Washington. US-Präsident Obama hat seine mit Spannung erwartete Afghanistan-Strategie vorgestellt. Demnach werden die USA bis zu 30.000 weitere Soldaten in die Krisenregion schicken. Auch von den Nato-Bündnispartnern erwartet Obama mehr Einsatz. Für Deutschland kursieren bereits Zahlen.

US-Präsident Barack Obama hat seine Entschlossenheit bekräftigt, den Krieg in Afghanistan siegreich zu Ende zu bringen. In einer mit Spannung erwarteten Rede zu seiner neuen Afghanistan-Strategie kündigte er am Dienstagabend (Ortszeit) die Entsendung weiterer 30.000 Soldaten bis kommenden Sommer an. Zugleich versprach er den Amerikanern, die ersten Truppen schon im Juli 2011 wieder nach Hause zu holen. Obama rief auch die Nato-Partner auf, weitere Soldaten nach Afghanistan zu entsenden.

«Wir müssen alle zusammenstehen, um diesen Krieg erfolgreich zu beenden», sagte Obama in seiner Rede vor Kadetten der Militärakademie West Point im Staat New York. «Es handelt sich nicht nur einfach um einen Glaubwürdigkeitstest der Nato. Es geht um die Sicherheit unserer Verbündeten und die gemeinsame Sicherheit der Welt», sagte der Präsident weiter.

Natopartner sollen 10.000 Soldaten mehr entsenden

Von den europäischen Nato-Mitgliedern fordert Obama nach Angaben aus Brüssel die Entsendung von bis zu 10.000 weiteren Soldaten. Die Bundesregierung rechnet offenbar mit einer Forderung der USA, bis zu 2.500 zusätzliche Bundeswehr-Soldaten nach Afghanistan zu schicken. Das berichten die «Bild»-Zeitung und die «Leipziger Volkszeitung» unter Berufung auf Regierungskreise. Damit würde das deutsche Kontingent auf deutlich über 6.000 Soldaten anwachsen und ein neuer Beschluss des Bundestages nötig werden.

Kernpunkt von Obamas neuem Afghanistan-Kurs ist neben der Truppenaufstockung auch eine Exit-Strategie, also ein mittelfristiger Plan zur Übergabe der Verantwortung für die Sicherheit an die afghanischen Truppen und die Polizei, gefolgt von einem schrittweisen Rückzug der ausländischen Streitkräfte. Oberstes Ziel der US-Politik in Afghanistan bleibe die Bezwingung des Terrornetzwerks Al Kaida, betonte Obama.

Merkel von Obama vorab informiert

Mit seiner geplanten Truppenaufstockung wird die Zahl der US-Soldaten auf mehr als 100.000 steigen. Der angesichts von immer mehr in Afghanistan getöteten Soldaten von der Bevölkerung zunehmend abgelehnte Einsatz wird dann jährlich rund 75 Milliarden Dollar kosten. Die ersten zusätzlichen US-Soldaten sollen Obama zufolge noch vor Jahresende im Einsatz sein.

Obama informierte am Dienstag Bundeskanzlerin Angela Merkel und weitere ausländische Staats- und Regierungschefs vorab über seine Rede. Wie Regierungssprecher Ulrich Wilhelm mitteilte, erläuterte er in einem Telefonat die «wesentlichen Inhalte seiner Rede», die Kanzlerin ihrerseits informierte den US-Präsidenten über die deutschen Bemühungen zur Stabilisierung in Afghanistan. Außerdem legte Obama seine Strategie dem afghanischen Staatschef Hamid Karsai und dem pakistanischen Präsidenten Asif Ai Zardari dar.

Der Befehlshaber der US- und Nato-Truppen in Afghanistan, General Stanley McChrystal, hat sich für weitere 40.000 Soldaten ausgesprochen, um eine Niederlage im Kampf gegen die Taliban zu verhindern. Seit Jahresbeginn sind in Afghanistan fast 300 US- und mehr als 500 Nato-Soldaten getötet worden, so viele wie in keinem Jahr zuvor seit Beginn des Einsatzes 2001. (ap)