Essen. 300 Bauwerke sind so beschädigt, dass sie “sehr kurzfristig“ saniert oder abgerissen werden müssten. Das hat eine neue Untersuchung ergeben. Die wichtigste Ursache für den Befund: der zunehmende Lkw-Verkehr. Besonders betroffen: die A45
Nordrhein-Westfalens Autobahnbrücken weisen stärkere Beschädigungen auf als bisher erwartet. Mehr als 300 Bauwerke an Autobahnen und Bundesstraßen müssen nach Einschätzungen des Landesverkehrsministeriums „sehr kurzfristig“ saniert, verstärkt, teilweise aber auch abgerissen und neu gebaut werden. Die Regierung schließt nicht aus, dass es in einzelnen Fällen zu Sperrungen einzelner Spuren für Lkw kommt oder Mindestabstände für die Schwerlaster vorgeschrieben werden. Eine „sehr systematische“ Überprüfung des Fernstraßennetzes durch den Landesbetrieb straßen.nrw habe den vordringlichen Sanierungsbedarf ergeben, sagte NRW-Verkehrsstaatssekretär Horst Becker (Grüne) der WAZ. „Dafür brauchen wir in den nächsten zehn Jahren 3,5 Milliarden Euro. Diese Kosten rollen auf den Bund zu“, sagte Becker.
Das Land sei in konstruktiven Finanzierungsgesprächen mit Berlin. Diese würden noch „ein Kraftakt“, weil der Bundeshaushalt derzeit nur einen geringen Beitrag für Brückensanierungen vorsehe. Später könnten noch mehr Aufwendungen nötig sein: 700 weitere Brücken aus den 60er und 70er Jahren seien zu sanieren, „eine gigantische Aufgabe“.
Gegen Gigaliner
Akute Sicherheitsrisiken für Autofahrer sieht Becker derzeit nicht. „Alle Brücken werden regelmäßig überprüft. Würden Risiken auftreten, würden wir sofort sperren“, sagte er. Bei der Untersuchung durch straßen.nrw hat sich herausgestellt, dass die Lebensdauer der Bauwerke vor allem durch „die ungebremste Zunahme des Lkw-Verkehrs“ und die Vielzahl der Schwertransporte verkürzt wird. Becker wandte sich auch noch einmal gegen die Zulassung von so genannten „Gigalinern“ - Lkw, die länger als 25 Meter sind.
A 40 - Brückensprengung erfolgreich
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NRW, so ergab der Check, hat mit den höchsten Sanierungsbedarf aller Bundesländer. Besonders lange Brückenbauwerke haben Schäden. Sanierungsstaus gibt es vor allem entlang der A 45 (Sauerlandlinie), im westlichen Ruhrgebiet, auf dem Abschnitt von Dortmund nach Köln (A1/A46), aber auch auf der A 4 Köln-Olpe.
Die A 45 wird bereits heute nicht mehr für besonders anspruchsvolle Schwertransporte freigegeben. Grund: Die Brücken Rahmede bei Lüdenscheid, Rosenthal bei Olpe, die Lennetalbrücke und Brunsbecke bei Hagen sind dafür nicht mehr ausgelegt.
Das nordrhein-westfälische Autobahnnetz gilt als alt. „Die Brücken der 60er-Jahre waren nie für den heutigen Verkehr gedacht“, heißt es im Landesbetrieb. Ingenieure von straßen.nrw sehen deshalb große Risiken: Weil eine große Zahl der Brücken für geringere Belastungsklassen gebaut worden sei, „ergibt sich direkter Handlungsbedarf. Beispielsweise bei Staus auf Autobahnen können sich aufgrund der zunehmenden Güterverkehrsdichte kritische Ansammlungen von Schwerlastfahrzeugen ergeben“.
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