Essen. . Obwohl Verteidigungsminister zu Guttenberg mittlerweile eingesehen hat, dass an den Plagiatsvorwürfen gegen seine Doktorarbeit etwas dran ist, bricht die Diskussion nicht ab. Bei Sandra Maischberger versammelten sich sechs Publizisten, um über Rücktritt, Durchhaltevermögen und Fußnoten zu sprechen. Allerdings fehlte der Gesprächsrunde die Grundlage: Kaum einer hatte eine genaue Vorstellung davon, was geistiges Eigentum bedeutet.

Natürlich waren nicht alle Gäste, die Sandra Maischberger zum Thema „Der Schummelbaron – Frechheit siegt?“ eingeladen hatte, einer Meinung. Im Laufe des Abends stellte sich aber eine andere Gemeinsamkeit heraus: „Wir sind doch alles schreibende Menschen“, bemerkte Bundestagsabgeordneter Norbert Geis (CSU) irgendwann. Komisch nur, dass kaum einer definieren konnte was geistiges Eigentum ist – und ob Karl Theodor zu Guttenbergs Fußnotenpatzer in seiner Doktorarbeit nun Diebstahl ist oder doch eher ein Kavaliersdelikt.

Die Fronten im Studio waren verhärtet: Die Guttenberg-Fans und –Vertrauten auf der einen, seine Kritiker auf der anderen Seite. Verständnis und Unterstützung etwa brachte Anna von Bayern, die Biografin des Verteidigungsministers, dem Beschuldigten entgegen. Er habe in seiner Rede während einer CDU-Veranstaltung im hessischen Kelkheim am Montag die Verantwortung für seine Fehler übernommen. Außerdem wisse sie um die Entstehungsgeschichte der legendären Publikation: „Ich habe ihn während der Doktorarbeit erlebt, ich kann ihn verstehen.“ Damals, Ende der 90er, habe er an verschiedenen Computern gearbeitet und alles auf Diskette gespeichert, und das über mehrere Jahre. Vielleicht habe er da etwas den Überblick über seine Quellen verloren. Der Fälscher als Medienopfer?

„Er hat anderen ihre Arbeit gestohlen!“

Jutta Ditfurth, ehemalige Grünen-Politikerin, sieht Guttenbergs Vorgehen hingegen ganz klar als Diebstahl. „Er hat anderen ihre Arbeit gestohlen!“ Anna von Bayerns Argument, den Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages habe der Minister doch dankend im Nachwort erwähnt, was als Quelle ausreichen solle, wischte der Historiker Prof. Dr. Arnulf Baring empört vom Tisch: „Mir scheint es so, als kenne er seine Arbeit gar nicht“, vermutete er und kam schließlich zu dem Schluss: „Guttenberg ist ein großartiger Mann, aber als Wissenschaftler eine ziemliche Null.“

Bar jeder grundlegenden Einigkeit darüber, wie schwerwiegend Guttenbergs Vergehen nun wirklich ist, leitete Moderatorin Sandra Maischberger recht zügig zur entscheidenden Frage über: Soll Guttenberg zurücktreten?

„Er muss unbedingt zurücktreten, Integrität ist nicht teilbar“

„Es geht hier nicht um Fußnoten, sondern um die Integrität des Verteidigungsministers“, stellte die Hauptstadtjournalistin Ulrike Demmer fest. „Er muss unbedingt zurücktreten, Integrität ist nicht teilbar.“ Zumindest Jutta Ditfurth und Kabarettist Dr. Werner Schneyder stimmten ihr zu – Letzterer schien aber in erster Linie die Rolle des Kriegsgegners und nicht die des politischen Kritikers auszufüllen. Guttenberg müsse allein wegen der drei toten Bundeswehrsoldaten in Afghanistan zurücktreten, meint er und katapultierte sich damit aus dem Gespräch.

Die Guttenberg-Befürworter in dieser Runde drehten das Blatt an dieser Stelle einfach herum. „Er geht durch ein Stahlgewitter hindurch“, metaphorisierte Norbert Geis die Situation des Ministers und erntete damit höhnische Nachfragen von Jutta Ditfurth. Aber auch Anna von Bayern meinte, dass der Rücktritt die einfachste Lösung wäre und Guttenberg diese nicht wählen werde.

Schwierig hingegen bleibt die Diskussion um das Malheur des Ministers, das vielleicht eine Straftat ist oder doch nur ein Kavaliersdelikt. Bis darüber keine Einigkeit herrscht, wird Guttenberg die Kritik einfach weiter aussitzen können.