Essen. . Fans von Karl-Theodor zu Guttenberg machen im Netz mobil. Über 120.000 Personen gefällt die Forderung einer Facebook-Seite nach dem Ende der „Hetzjagd“ auf den Verteidigungsminister. In einer DerWesten-Umfrage fordern 57 Prozent den Rücktritt.
Schweres Vergehen oder Bagatell-Delikt? Aus allen Rohren schießen die Gegner von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg mit Vorwürfen zur Doktorarbeit des Bundesverteidigungsministers. Vor allem im Internet hat die Suche nach Plagiat-Beweisen – speziell mit dem Guttenplag-Wiki – eine ehrgeizige Eigendynamik entwickelt. Aber in der Netz-Community mehren sich nun auch konservative Stimmen, die an Guttenberg festhalten wollen.
„Endlich hat man mal einen guten Politiker und dann wird so eine Hetzjagd gestartet“ – dieser Facebook-Post von Carmen Fromm-Borosch steht sinnbildlich für die Pro-Guttenberg-Welle, die langsam im Netz ins Rollen kommt. Auf Facebook hat der Medienunternehmer Tobias Huch eine Fan-Seite mit dem Titel „Gegen die Jagd auf Dr. Karl-Theodor zu Guttenberg“ installiert, auf der nach vier Tagen bereits über 120.000 Menschen den „Gefällt mir“-Button geklickt haben.
„Ob Dr. oder nicht, dieser Mann hat was drauf“
Mit ihren Kommentaren auf der Pro-Guttenberg-Seite wollen die Unterstützer zum Ausdruck bringen, dass sie die Kritik an dem Verteidigungsminister überzogen finden. Statt sich auf die Fähigkeiten des Mannes als Politiker zu konzentrieren, seien die Plagiat-Vorwürfe Zündstoff für Neider, um Guttenberg zu schaden. „Er hat in jüngeren Jahren Fehler gemacht, …, aber wer von uns hat nicht schon mal Mist gebaut? Das ändert nichts daran, dass er jetzt einen guten Job macht“, hat Michael Thieme gepostet. „Ob Dr. oder nicht, dieser Mann hat was drauf. Alles Idioten die gegen ihn sind“, schreibt Markus Wiedemann.
Aber auch die Guttenberg-Gegner nutzen die Fanseite zur munteren Diskussion. „Ein Mann in dieser Position darf sich unter keinen, wirklich unter keinen Umständen so einen Fehler erlauben. Dass jemand eine zweite Chance bekommt, finde ich in Ordnung, aber nicht mehr in diesem Amt. Mir als Bürger geht es um Vertrauen das ich unter solchen Umständen so leid es mir tut, nicht mehr aufbringen kann. Jeder Bürger muss sich an die Gesetze halten, ein Herr Guttenberg, gleich welches Amt und Herkunft bildet da keine Ausnahme“, argumentiert Michael Klein.
57 Prozent fordern in DerWesten-Umfrage den Rücktritt
Der Seiten-Gründer Huch erhoffte sich eine „Versachlichung der Diskussion um zu Guttenberg“. Während sich viele Kommentare tatsächlich inhaltlich mit dem Thema auseinandersetzen, gibt es auch immer wieder sinnlose, oberflächliche Statements samt Beleidigungen in Richtung Guttenberg-Gegner und -Unterstützer. Das zeigt die emotionale Ebene, auf der sich die Diskussion um die Zukunft des Verteidigungsministers bewegt.
57 Prozent der DerWesten-User finden laut einer Umfrage mit über 7000 abgegebenen Stimmen. (Stand 21. Februar, 13 Uhr), dass ein Rücktritt die logische Konsequenz wäre. Zudem sehen ihn 18 Prozent zwar als Verteidigungsminister nicht mehr tragbar, würden sich aber ein weiteres politisches Engagement wünschen. 25 Prozent fänden einen Rücktritt wegen „ein bisschen Mogelei bei der Doktorarbeit“ übertrieben bzw. sehen Guttenberg als charismatischen Politiker, den Deutschland braucht.