Berlin. Der US-Gesandte bei der Nato, Ivo Daalder, hat Deutschland und andere europäische Länder zu einem stärkeren militärischen und finanziellen Engagement in Afghanistan aufgerufen. Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) geht davon aus, dass der Einsatz nicht vor 2014 endet.

Der US-Gesandte bei der NATO, Ivo Daalder, hat Deutschland und andere europäische Länder zu einem stärkeren militärischen und finanziellen Engagement in Afghanistan aufgerufen. «Die USA erfüllen ihren Teil, Europa und Deutschland können und sollten mehr tun», sagte Daalder am Mittwoch in Berlin. Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) erwartet ein Ende des Afghanistan-Einsatzes der Bundeswehr in fünf bis zehn Jahren.

Bund will 600 Soldaten mehr an den Hindukusch senden

Die zusätzlichen Truppen, die während des Wahlkampfs zur afghanischen Präsidentschaftswahl an den Hindukusch geschickt würden, sollten auch nach dem Urnengang am 20. August im Land bleiben, forderte Daalder bei einer Konferenz zu den transatlantischen Beziehungen in Berlin. Während der Wahl will die Bundeswehr ihr Kontingent in Nordafghanistan um rund 600 Mann verstärken. Insgesamt werden nach Angaben von Nato-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer 8000 bis 10.000 Soldaten zusätzlich ins Land geschickt.

Daalder rief auch zu finanzieller Unterstützung auf, um die Sicherheitslage in Afghanistan zu verbessern. Von den 19 Milliarden Dollar (13,5 Milliarden Euro), welche die afghanische Armee ab 2010 jährlich benötige, würden die USA im kommenden Jahr 7,5 Milliarden Dollar übernehmen, sagte er. Der Sonderbeauftragte des Auswärtigen Amts für Afghanistan und Pakistan, Bernd Mützelburg, räumte auf der Konferenz in Berlin ein, dass Europa eine größere Rolle in Afghanistan übernehmen müsse. Dies sei angesichts der Wirtschaftskrise jedoch nicht einfach.

Jung: Einsatz dauert noch fünf bis zehn Jahre

Bundesverteidigungsminister Jung erwartet ein Ende des Afghanistan-Einsatzes der Bundeswehr in fünf bis zehn Jahren. Auf die Frage, ob die deutschen Soldaten Afghanistan bis zum Jahr 2020 wieder verlassen haben würden, sagte Jung am Dienstagabend dem Sender N24: «Davon gehe ich aus. In fünf bis zehn Jahren - das ist meine Botschaft.» Im Rahmen der NATO-Truppe in Afghanistan (ISAF) sind derzeit rund 3600 Bundeswehrsoldaten im Einsatz.

In der deutschen Bevölkerung nimmt die Unterstützung für den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan einer am Mittwoch veröffentlichten Erhebung des Forsa-Instituts für das Magazin «Stern» immer weiter ab. Demnach gaben 61 Prozent der Befragten an, die deutschen Soldaten sollten sich aus dem Land zurückziehen. Nur noch ein Drittel der Deutschen (33 Prozent) sei der Ansicht, die Truppen sollten vor Ort bleiben. Demnach ist die Unterstützung der Deutschen für den Einsatz auf einen Tiefstand gesunken. Im März 2002 hatten sich noch 62 Prozent für das Engagement am Hindukusch ausgesprochen.

Der Bundestag stimmt am Donnerstag über die Beteiligung der Bundeswehr am geplanten Einsatz von AWACS-Aufklärungsflugzeugen in Afghanistan ab. Bis zu 300 Soldaten sollen nach dem Willen der Bundesregierung an der Überwachung des afghanischen Luftraums mitwirken. (afp)