Kabul. .
Bei einem Angriff wütender Demonstranten auf das UN-Hauptquartier im nordafghanischen Masar-i-Scharif sind am Freitag elf Menschen getötet worden. Unter den Opfern seien acht ausländische UN-Mitarbeiter, unter ihnen fünf Wachmänner aus Nepal, sagte der regionale Polizeichef. Die Demonstranten protestierten gegen die Verbrennung eines Korans in einer Kirche in Florida vor knapp zwei Wochen.
Polizeichef Mohammed Daud Daud sagte weiter, auch drei Demonstranten seien getötet worden. Zuvor hatte ein Polizeisprecher gesagt, es seien zehn ausländische UN-Mitarbeiter getötet worden. Ein UN-Sprecher in New York bestätigte den Tod mehrerer UN-Mitarbeiter. Die Lage vor Ort sei aber noch unübersichtlich. Die Demonstranten protestierten gegen die vor knapp zwei Wochen erfolgte öffentliche Verbrennung eines Koran-Exemplars in einer Kirche in Florida.
Laut einem Korrespondenten der Nachrichtenagentur AFP hatte die Demonstration mit rund 500 Teilnehmern nach dem Freitagsgebet begonnen. Wenige Stunden später attackierten die Demonstranten laut Polizei den Sitz der UN-Mission in Afghanistan (Unama) in Masar-i-Scharif und drangen in das Gebäude ein. Ein Polizeisprecher sagte, einige der Angreifer seien bereits bewaffnet gewesen, andere hätten Waffen der Wachleute an sich genommen. Seinen Angaben zufolge hatten sich auch Taliban unter die Demonstranten gemischt.
Die Unruhen in Masar-i-Scharif gingen auch am frühen Abend weiter, wie der AFP-Korrespondent berichtete. In der Stadt waren Schüsse aus leichten Waffen und Explosionen zu hören.
Deutsche Soldaten sind nicht betroffen
Masar-i-Scharif liegt im Einsatzgebiet der Bundeswehr. Dort befindet sich auch das Hauptquartier des ISAF-Regionalkommandos Nord, das unter deutscher Führung den internationalen Einsatz in neun nördlichen Provinzen Afghanistans leitet. Ein Sprecher des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr in Potsdam sagte, deutsche Soldaten seien von den Angriffen nicht betroffen. Ob Bundeswehrsoldaten zum Einsatz gekommen seien, konnte er nicht sagen.
Masar-i-Scharif galt bislang als relativ sicher, die Stadt gehört zu den Gebieten, in denen die afghanischen Sicherheitskräfte ab Juli die Sicherheitsverantwortung übernehmen sollen.
In Kabul zogen rund 200 Menschen nach dem Freitagsgebet zur US-Botschaft, um gegen die Koranverbrennung in Florida zu protestieren. Sie zündeten dabei eine US-Flagge an und riefen „Tod Amerika“, wie ein AFP-Reporter berichtete. Im Oktober 2009 waren bei einem Taliban-Anschlag auf ein Gästehaus der Vereinten Nationen in Kabul neun Menschen getötet worden, unter ihnen sechs ausländische UN-Mitarbeiter.
Weltweite Empörung
Vor knapp zwei Wochen hatte ein Pastor in Gainesville im US-Bundesstaat Florida ein Exemplar des Koran angezündet. Der Aktion wohnte auch der fundamentalistische Pastor Terry Jones bei. Dieser hatte im Herbst mit seiner Ankündigung, am Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September 2001 öffentlich Ausgaben des Koran verbrennen zu wollen, weltweit Empörung ausgelöst. Der Pastor sagte die Aktion schließlich ab.
Der Aktion wohnte auch der fundamentalistische Pastor Terry Jones bei. Jones hatte im Herbst mit seiner Ankündigung, am Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September 2001 öffentlich Ausgaben des Koran verbrennen zu wollen, weltweit Empörung ausgelöst. In muslimischen Ländern kam es zu teils gewaltsamen Protesten. Der Pastor sagte die Aktion schließlich ab. (afp)