Düsseldorf. Eine CDU-geführte Bundesregierung, ohne dass ein Christdemokrat aus NRW mit am Kabinettstisch sitzt? Der NRW-Landesverband wird sich diesmal nicht so einfach von Merkel ausbooten lassen. Wer allerdings seine Koffer für Berlin packen darf, darüber wird munter spekuliert.
2005 hatte Jürgen Rüttgers noch hinnehmen müssen, dass Angela Merkel den größten CDU-Landesverband schnöde überging. Diesmal soll es anders werden. Mehrere Namen werden als Kandidaten gehandelt - aber noch ist viel Spekulation dabei: Laumann, Laschet, Pofalla?
Karl-Josef Laumann wird wohl weiter am Düsseldorfer Rheinufer arbeiten. Er wird am Wochenende nach Riesenbeek im Münsterschen fahren zur Familie, wo er gerne Kaninchen züchtet, und er wird weiter NRW-Politik machen und soziale Gerechtigkeit einfordern. Karl-Josef Laumann geht nicht nach Berlin. Ein altes Gerücht wird in diesen Tagen endgültig platzen, wenn nicht noch der Himmel an der Spree einstürzt.
Rüttgers braucht Laumann in NRW
Laumann ist bundesweit einer der wenigen wetterfesten Fachleute für das komplizierte, minenreiche Geflecht der Sozialpolitik. Aber ein Bundesarbeitsminister Laumann? Das hätte schon seinem Chef und rheinischen Ministerpräsidenten nicht gepasst. Jürgen Rüttgers braucht Laumann zu Hause. Im Münsterland ist der Westfale das Flaggschiff der Landesregierung. Und als Bundesvorsitzender der CDU-Arbeitnehmer kann er von außen ohnehin besser gegen Sozialkürzungen protestieren als ais einer strengen Kabinettsdisziplin heraus.
Wer also vertritt das größte Bundesland und die vielfältigen politischen Wünsche und Bedürfnisse seiner 18 Millionen Bewohner im neuen schwarz-gelben Bündnis? Die Frage ist nicht ohne Brisanz. Es gibt Stimmen an der Spree, die sagen, dass Nordrhein-Westfalendurchaus Nachholbedarf an guten Fürsprechern in Berlin habe, dass es mit dem `Lobbying" nicht so weit her sei. Dass Baden-Württemberg, beispielsweise, für den Ausbau des großen Bahnhofs "Stuttgart 2020" weit mehr trommelt als NRW für den nicht weniger großen Plan von der Super-S-Bahn zwischen Dortmund und Köln. Ein Defizit.
Laschet neuer Bundesminister für Integration?
Statt Laumann wird wohl Ronald Pofalla mit der Bundes-FDP über Schonvermögen oder mehr Hartz IV für Kinder reden müssen. Ein Niederrheiner aus Kleve. Anwalt. Und eloquenter in Berlin unterwegs als der etwas poltrige Laumann. Der CDU-Generalsekretär gilt für den Job des Bundesarbeitsministers als "gesetzt". Von daher: Pofalla kennt das Parkett.
Durchaus ein politisches Schwergewicht, die Nummer 2 neben dem anderen aus NRW, das die Liberalen im Kabinett Merkel stellen werden: Guido Westerwelle, ihr Chef, der künftige Vizekanzler und Außenminister. Auch er kommt aus dem größten Bundesland, ein gebürtiger Bonner, der im großen Umzugs-Tamtam Mitte der 90er Jahre immer für seine Heimatstadt gekämpft hat.
Gerüchte Kabinett soll kleiner werden
Weitere Namen sind im Gespräch. Taucht CDU-Integrationsminister Armin Laschet bei Merkel auf? Geht der Kölner FDP-Mann Werner Hoyer als Europaminister an die Spree? Kommt auf Norbert Röttgen (CDU) ein neuer Job zu? Alles Spekulationen, abhängig vom Tauziehen in den Koalitionsverhandlungen und von der Größe der Ministerrunde. Selbst die ist offen.
Schon gibt es Gerüchte über eine Verkleinerung. Belastbarer sind offenbar Hinweise auf eine erste Rücksichtnahme der schwarz-gelben Bundespolitik auf NRW's schwarz-gelb Regierende. Denn die Liberalen wollen nach WAZ-Informationen nicht auf einer abrupten Kehrtwende der Sozialpolitik bestehen, ihr Profil dafür lieber an anderen Stellen schärfen. Karl-Josef Laumann kann am Wochenende also beruhigt seine Kaninchen füttern.