Essen. Mit Vehemenz kämpft Bettina Wulff gegen die Rotlicht-Gerüchte. Jetzt veröffentlicht sei ein Buch mit dem Titel „Jenseits des Protokolls“. Derweil kämpft Christian Wulff um sein Comeback - etwa bei den Vereinten Nationen oder in Europa. Ein Kommentar zu dem Drama der Wulffs.
Bettina Wulff kämpft um mehr als ihren Ruf. Sie arbeitet an ihrem Abschied aus dem alten Leben. Sie hat ein neues, auch materiell unabhängiges Leben begonnen. Sie lässt, kein unwichtiges Detail, die Öffentlichkeit an ihrer Neuerfindung teilhaben. Sie eröffnete eine Kommunikationsfirma und vermarktete eine Gesundheitsfirma bei den Paralympics in London. Dabei führte sie Minister herum. Deshalb hat sie ein Buch geschrieben, das „Jenseits des Protokolls“ heißt und jetzt erscheint. Darum geht sie gegen Blogger, Journalisten und Zeitungen vor, die Rotlichtgerüchte über ihre Vergangenheit verbreiteten (die WAZ gehörte nicht dazu).
Günther Jauch hatte über einen entsprechenden Zeitungsartikel geredet. Er unterzeichnete, wie andere auch, eine Unterlassungserklärung. Hätte er dies nicht getan, Frau Wulff hätte ihn verklagen können. Man muss allerdings jenen, die, weniger konkret berichteten als vage andeuteten, zu Gute halten, dass Bettina Wulffs eigener Mann, und zwar als Noch-Bundespräsident, die Neugier der Öffentlichkeit zu Lasten seiner Frau erheblich anfachte. In der ARD klagte er darüber, was im Internet „da über meine Frau alles verbreitet wird an Fantasien“. Weshalb sagte er das – zu einem Zeitpunkt, als sie sich nicht wehren konnte, um ihren Mann nicht zu belasten?
Digitale Gerüchte haben reale, wenn auch übel wollende Quellen
Es wäre sehr einfach, dem Internet die Schuld zuzuweisen. Wahr ist, dass sich digital ein Gerücht schneller verbreitet als ein analog geflüstertes. Wahr ist auch, dass das Internet eine Plattform für anonym verbreitete Scheußlichkeiten ist. Naiv oder geschichtslos ist aber die Annahme, derlei komme im richtigen Leben nicht vor. Digitale Gerüchte haben reale, wenn auch übel wollende Quellen, im Fall Wulffs etwa in der niedersächsischen CDU.
Drama um Christian WulffDas Magazin Focus schreibt, Christian Wulff wünsche sich ein Comeback, bei den Vereinten Nationen oder in Europa, während er versuche, „im Gespräch mit dem Berliner Prälaten Karl Jüsten und einem Psycho-Coach seinen Absturz und die dadurch entstandenen Belastungen für seine Ehe aufzuarbeiten“. Das sind keine Gerüchte, sondern Tatsachenbehauptungen. Das Drama der Wulffs geht weiter.