Seoul. Der frühere US-Präsident Bill Clinton ist am Dienstag überraschend nach Nordkorea gereist. Dem Vernehmen nach will sich Clinton für die Freilassung der beiden inhaftierten US-Journalistinnen Laura Ling und Euna Lee einsetzen.

Spekuliert wurde über ein Treffen mit dem nordkoreanischen Staatschef Kim Jong Il. Während Clintons Präsidentschaft war das Verhältnis zwischen den USA und dem kommunistischen Regime in Pjöngjang vergleichsweise entspannt.

Der nordkoreanische Chefunterhändler für Atomfragen, Kim Kye Gwan, sowie ein ranghoher Vertreter des Parlaments begrüßten Clinton per Handschlag auf dem Flughafen von Pjöngjang, wie Aufnahmen der Fernsehnachrichtenagentur APTN zeigten.

Zwölf Jahre Arbeitslager für die US-Journalistinnen

Bill Clinton bei seiner Ankunft in Nordkorea. Foto: ap
Bill Clinton bei seiner Ankunft in Nordkorea. Foto: ap © AP

Washington dringt seit Monaten auf die Freilassung von Ling und Lee. Die beiden Journalistinnen waren im März im Grenzgebiet zu China festgenommen und im Juni zu zwölf Jahren Arbeitslager verurteilt worden, unter anderem wegen illegaler Einreise. Ling und Lee waren für Current TV im Einsatz, ein Fernsehangebot, das vom ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore mitgegründet wurde.

Die USA und Nordkorea unterhalten keine diplomatischen Beziehungen. Im Bemühen um die Freilassung der beiden Journalistinnen war Expräsident Clinton immer wieder als möglicher Unterhändler im Gespräch, ebenso wie sein ehemaliger Vizepräsident Gore.

Verhältnis zwischen Nordkorea und den USA ist gespannt

Nach dem Amtsantritt von US-Präsident Barack Obama hat Nordkorea verstärkt sein Interesse an direkten Verhandlungen mit den USA bekundet. Das Verhältnis wurde aber durch die jüngsten Atom- und Raketentests belastet.

Clintons Frau, US-Außenministerin Hillary Clinton, verglich das Regime in Pjöngjang unlängst mit einem kleinen Kind, das auf sich aufmerksam machen wolle. Daraufhin erklärte das nordkoreanische Außenministerium, die Ministerin sei eine «komische Dame», die die elementaren Etikette der internationalen Gemeinschaft nicht kenne. Manchmal wirke sie wie ein kleines Schuldmädchen. (ap)