Cancun. .

In einer dramatischen Verhandlungsnacht wurde ein Klima-Kompromiss erzielt. Ein Durchbrauch: Erstmals wurde das zentrale Ziel festgeschrieben, die Erwärmung der Erde auf zwei Grad zu beschränken. Ein Kommentar von Jürgen Polzin.

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Totgesagte leben länger. Der UN-Klimagipfel in Cancún in Mexiko hat in einer dramatischen Verhandlungsnacht den politischen Willen gezeigt, den internationalen Klimaprozess weiterzuführen. Die schwerfälligen, hochkomplizierten UN-Gipfel – sie bewegen sich doch. Es ist ein Lebenszeichen, das die Delegierten in die Welt senden. Bei einem erneuten Scheitern, ein Jahr nach dem Offenbarungseid in Kopenhagen, wären Klimaverhandlungen unter dem Dach der Vereinten Nationen wohl bedeutungslos geworden. Niemand hätte sie mehr ernst genommen.

Die Vereinbarung von Cancún ist ein Durchbruch, auch wenn das Dokument nur Minimalziele formuliert und bindende Abmachungen auf das nächste Jahr verschiebt. Doch erstmals in der Geschichte der Verhandlungen ist nun das zentrale Ziel festgeschrieben, die Erwärmung der Erde auf zwei Grad zu beschränken, um die Folgen des Klimawandels in Grenzen zu halten. Es ist ein historischer Beschluss, in dieser Form einmalig in der Geschichte der UN-Verhandlungen. Ein Einschnitt, der jeden Menschen betrifft. Für Industriestaaten beginnt damit eine neue Ära: das Zeitalter der erneuerbaren Energien und weitreichender Zusammenarbeit im Klimaschutz. Die Staatengemeinschaft wird zudem armen Ländern Milliarden zur Verfügung stellen, um die Anpassung an die Folgen der Erderwärmung zu ermöglichen. Dieses Paket an Beschlüssen macht Hoffnung, im Interesse kommender Generationen.

Grundkonflikt ist noch lange nicht gelöst

Und doch ist Cancún nicht mehr als eine Weichenstellung. Noch sind die USA und China, die zusammen über 40 Prozent der weltweiten Emissionen auf sich vereinbaren, nicht einem verpflichtenden Abkommen unterworfen. Ihre Ziele stehen auf dem Papier. Mehr nicht. Auch zeigte die tagelange Blockade Japans, dass die UN-Gipfel in Wirklichkeit Welt-Wirtschaftskonferenzen sind, in denen es um Marktrivalität und nationale Egoismen geht. Die Lösung dieses Grundkonflikts des Klimaschutzes ist aufs nächste Jahr verschoben. Er ist noch lange nicht gelöst.

Aber auch diese Botschaft hatte Cancún: Wer weiter gehen will, kann nicht mehr länger auf den Langsamsten warten. In vielen Ländern, Regionen, Städten haben Menschen eigene Klimaschutz-Initiativen gestartet. Ohne diesen Schwung von unten sind die ambitionierten Ziele der nun beschlossenen Vereinbarung nicht zu erreichen. Klimaschutzpolitik ist eine Schnecke. Heute ist sie ein gutes Stück vorwärts gekommen.