In 15 Fällen fügte der Mann seinen Opfern auch körperliche Verletzungen zu.
Opfer im Kinderzimmer missbraucht
Das jüngste Opfer, ein heute 26-jähriger Mann, war laut Anklage beim ersten Übergriff acht Jahre alt und wurde über Jahre hinweg mindestens 215 Mal missbraucht. Diesen Jungen, dessen Familie der Trainer gut kannte, zwang er demnach im Alter von etwa neun Jahren erstmals zum Analverkehr. Zudem missbrauchte er das Kind bei einem Besuch in dessen eigenem Zimmer. Auch den älteren Bruder des Jungen missbrauchte er. Diese Taten sind aber inzwischen verjährt.
Er habe dem Jungen befohlen, über die Vorfälle zu schweigen und ihm auch Geschenke wie Geld und Kleidung gemacht, sagte Ewald K. Zudem habe er ihm auch mit dem Rauswurf aus der Trainingsgruppe gedroht. Die sexuellen Handlungen habe er dem Kind anfangs mit der positiven Wirkung auf die sportliche Leistung erklärt. «Ich kann das heute auch nicht mehr nachvollziehen», sagte Ewald K. zu den Übergriffen.
Übergriffe auch in Trainingslagern und auf Autofahrten
An den meisten Jungen verging sich der Trainer in Sporthallen, etwa auch in der Münchner Olympiahalle. Der Mann nutzte aber auch Trainingslager, seine Wohnung und Autofahrten für sexuelle Übergriffe. Der Missbrauch flog auf, weil eines seiner Opfer Jahre später zur Polizei ging.
Er wolle sich mit Briefen bei den jungen Männern entschuldigen und eine Therapie beginnen, sagte Ewald K.. Auch über eine finanzielle Entschädigung denke er nach. Er selbst sei im Alter von 16 und 19 Jahren von Männern vergewaltigt worden, berichtete der Mann. Diese Taten habe er aber nie angezeigt.
Bevor er Bundestrainer wurde, arbeitete der gelernte Restaurantfachmann bis 1998 als stellvertretender Oberkellner in einem Münchner Luxushotel. Seine Trainerlaufbahn begann der gebürtige Österreicher beim TSV Penzberg, wo er mehrere Jahre für das Lauftraining von Jungen ab sechs Jahren zuständig war. Er trainierte auch Schüler eines Sportgymnasiums. «Ich habe den Job gelebt und geliebt», sagte Ewald K.
Das Urteil wird voraussichtlich am Mittwoch gesprochen, dann soll auch über eine mögliche Sicherungsverwahrung entschieden werden. (ap)