Brüssel. Eine neue EU-Studie kommt zu dem Ergebnis: Überlange Lkw machen den Gütertransport angeblich billiger, ihre europaweite Einführung sei sinnvoll. Die Gegner behaupten, dass Schweden als künftige EU-Ratspräsidentschaft vor allem Volvo und Scania stützen will.
Sie heißen „Monstertrucks” oder „Gigaliner”, sind Lastwagen der Superlative – 25 Meter lang und 60 Tonnen schwer – und umstritten wie kaum ein anderes Verkehrsprojekt in Europa. Nun haben die Befürworter Grund zur Freude. Denn eine neue EU-Studie kommt zum Ergebnis: Die Riesen-Lkw machten den Straßengütertransport billiger, ihre europaweite Einführung sei sinnvoll.
Besonders in Deutschland, Europas Transitland Nummer eins, wächst nun die Sorge, Europa könne von den monströsen Brummis geradezu überrollt werden. Zumal man den Schweden, die ab Juli den Vorsitz in der Europäischen Union führen, zutraut, dass sie sich zusammen mit der EU-Kommission mächtig für die europaweite Zulassung ins Zeug legen werden. „Schweden hat ein großes Eigeninteresse an den Gigalinern – allein schon wegen seiner großen Lkw-Hersteller Volvo und Scania”, argumentiert Martin Roggermann, Koordinator der EU-weiten „No-Mega-Trucks”-Kampagne.
Die aktuelle EU-Studie wurde erstellt unter Führung des privaten Gutachter-Konsortiums „Transport & Mobilität Löwen” (Belgien), an dem unter anderem auch die Technische Hochschule Aachen beteiligt ist. Darin bestreiten die Verkehrs-Experten nicht, dass die EU-weite Zulassung gigantische Infrastrukturkosten (zum Beispiel) für stabilere Brücken und größere Kreisverkehre) erforderlich macht. Allein in Brücken müssten rund 46 Milliarden Euro investiert werden. Selbst Sicherheitsdefizite (längere Überholwege, aufwändigeres Rangieren und unstabile Leitplanken) werden nicht geleugnet.
Trotzdem kommen die EU-Forscher unterm Strich zum Ergebnis: Riesen-Lkw sind ein Gewinn für die Gesellschaft, weil sie den Straßengüterverkehr preiswerter machen.
Deutschland lehnt die "Monstertrucks" vehement ab
Während Länder wie Deutschland, Großbritannien, Österreich und die Schweiz die Monstertrucks vehement ablehnen, sind Schweden, Dänemark und sogar die Niederlande dafür. Im dünnbesiedelten Skandinavien erweisen sich die Riesentrucks nicht nur für den Transport von Holz als ideales Verkehrsmittel. So erprobt Schweden bereits eine neue XXL-Generation mit 30 Metern Länge und 90 Tonnen.
In Deutschland hingegen lehnen nicht nur Umweltschützer die Gigaliner ab. Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) ist ebenfalls dagegen, und auch der EU-Politiker Georg Jarzembowski (CDU) will sie nicht: „Im Europaparlament gibt's keine Begeisterung für eine europaweite Zulassung.” Es spreche aber nichts dagegen, wenn Schweden die Mega-Lastwagen im Alleingang einsetze.
Gigaliner-Gegner Roggermann hält der aktuellen EU-Studie die Ergebnisse anderer Gutachten entgegen. So sagt die Untersuchung von „TIM Consult” (2006) voraus, dass durch Riesentrucks allein in Deutschland umgerechnet 1,3 Millionen Lkw-Fahrten von der Schiene zurück auf das Fernstraßennetz verlagert würden.