Berlin. Verteidigungsminister Guttenberg hat sich im Kreuzfeuer wacker geschlagen. Im Bundestag hat er Plagiatvorwürfe zurückgewiesen. Die Opposition bezeichnete ihn als “Lügner und Hochstapler“ und forderte ihn zum Rücktritt auf.

Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat sich im Bundestag zu schweren Fehlern in seiner Doktorarbeit bekannt, den Vorwurf der bewussten Täuschung aber energisch zurückgewiesen. "Ich habe mich aufrichtig und von Herzen entschuldigt und wiederhole das gerne noch einmal hier in diesem hohen Hause", sagte Guttenberg am Mittwoch vor den Abgeordneten.

Seine Doktorarbeit enthalte zwar schwere Fehler. Sie sei aber kein Plagiat, weil er nicht bewusst getäuscht habe. Der Minister bemühte sich sichtlich um ein weniger provokantes Auftreten als in den vergangenen Tagen. Die Opposition unterbrach ihn dennoch mehrfach mit lautstarken Missfallensäußerungen und sprach den Minister trotz seines Titelverzichts demonstrativ mit "Dr. zu Guttenberg" an.

Drohung mit juristischen Konsequenzen

Schärfe gewann der Schlagabtausch, als der Grünen-Politiker Jürgen Trittin den CSU-Politiker in der Fragestunde des Bundestags wegen seiner wechselnden Aussagen der vergangenen Tage angriff. Der Minister konterte und drohte indirekt mit juristischen Konsequenzen wegen übler Nachrede, falls ihm weiter ein Plagiat unterstellt werde. "Ein Plagiat setzt voraus, (...) dass man bewusst und vorsätzlich getäuscht haben sollte", sagte er.

Er habe jedoch stets deutlich gemacht, dass er nicht bewusst oder vorsätzlich getäuscht, sondern gravierende Fehler gemacht habe. "Diese Unterscheidung ist eine, die man auch anlegen sollte, wenn man Urteile über andere bildet, weil es ein Urteil ist, das natürlich eine strafrechtliche Relevanz in sich tragen könnte", warnte Guttenberg.

Die Fehler seien entstanden, weil er mit der Dissertation neben allen anderen Tätigkeiten überlastet gewesen sei. "Ich war so hochmütig zu glauben, dass mir die Quadratur des Kreises gelingt", sagte der Minister, der sich erstmals im Bundestag zu den Vorwürfen äußerte. Zugleich relativierte er die Ergebnisse der Internet-Datenbank GuttenPlag, deren Helfer auf inzwischen auf 286 der 475 Seiten der Guttenberg-Dissertation Plagiate entdeckt haben wollen - entsprechend einem Anteil von knapp 73 Prozent.

"Hochstapler und Lügner"

Einige Vorwürfe seien hoch relevant, andere dagegen außerordentlich fragwürdig, sagte Guttenberg. Er wies unter anderem Täuschungsvorwürfe im Zusammenhang mit der Übernahme von Texten des wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags zurück. Die vier Ausarbeitungen, die in seine Dissertation eingeflossen seien, seien als Quellen genannt, sagte er. Ob eine Genehmigung zur Weiterveröffentlichung eingeholt worden sei, lasse sich heute nicht mehr nachvollziehen. Er habe sich aber bei Bundestagspräsident Norbert Lammert bereits entschuldigt, falls dies damals versäumt worden sei.

Der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion, Thomas Oppermann, attackierte Guttenberg später in der Aktuellen Stunde des Bundestags scharf. "Ich finde es unerträglich, dass die Bundeskanzlerin die Entscheidung getroffen hat, dass ein akademischer Hochstapler und Lügner weiterhin dem Kabinett angehören darf", sagte er. Es dürfe keine Sonderrechte für Minister geben.

Auch der Grünen-Fraktionschef Trittin forderte Guttenbergs Entlassung. "Frau Bundeskanzlerin, die Bundeswehr darf nicht mehr von einem Felix Krull kommandiert werden", erklärte er unter Verweis auf den Hochstapler-Roman von Thomas Mann. Guttenberg hatte am Montag gravierende Fehler in seiner Dissertation eingeräumt und den Verzicht auf den Doktortitel erklärt. (rtr)

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