Kabul/Berlin. .

Bei dem Überfall auf eine Gruppe von Ausländern und Einheimischen im Norden Afghanistans ist eine Deutsche getötet worden. Das bestätigte eine Sprecherin der Bundesregierung in Berlin.

Unter den ermordeten Mitgliedern einer christlichen Hilfsorganisation in Afghanistan ist nach derzeitigem Kenntnisstand auch eine Frau aus Deutschland. Das teilte die stellvertretende Sprecherin der Bundesregierung, Sabine Heimbach, am Samstagnachmittag in Berlin mit.

Auch mehrere weitere ausländische Helfer seien dem „schrecklichen Anschlag“ zum Opfer gefallen. „Die Bundesregierung drängt auf gründliche Aufklärung der Umstände dieses feigen Mordes und gemeinsam mit den afghanischen Behörden auf eine Bestrafung der Urheber dieses Verbrechens“, sagte Heimbach. Die Regierung sei „empört“ den Vorfall. Der Vorfall unterstreiche zugleich „die Notwendigkeit, weiter zielstrebig auf eine Stabilisierung der Lage in Afghanistan hinzuwirken, in der die afghanische Regierung zunehmend die Verantwortung für die Sicherheit im Land übernehmen kann“, sagte die Regierungssprecherin.

Mitglieder eines Augenärzte-Teams

Zuvor waren in einer entlegenen nordafghanischen Provinz die Leichen von Mitarbeitern einer christlichen Hilfsorganisation gefunden worden. Die „International Assistance Mission“ (IAM) mit Sitz in Genf teilte mit, die zehn gefundenen Toten seien wahrscheinlich Mitglieder ihres Augenärzte-Teams. Die Mediziner hätten in der Provinz Nuristan auf Einladung dortiger Gemeinden Einheimische behandelt.

Zu den Morden bekannten sich die radikal-islamischen Taliban. Ob es sich bei den Tätern tatsächlich um Taliban handelt, ist allerdings unklar. Nach Informationen, die DerWesten aus Sicherheitskreisen erhielt, gibt es auch Indizien, die für einen Raubüberfall sprechen.

Schutzmacht Deutschland

Der Vorfall dürfte die Debatte um die Zukunft der Bundeswehr in Afghanistan erneut anheizen. Die Provinz Badachschan gilt nach offizieller Lesart als sicher - und damit als Region, in der die Kontrolle über die Sicherheit aus den Händen der Bundeswehr in die afghanischer Truppen übergeben werden könnte. Diese Einschätzung ist nach den aktuellen Vorfällen nun fraglich.

Seit 2004 ist Deutschland die tonangebende Schutz- und Aufbaumacht in der Provinz Badachschan, die im Norden an Tadschikistan, im Südosten an Pakistan und im äußersten Osten an China grenzt. Im Talkessel von Faisabad tun rund 500 Bundeswehrsoldaten Dienst, die meisten sechs Monate am Stück, geschützt von einer mongolischen Einheit.

„Es gibt immer noch unendlich viel zu tun“, sagt ein Diplomat, der nicht zitiert werden möchte. Nur 13 Prozent der gut 1,2 Millionen Einwohner der Provinz haben frisches Wasser, nur vier Prozent Elektrizität. Neben 70 Prozent Analphabeten bereitet den Hilfsorganisationen die weltweit höchste Müttersterblichkeitsrate Sorgen. (diha/ddp/reuters)