Menden. Ein 79-jähriger Mann fuhr mit seinem Mercedes in einen großen Schützenumzug in Menden: Zwei Menschen starben bei dem schrecklichen Unfall, über 51 Menschen wurden verletzt, 14 davon schwer. Am Montagnachmittag schwebt ein 34-Jähriger immer noch in akuter Lebensgefahr.

Die Hauptamtlichen der Feuerwehr sitzen gerade beim Waffelessen in der Feuerwache, als der Zentralist um 15.49 Uhr per Lautsprecher durchgibt: „Ein Auto ist in den Schützenzug gerast.” Vor Ort bietet sich den Helfern ein Bild des Grauens. Der Unfallfahrer ist mit seinem schwarzen Pkw aus Richtung Walburgisgymnasium kommend auf dem Schwitter Weg gefahren.

Mitten auf dem Schwitter Weg steht zur Sicherung des Festzuges ein großer Wagen des Deutschen Roten Kreuzes. Dahinter warten zwei, drei Autos, um den Festzug in Ruhe passieren zu lassen. Dann aber schert der Rentner mit seinem Mercedes A-Klasse plötzlich aus, überholt und rast in den Festzug, dessen Schlussgruppe gerade von der Bachstraße in den Schwitter Weg abbiegt.

Ende der Horror-Fahrt

Erst an der nächsten Kreuzung kommt der Unfallwagen zum Stehen. Er fährt in einen Polizeiwagen, der dort parkt, um den Festzug abzusichern. Außerdem stößt er mit einem weiteren Fahrzeug, einem silberfarbenen Honda, zusammen.

Dann endlich endet die Horror-Fahrt. Der Unfallverursacher sitzt, an der Stirn blutend, lange auf einer kleinen Mauer neben seinem Fahrzeug, schaut immer wieder auf das schreckliche Bild, das sich seinen Augen bietet. Später wird auch er ins Krankenhaus gebracht.

Fassungslos und nach Worten ringend

„Ich habe gesehen, wie die Menschen durch die Luft geflogen sind”, sagt eine Mutter, die mit ihrem Kind auf dem Schwitter Weg steht. Sie weint und drückt ihren kleinen Sohn fest an sich. „Mama, warum weinst Du denn?”, fragt der Junge. „Er hat es zum Glück nicht gesehen”, sagt die junge Frau mit Blick auf ihr Kind.

Ähnlich wie diese Augenzeugin gibt es zahlreiche Betroffene, die gestern Nachmittag fassungslos und nach Worten ringend am Unfallort stehen. Bürgermeister Rudolf Düppe bleibt lange Zeit am Schwitter Weg, spricht mit den Schützen und anderen Betroffenen, sagt: „Ich war wenige Meter entfernt, als das Auto kam. Ich habe gedacht, das ist ein Attentat.”

Jede helfende Hand wird gebraucht

Wohin das Auge blickt, überall liegen Verletzte auf der Straße. Blut, benutzte Einweghandschuhe, Infusionsbeutel. Mehr als 100 Kräfte von Polizei und Feuerwehr sind im Einsatz, jede helfende Hand wird gebraucht. Feuerwehr-Einsatzleiter Rolf Klemp lässt stadtweiten Sirenenalarm auslösen, Ärzte aus dem Krankenhaus und niedergelassene Mediziner leisten erste Hilfe. Rettungswagen aus Iserlohn, Hemer, Balve und Wimbern werden zur Unterstützung angefordert.

Zwei Männer, die auf der Kreuzung Stiftstraße/Schwitter Weg liegen, werden wenige Minuten nach dem Unfall mit Decken zugedeckt. Für sie ist jede Hilfe zu spät gekommen. Die Feuerwehr geht davon aus, dass die beiden sofort tot waren. Um 17.30 Uhr trifft die Meldung ein, dass ein weiterer Mann seinen Verletzungen erlegen sei, vier Stunden später berichtigt sich die Polizei: „Der Mann konnte wiedergeholt werden.” Er wird vom Bochumer Bergmannsheil in eine Kölner Klinik verlegt, am Montagnachmittag kämpft er weiter um sein Leben.

Auf dem Platz neben den „Königsstuben” wird ein Zelt zur Erstversorgung der Verletzten aufgebaut, alles läuft sehr kontrolliert und gut organisiert ab. „Man übt so was zig mal, und wenn es dann tatsächlich zum Ernstfall kommt, dann funktioniert man nur noch”, erklärt Feuerwehr-Pressesprecher Hubert Schulte.

Augenzeugen stehen unter Schock

Die beiden Toten waren Offiziere der Hubertus-Bruderschaft, 40 und 69 Jahre alt. Als Gast gebender Verein haben die Hubertus-Schützen den Schluss des Festzuges gebildet. „Wir haben uns gewundert, warum die anderen nicht mehr nachkamen”, erzählt später eine junge Frau, deren Söhne für die Platte Heider Schützen im Festzug mitmarschiert sind.

„Da wussten wir noch nicht, was passiert war.” Ein Schütze aus der Lürbke sagt: „Wir sind weiter vorne im Zug mitgelaufen. Dass es uns nicht getroffen hat, war Glück. Einfach nur Glück.”

Am Abend berichtet die Polizei von insgesamt 14 Schwerverletzten und 37 Leichtverletzten. Darunter sind auch diejenigen, die zum Teil als Augenzeugen unter Schock stehen und notfallseelsorgerisch betreut werden.

Herzinfarkt? - "Reine Spekulation"

Zur Unfallursache kann Dietmar Boronowski, Pressesprecher der Kreispolizeibehörde Märkischer Kreis, am Abend noch nichts sagen. Am Unfallort gibt es Spekulationen, dass der Senior möglicherweise Gas- und Bremspedal verwechselt haben könnte. Andere berichten von einem Herzinfarkt, den der Mann erlitten haben sollte. „Reine Spekulation”, sagt Dietmar Boronowski.

Die Polizei sichert die Spuren an den sichergestellten Fahrzeugen und befragt alle Zeugen des Unfalls. Der Unfallfahrer hat sich vor Ort nicht geäußert. Der Rentner soll nun von Polizisten des Ermittlungskommissariats im Krankenhaus vernommen werden.

Trauergottesdienst statt Vogelschießen

Für den Montag hatten die Hubertus-Schützen das Vogelschießen um die Königswürde geplant. Das Fest wurde abgebrochen. Statt dessen findet am Abend ab 18 Uhr in der Walburgiskirche ein Trauer-Gottesdienst für die verstorbenen Mendener statt.

Schwerverletzter aus Menden kämpft um sein Leben

Auto rast in Schützenfestzug von St.Hubertus Nord Menden Fotos: Martina Dinslage
Auto rast in Schützenfestzug von St.Hubertus Nord Menden Fotos: Martina Dinslage © WP
Auto rast in Schützenfestzug von St.Hubertus Nord Menden Fotos: Martina Dinslage
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Auto rast in Schützenfestzug von St.Hubertus Nord Menden Fotos: Martina Dinslage
Auto rast in Schützenfestzug von St.Hubertus Nord Menden Fotos: Martina Dinslage © WP
Auto rast in Schützenfestzug von St.Hubertus Nord Menden Fotos: Martina Dinslage
Auto rast in Schützenfestzug von St.Hubertus Nord Menden Fotos: Martina Dinslage © WP
Auto rast in Schützenfestzug von St.Hubertus Nord Menden Fotos: Martina Dinslage
Auto rast in Schützenfestzug von St.Hubertus Nord Menden Fotos: Martina Dinslage © WP
Auto rast in Schützenfestzug von St.Hubertus Nord Menden Fotos: Martina Dinslage
Auto rast in Schützenfestzug von St.Hubertus Nord Menden Fotos: Martina Dinslage © WP
Auto rast in Schützenfestzug von St.Hubertus Nord Menden Fotos: Martina Dinslage
Auto rast in Schützenfestzug von St.Hubertus Nord Menden Fotos: Martina Dinslage © WP
Auto rast in Schützenfestzug von St.Hubertus Nord Menden Fotos: Martina Dinslage
Auto rast in Schützenfestzug von St.Hubertus Nord Menden Fotos: Martina Dinslage © WP
Auto rast in Schützenfestzug von St. Hubertus Nord Menden Fotos: Martina Dinslage
Auto rast in Schützenfestzug von St. Hubertus Nord Menden Fotos: Martina Dinslage © WP
Auto rast in Schützenfestzug von St. Hubertus Nord Menden Fotos: Martina Dinslage
Auto rast in Schützenfestzug von St. Hubertus Nord Menden Fotos: Martina Dinslage © WP
Auto rast in Schützenfestzug von St.Hubertus Nord Menden Fotos: Martina Dinslage
Auto rast in Schützenfestzug von St.Hubertus Nord Menden Fotos: Martina Dinslage © WP
Auto rast in Schützenfestzug von St.Hubertus Nord Menden Fotos: Martina Dinslage
Auto rast in Schützenfestzug von St.Hubertus Nord Menden Fotos: Martina Dinslage © WP
Polizeikräfte sichern am Sonntag in Menden den Unfallort.
Polizeikräfte sichern am Sonntag in Menden den Unfallort. © AP
Ein 79-Jährige fuhr mit seinem Mercedes in einen Schützenzug und hinterließ eine Spur der Verwüstung.
Ein 79-Jährige fuhr mit seinem Mercedes in einen Schützenzug und hinterließ eine Spur der Verwüstung. © AP
Zwei Tote gibt es nach dem schweren Unglück zu betrauern. Ein weiterer Verletzter, der am Abend mit dem Tode rang, ist nach Polizeiangaben außer Lebensgefahr.
Zwei Tote gibt es nach dem schweren Unglück zu betrauern. Ein weiterer Verletzter, der am Abend mit dem Tode rang, ist nach Polizeiangaben außer Lebensgefahr. © ddp
Die Rettungskräfte kümmerten sich um mehr als 50 Verletzte.
Die Rettungskräfte kümmerten sich um mehr als 50 Verletzte. © AP
Polizeikräfte sichern am Sonntag in Menden den Unfallort.
Polizeikräfte sichern am Sonntag in Menden den Unfallort. © ddp
Polizeikräfte sichern am Sonntag in Menden den Unfallort.
Polizeikräfte sichern am Sonntag in Menden den Unfallort. © AFP
Ein Blumenstrauß am Fahrbahnrand.
Ein Blumenstrauß am Fahrbahnrand. © ddp
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