Menden. Nach dem schweren Unfall beim Schützenfest in Menden trauert ein ganzer Ort. Ein Rentner hatte die Kontrolle über sein Auto verloren und zwei Schützen getötet. Zeugen berichten, wie sie das Unglück erlebten: Bürgermeister Rudolf Düppe dachte zunächst an ein Attentat.
Einer der Höhepunkte des Festes der Schützenbruderschaft St. Hubertus Menden-Nord stand am Sonntagnachmittag an: der große Festzug. Mit zahlreichen befreundeten Vereinen marschierten die Schützen von der Innenstadt zu ihrem Vereinsheim. Zum 60. Geburtstag des Vereins waren besonders viele befreundete Vereine und Ehrengäste dabei.
Die Gast gebenden Hubertusschützen bildeten dabei den Schluss des Festzuges, als plötzlich ein schwarzer Mercedes A-Klasse von hinten in die Menschenmenge raste. Zuvor hatte er einen Wagen des Deutschen Roten Kreuzes, der den Festzug sicherte, sowie mehrere dahinter wartende Pkw überholt.
„Ich habe gedacht, das ist ein Attentat”
Wie Kegelpuppen wurden die Körper der Festzugteilnehmer durch die Luft geschleudert. „Das ist innerhalb von Bruchteilen von Sekunden passiert”, so ein Augenzeuge. „Da konnte keiner mehr reagieren.”
„Ich habe gedacht, das ist ein Attentat”, sagte Mendens Bürgermeister Rudolf Düppe wenig später sichtlich geschockt mit zitternden Händen. Das Auto des Unfallverursachers fuhr weiter, schob einen blauen Polizeiwagen, der für den Festzug die Straße sichern sollte, an den Straßenrand und stieß noch mit einem silberfarbenen Honda zusammen. Der Fahrer, ein 79-jähriger Mann aus Menden, blieb neben seinem Auto auf einer kleinen Mauer sitzen. Später wurde auch er ins Krankenhaus gebracht.
Zwei Männer waren sofort tot
Der Notruf wurde sehr schnell abgesetzt, weil mehrere Feuerwehrleute als Augenzeugen vor Ort waren. Sämtliche verfügbaren Kräfte der Polizei und Feuerwehr kamen zum Unfallort. Per stadtweitem Sirenenalarm wurden alle freiwilligen Feuerwehrleute alarmiert. Für zwei der Festzugteilnehmer allerdings — ein 40- und ein 69-jähriger Mendener — kam jede Hilfe schon am Unfallort zu spät.
Die beiden Offiziere der Hubertus-Bruderschaft waren wohl sofort tot, so Hubert Schulte, Pressesprecher der Mendener Feuerwehr. Zunächst meldete die Polizei, dass um 17.30 Uhr ein 34-jähriger Mendener ebenfalls verstorben war. Gegen 21.30 Uhr gab die Polizei dann bekannt, dass der Mann wiederbelebt werden konnte und in eine Kölner Spezialklinik verlegt wurde.
Betreuung in der Schützenhalle
Per Rettungshubschrauber wurden zwei weitere Schwerverletzte in Spezialkliniken gebracht. Gegen 21.30 Uhr lautete die traurige Zwischenbilanz der Polizei: Zwei Tote, 14 Schwerverletzte, 37 Leichtverletzte, darunter Menschen, die Augenzeugen des Unglücks waren. Die traumatisierten Festzugteilnehmer wurden in der nahegelegenen Schützenhalle, wo eigentlich gefeiert werden sollte, von medizinischem Personal und Seelsorgern betreut.
Noch zwei Stunden nach dem schrecklichen Unglück dröhnten Martinshörner durch die 58 000-Einwohner-Stadt Menden, die unter Schock steht. Das Schützenfest wurde abgebrochen, statt dessen findet am Montagabend ein Trauergottesdienst statt. Am Abend gegen 21 Uhr stehen immer noch Menschen am Unglücksort, ringen nach Worten. An der Kreuzung, an der die Todesfahrt endete, hat jemand einen Blumenstrauß zum Gedenken an die zwei toten Mendener niedergelegt.
„Ich habe gedacht, das ist ein Attentat"
