Hamburg/Berlin. 61 Prozent der Bundesbürger fordern laut einer Studie mittlerweile den Rückzug der Bundeswehr aus Afghanistan. Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) erwartet unterdessen, dass deutsche Soldaten noch fünf bis zehn Jahre am Hindukusch bleiben.
Der Rückhalt für den Bundeswehreinsatz in Afghanistan wird nach einer Umfrage immer geringer. Der am Mittwoch veröffentlichten Forsa-Erhebung für das Magazin «Stern» zufolge fordern mittlerweile 61 Prozent der Bundesbürger den Rückzug der deutschen Soldaten. Nur noch ein Drittel der 1003 Befragten (33 Prozent) ist der Ansicht, die Truppen sollten vor Ort bleiben.
Damit ist die Zustimmung zum deutschen Afghanistan-Einsatz in den vergangenen Jahren immer deutlicher gesunken. Bei einer Umfrage im März 2002 befürwortete noch eine große Mehrheit von 62 Prozent das Engagement am Hindukusch, nur knapp ein Drittel wollte damals einen Abzug der Soldaten. Im September 2007 war schon eine Mehrheit von 52 Prozent für einen Rückzug, im September 2008 waren es 59 Prozent. Die 61 Prozent der jüngsten Umfrage ist die bislang größte Mehrheit für eine Heimkehr der deutschen Soldaten.
Jung erwartet Rückzug nicht vor dem Jahr 2014
Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) erwartet ein Ende des Afghanistan-Einsatzes der Bundeswehr in fünf bis zehn Jahren. Auf die Frage, ob die deutschen Soldaten Afghanistan bis zum Jahr 2020 wieder verlassen haben würden, sagte Jung am Dienstagabend dem Sender N24: «Davon gehe ich aus. In fünf bis zehn Jahren - das ist meine Botschaft.»
Zugleich äußerte der Minister die Überzeugung, dass der Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr zu einem erfolgreichen Abschluss geführt werden könne. Dies werde umso eher der Fall sein, je schneller die Ausbildung der afghanischen Sicherheitskräfte vorankomme.
Als Grund für seinen Optimismus hinsichtlich der Erfolgschancen des Einsatzes nannte Jung Rückhalt bei der großen Mehrheit der afghanischen Bevölkerung. «Ich habe in den Gesprächen mit den Stammesältesten sehr deutlich erfahren, wie dankbar die Menschen sind, in welcher Art und Weise wir sie unterstützen», sagte der Minister. «90 Prozent der Menschen stehen an unserer Seite.» Das Ziel müsse sein, Afghanistan selbst in die Lage zu versetzen, für seine Sicherheit zu sorgen. Dafür brauche das Land etwa 134.000 Mann ausgebildete Streitkräfte und in etwa auch so viel Polizei. (ap/afp)