Menden. Schreckliches Ende eines Schützenumzuges. In Menden ist aus noch ungeklärter Ursache ein Autofahrer in eine Gruppe marschierender Schützen gerast. Drei Menschen starben, viele werden teils schwer verletzt. „Ein Wahnsinnstempo hatte der drauf", berichten Augenzeugen über den Unglücksfahrer.

Sie feiern seit Freitag, die Schützen der St. Hubertus Bruderschaft in Menden. Einen Tag länger als üblich. Weil Jubiläum ist. Das 60. Deshalb marschieren mehr mit als üblich. Und deshalb stehen wohl auch mehr Menschen vor der Tribüne, an der das amtierende Königspaar die Parade mit dem Bürgermeister abnimmt. „Es wirkte voller als in den anderen Jahren”, sagt Udo Becker. Auch er steht mit seiner Familie am Straßenrand.

Viertel vor vier ist es. „Kurz vor Ende des Zuges“, erinnert sich Becker. Auch die letzte Gruppe hat es gleich geschafft. Einmal noch rechts abbiegen und den Berg hoch, dann sind sie an der Halle.Und vorher noch einmal grüßen beim Königspaar. „Ein paar Minuten früher und es hätte Dutzende Tote gegeben”, glaubt Becker. Da waren noch viel mehr Menschen auf und an der Straße. Ein paar Minuten später und gar nichts wäre passiert.

„Ein Wahnsinnstempo hatte der drauf"

Wie genau es zum Unfall kam, ist noch nicht endgültig geklärt. Fest steht, dass plötzlich ein dunkler Mercedes A Klasse links an dem DRK-Wagen vorbeizieht, der den Schützenzug beschließt. „Ein Wahnsinnstempo hatte der drauf“, sagt Becker. Wie schnell genau der Wagen war, weiß die Polizei noch nicht. „Wir müssen erst alle Spuren auswerten”, sagt Polizeisprecher Dietmar Boronowski.

Knapp verfehlt der Wagen die Beckers. Andere haben weniger Glück. Ungebremst fährt das Auto vor den Augen der Ehrengäste in die letzte Schützengruppe, bis es viele Meter weiter in einen Polizeiwagen rast, der die Kreuzung sichert.

"Überall laute Schreie"

„Meterweit sind die Menschen plötzlich geflogen. Dann gab es überall laute Schreie. Es war schrecklich”, berichtet Beckers Frau Birgit. Überall Verletzte und Tote.

Blitzschnell sind Helfer vor Ort. Ärzte, Sanitäter, Feuerwehrleute, die mitmarschiert sind. Und schon nach Minuten trifft Verstärkung von Polizei und Feuerwehr ein. Doch für drei Offiziere der Schützenbruderschaft kommt jede Hilfe zu spät. Zwei sterben noch an der Unfallstelle, ein dritter wenig später auf dem Weg ins Krankenhaus. 34, 41 und 69 Jahre alt wurden die Opfer.

War es ein Herzanfall?

Knapp 50 Menschen werden verletzt. Vier von ihnen schwer. Ob Lebensgefahr besteht, weiß die Polizei gestern am frühen Abend nicht. Auch über die Unfallursache herrscht Unklarheit. Von einem Herzanfall des Mercedesfahrers ist die Rede. Augenzeugen allerdings wollen ihn nach dem Unfall nur leicht verletzt am Straßenrand gesehen haben. Boronowski kann weder das eine noch das andere bestätigen.

Ein Zelt wird nahe an der Unglücksstelle aufgebaut, ein Parkplatz mit großen Tüchern gegen neugierige Blicke geschützt. Helfer verteilen Getränke und Decken. Sie verbinden, sie legen Infusionen. Oft müssen sie einfach nur trösten.

Drei Rettungshubschrauber landen in der Stadt. Mit ihnen und vielen Krankenwagen werden die Verletzten auf die Krankenhäuser der Umgebung verteilt.

Viele Verletzte stehen unter Schock. Teilnahmslos starren sie in den Himmel. Ein junges Paar liegt sich weinend in den Armen. Helfer verteilen Mineralwasser und Decken. „So etwas Schlimmes wie heute habe ich noch nie erlebt”, sagt ein junges Mädchen.