Menden. Nur kurze Zeit, nachdem ein 79-jähriger Autofahrer in den Schützenfestzug in Menden rast, übertragen Journalisten schon die ersten Bilder in Internet und Fernsehen. Noch während die Rettungsarbeiten im Gange sind, werden die ersten Mitteilungen über Twitter verschickt.
"Rentner rast in Festumzug”: Wer gestern Abend das Stichwort „Menden” bei Google eingab, dem warf die Suchmaschine ganz oben die schnellen Schlagzeilen der Internet-Portale aus. „Tote bei tragischem Autounfall”, „Auto fuhr in Festzug”.
Das Medieninteresse an dem grausamen Unglück beim Festumzug der Schützenbruderschaft St. Hubertus Menden-Nord ist immens. Nur kurze Zeit, nachdem der 79-Jährige mit seinem Auto in die Menschenmenge gefahren ist , stehen die ersten Fotos im weltweiten Netz - darunter auch Bilder, die einen Toten unter der weißen Abdeck-Plane zeigen. Und das, obwohl die Einsatzkräfte versuchen, die Rettungsarbeiten bestmöglich abzuschirmen.
Kameraleute suchen nach Augenzeugen
Zahlreiche Kamerateams sind vor Ort, um ihre Aufnahmen vom Unglücksort noch in die Abendnachrichten zu bringen. WDR, Pro7, RTL, alle namhaften Fernsehsender haben ihre Kameraleute nach Menden geschickt. Auch die Mitarbeiter einiger privater Video-Agenturen drehen Filme. „Wir verkaufen unser Material an alle, die es haben wollen”, erklärt ein Mendener Kameramann, der seinen Namen an dieser Stelle nicht preisgeben möchte. Er versucht auch, Augenzeugen vor die Kamera zu bekommen, doch: „Keiner will etwas sagen.” Während er mit seiner Ton-Assistentin noch auf der Suche nach O-Tönen ist, haben sich zwei Bildjournalisten mit ihren Laptops hinter das rot-weiße Flatterband gesetzt. Sie lesen ihre Fotos ein und schicken sie an die Nachrichtenagenturen, die sie Medien in aller Welt zugänglich machen.
Fakten und Persönliches bei Twitter
So wird auch im Ausland über den Unglücksfall am Rande des Mendener Schützenfestes diskutiert. Über das Netzwerk „Twitter” verbreitet sich die Nachricht international. Neben den Fakten, die hier weitergegeben werden, bleibt auch Platz für Persönliches. Aus dem Ausland werden zahlreiche Beileidsbekundungen geschickt. Mancher flapsige Kommentar ist aber völlig unangemessen: „Ich hab's ja schon immer gewusst: Schützenfeste sind gefährlich”, schreibt eine gedankenlose Internet-Nutzerin.