Ob Bettina Wulff sich mit ihrem Vorgehen gegen mehrere Medien und gegen Google einen Gefallen tut, ist fraglich: Nun erfahren auch Menschen, die ihre Nachrichten nicht aus dem Netz beziehen, von den Gerüchten über ihre angebliche Rotlicht-Vergangenheit. Aber sie tut uns allen einen Gefallen. Sie erzwingt eine Debatte darüber, wie die Gesellschaft und wie insbesondere die Medien mit übler Nachrede im Internet-Zeitalter umgehen sollen.

Anscheinend haben sogenannte Parteifreunde Christian Wulffs das Ganze aufgebracht. Das hat es immer schon gegeben. Journalisten werden sogenannte Skandalinformationen zugeraunt. Die recherchieren, finden Belege und veröffentlichen - oder finden keine und vergessen das Thema. So war es früher. Da verließ der fiese Klatsch die Insider-Kreise nicht. Aber inzwischen verbreiten Blogs und Foren im Internet Gerüchte so schnell und so weit, dass man sich irgendwann in einigen Traditionsmedien fragt, ob man das noch ignorieren kann.

Journalistische Ethik verlangt genau das: Keinesfalls dürfen Gerüchte weitergegeben werden, für die jeder Beleg fehlt. Aber es gibt einen Ausweg: Man berichtet darüber, dass es Berichte gibt. Man macht Andeutungen. Man würde gerne richtig im Schmutz wühlen, aber traut sich nicht. Man entrüstet sich über Verleumder, um heimlich teilzuhaben an deren Geschäft. Verdruckst, verklemmt und verlogen. Im Medienjargon nennt man das kernern. Wenn Bettina Wulff dazu beiträgt, dieses schmierige Verhalten zu ächten, hat sie etwas geleistet.

Aussichtslos ist dagegen der Kampf gegen Google. Wer Jogi eingibt, bekommt Löw und schwul angeboten. Das sagt nichts über Löw aus, nur über die Sucher.