Essen. Ungeniert filmen und fotografieren Kinderschänder ihre Greueltaten – die perversen Bilder kursieren anschließend unter Gleichgesinnten. Jetzt schlagen Staatsanwaltschaften und BKA die Perversen mit ihren eigenen Waffen – und geben die Bilder zur Fahndung an die Öffentlichkeit.
Bereits wenige Stunden, nachdem das Bundeskriminalamt (BKA) die Bilder eines mutmaßlichen Kinderschänders veröffentlicht hatte, konnte ein Mann festgenommen werden. Es hatte, so eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Gießen, mehrere Hinweise aus der Bevölkerung gegeben.
Allerdings sei die Videosequenz bereits Gegenstand eines Verfahrens und einer Verurteilung gewesen, erklärt die nun zuständige Staatsanwaltschaft in Rostock. Der 66-Jährige war bereits 1994 für die per Video aufgenommenen Taten verurteilt worden, wie der Oberstaatsanwalt Peter Lückemann erklärte. Der geistig eingeschränkte Mann war damals in einer Psychiatrie untergebracht und lebt heute in einer Einrichtung für betreutes Wohnen.
Trotz alledem beweist dieser Fall einmal mehr, dass die Strategie aufgeht. Die Öffentlichkeitsfahndung hat nach Auskunft der Staatsanwaltschaft in Rostock großen Erfolg.
Videoaufnahmen veröffentlicht
Am Dienstag hatte das Bundeskriminalamt auf seiner Internetseite Ausschnitte aus einem Video und Stimmaufnahmen veröffentlicht. Die Aufnahmen wurden daraufhin von zahlreichen Medien aufgegriffen. Laut dem BKA zeigt das vollständige Video zwei Jungen im Alter von etwa elf bis 15 Jahren an einem FKK-Strand bei sexuellen Handlungen, die vom Täter angewiesen und aufgenommen wurden.
Das Video ist den Ermittlern seit Ende 2008 bekannt und wurde den Angaben zufolge mit hoher Wahrscheinlichkeit am 26. Mai 1993 aufgenommen. Demnach wären die damaligen Opfer heute etwa 27 bis 31 Jahre und der Täter schon 65 bis 75 Jahre alt. Es sei nicht auszuschließen, dass der Mann weitere Kinder fortgesetzt missbrauche, hatte das BKA erklärt.
Man habe die Öffentlichkeitsfahndung gestartet, nachdem alle bisherigen Fahndungsmaßnahmen nicht zur Identifizierung des Tatverdächtigen geführt hätten.
Erst Anfang August hatte sich nach einer ähnlich gearteten Suche mit Videoclip in der Fernsehsendung «Aktenzeichen XY...» ein mutmaßlicher Sexualstraftäter der Polizei gestellt. (ap)