Helmand. Die US-Armee startete am Donnerstag die Offensive "Chandschar" (Schwertstreich) im Süden Afghanistans. Währenddessen haben sich die Taliban zu der Entführung eines US-Soldaten bekannt. Der Soldat wurde seit Dienstag vermisst.
Mit einem massiven Luftlande-Einsatz in der südafghanischen Provinz Helmand hat die US-Armee das Herzland der radikalislamischen Taliban ins Visier genommen. Rund 4000 Marineinfanteristen starteten am Donnerstag im Morgengrauen die Offensive «Chandschar» (Schwertstreich) und stießen zunächst nur auf wenig Gegenwehr. Im Osten Afghanistans entführten die Taliban nach eigenen Angaben einen US-Soldaten.
Die mit Hubschraubern eingeflogenen Soldaten drangen im Morgengrauen den Angaben zufolge entlang der Schlucht des Helmand-Flusses in Gebiete vor, die ausländische Truppen seit dem Sturz der Taliban 2001 nicht dauerhaft unter ihre Kontrolle bringen konnten. Der Einsatz unterscheide sich von vorherigen Offensiven durch das Tempo des Vormarsches und die massive Truppenstärke, sagte US-Brigadegeneral Larry Nicholson. Die Provinz Helmand werde einen tiefgreifenden Wandel erleben. «Wir gehen dorthin und wir werden dort bleiben.»
Ruhe vor der Präsidentschaftswahl im August
Mit dem Einsatz, an dem auch 650 einheimische Polizisten und Soldaten beteiligt sind, will das US-Militär die Unruheprovinz vor den afghanischen Präsidentschaftswahlen am 20. August stabilisieren und das Vertrauen der Bevölkerung in die Regierung in Kabul zurückzugewinnen. Der Kommandeur der afghanischen Truppen, General Schair Mohammad Sasai sagte, die Offensive werde Sicherheit herstellen, «damit die Leute ohne Angst wählen gehen können».
Die erste Phase der Offensive soll nach US-Angaben 36 Stunden dauern. In den ersten Stunden stießen die Einheiten nur auf geringe Gegenwehr. «Es gab sporadischen und schwachen Widerstand mit leichten Feuerwaffen», sagte Armeesprecher Leutnant Abe Sipe. Die Aufständische zögen sich schnell zurück.
Die Offensive spiegelt die neue Afghanistan-Strategie von US-Präsident Barack Obama wider. «Chandschar» ist die größte Militäreinsatz seit Obamas Entscheidung, 21.000 zusätzliche US-Soldaten an den Hindukusch zu verlegen.
Auch drei afghanische Sicherheitskräfte wurden verschleppt
Unterdessen bekannten sich die radikalislamischen Taliban zur Entführung eines US-Soldaten in der ostafghanischen Provinz Paktika. Ein Kommandeur der als besonders fundamentalistisch bekannten Hakkani-Gruppe sagte am Donnerstag, seine Leute hätten den Mann in ihrer Gewalt. Außerdem seien drei afghanische Sicherheitskräfte verschleppt worden.
Die US-Armee hatte zuvor mitgeteilt, der Soldat werde seit Dienstag vermisst. Es werde alles getan, um ihn zu finden und gesund zurückzubringen, sagte eine Armeesprecherin. Zum Ort der Entführung machte sie keine Angaben. Es ist die erste Mal seit Jahren, dass ein US-Soldaten in einem Kriegsgebiet verschleppt wird. (afp)