Stuttgart. Jetzt lässt Porsche endlich die Katze aus dem Sack: Konzern-Chef Wendelin Wiedeking tritt zurück. Nachfolger soll der bisherige Produktionsvorstand Michael Macht werden. Wiedeking bekommt entgegen aller wilden Spekulationen nur 50 Millionen Euro Abfindung. Die Hälfte will er spenden.
Porsche-Chef Wendelin Wiedeking verlässt den Stuttgarter Sportwagenbauer. Wie das Unternehmen am Donnerstag nach einer Marathonsitzung mitteilte, hat sich der Aufsichtsrat der Porsche Automobil Holding mit Wiedeking über seinen Rücktritt geeinigt. Der Porsche-Chef verlasse den Konzern mit sofortiger Wirkung. Er stehe aber auf Wunsch des Aufsichtsrates den Unternehmen weiterhin beratend zur Verfügung. Nachfolger Wiedekings in seiner Funktion als Vorstandsvorsitzender werde der bisherige Produktionsvorstand Michael Macht.
Wiedeking bekommt 50 Millionen Euro, von denen die Hälfte gespendet werden solle. Wiedeking erklärte am Donnerstag: «Persönliche Gründe, aber auch meine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft, veranlassen mich, einen erheblichen Betrag für soziale Zwecke zur Verfügung zu stellen.»
Wiedeking will Stiftung gründen
Als Zeichen der besonderen Verbundenheit mit seinen langjährigen Mitarbeitern und Weggefährten wolle er am Stammsitz von Porsche eine Stiftung gründen. «Unter maßgeblicher Einbeziehung der Porsche-Betriebsräte soll die Stiftung, die mit Barmitteln in Höhe von 25 Millionen Euro ausgestattet werden soll, auch zukünftig eine sozial gerechte Entwicklung an allen Porsche-Standorten unterstützen», hieß es weiter.
Ferner wolle er weitere Gelder für soziale Zwecke spenden. «Des Weiteren werde ich in Projekte investieren, mit denen in Deutschland Arbeitsplätze geschaffen werden. Ich bin in Deutschland voll steuerpflichtig, so dass die Hälfte meiner Einkünfte als Steuer an den Staat geht.»
Einstieg von Katar beschlossen
Unterdessen wurden die Weichen für eine Rettung des hoch verschuldeten Autobauers und eine Fusion mit Volkswagen gestellt. Das Emirat Katar soll sich an dem Unternehmen beteiligen, zudem sollen die Milliardenschulden mit einer Kapitalerhöhung von mindestens fünf Milliarden Euro abgebaut werden. Ziel dieser Vorhaben ist es, die Voraussetzungen für die Bildung eines integrierten Automobilkonzerns aus Porsche und Volkswagen zu schaffen, wie das Unternehmen nach einer außerordentlichen Sitzung des Aufsichtsgremiums am Mittwochabend mitteilte.
Der Vorstand werde einstimmig ermächtigt, die Gespräche mit der Qatar Holding LLC (QH) über einen Einstieg bei Porsche zum Abschluss zu bringen, hieß es weiter. Unmittelbar zuvor sprach sich das Gremium für eine Kapitalerhöhung aus. Ein Unternehmenssprecher konnte zunächst nicht sagen, ob Katar die Kapitalerhöhung stemmen werde oder ob diese noch zusätzlich von anderen Investoren finanziert werden solle.
VW will Porsche als zehnte Marke integrieren
Der Aufsichtsrat war späten Mittwochnachmittag überraschend zu einer Sitzung zusammengekommen, um über die Zukunft des angeschlagenen Unternehmens zu beraten. Das Aufsichtsgremium tagte am Donnerstagmorgen nach 6.00 Uhr immer noch. Porsche hat sich beim Versuch der Übernahme von Volkswagen mittels komplexer Geschäfte mit Aktienoptionen finanziell verhoben und hat rund zehn Milliarden Euro Schulden.
Volkswagen will früheren Angaben zufolge nunmehr Porsche kaufen und als zehnte Marke integrieren. Der Sportwagenbauer hält zurzeit knapp 51 Prozent an Europas größtem Fahrzeughersteller. Der Aufsichtsrat von Volkswagen wollte am Donnerstagmittag in Stuttgart auch zu Beratungen zusammenkommen.
Verdi-Chef: Porsche-Mitarbeiter werden profitieren
Der Chef der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Frank Bsirske, hält eine Übernahme von Porsche durch VW für die richtige Lösung. Zwar sei dies nicht Organisationsbereich von Verdi, sagte Bsirske. «Aber meiner persönlichen Meinung nach wäre ein integrierter Konzern mit Porsche unter dem Dach von VW der richtige Weg. Ich denke davon würden auf lange Sicht auch die Porsche-Mitarbeiter profitieren.»
Porsche-Aufsichtsratschef und Miteigentümer Wolfgang Porsche will am Donnerstag zu der Belegschaft im Stammwerk Stuttgart-Zuffenhausen sprechen. Der Betriebsrat habe zu einer Informationsveranstaltung eingeladen, hieß es aus Mitarbeiterkreisen. Auch der Volkswagen-Aufsichtsrat wollte sich am Donnerstag treffen. (ap/ddp/afp)