Witten. Wolfgang Preusche ist stolze 105. Der älteste Wittener ist noch erstaunlich fit. Der einstige Buchhalter verrät einen besonderen Wunsch.
- Mit 105 Jahren ist Wolfgang Preusche der älteste Wittener.
- Trotz seine biblischen Alters nimmt er noch an geselligen Aktivitäten im Seniorenheim Lutherhaus teil.
- Er war früher überall mit dem Wohnwagen unterwegs.
Wittens ältester Mann hat am Freitag (7. Februar) seinen 105. Geburtstag gefeiert. Doch das Besondere an Wolfgang Preusche ist etwas ganz anderes. Eine Begegnung.
Das Lutherhaus in Bommern am Donnerstagmittag. Ein Mitarbeiter der Diakonie empfängt uns. Als er erfährt, dass wir das Zimmer von Wolfgang Preusche suchen, geht ein Strahlen über sein Gesicht.
Der Jubilar nehme selbst in seinem biblischen Alters noch an geselligen Aktivitäten im Wohnbereich 1 teil, teilt uns der Heimangestellte mit. Preusche lasse sich gelegentlich sogar noch zu Konzerten in der Stadt fahren. „Wenn er gut drauf ist, kann er auf seinen Rollstuhl verzichten. Dann geht er am Rollator.“
Wittener Jubilar bewegt sich am Rollator erstaunlich leichtfüßig
Wolfgang Preusche ist gut drauf. Mit erstaunlich flinken Bewegungen steht er am Rollator, stellt sich fürs Foto in den Türrahmen seines Zimmers, geht gerade leichtfüßig über den Flur. Unser Gespräch findet an einem Tisch im Gemeinschaftsbereich statt.
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Der gebürtige Schlesier ist nicht nur körperlich bemerkenswert gut in Form. Er ist auch noch schnell im Kopf. Preusche hat seine Erinnerungen gut sortiert. Er antwortet klar und deutlich, spricht geradezu druckreif. Gelernt hat er bei der Sparkasse. Er kann‘s mit Zahlen, aber eben auch mit der Sprache. Vor Jahren hat er seine Lebenserinnerungen aufgeschrieben. Es waren nicht nur schöne.
Der Jubilar wuchs in den krisengeschüttelten Zwanziger Jahren in ärmlichen Verhältnissen auf. Er konnte als Kind schlecht sehen, was ihm Schwierigkeiten in der Schule bereitete. Erst als er eine brauchbare Brille bekam, ließen sich die Lernrückstände aufholen. Dann kam der Zweite Weltkrieg.
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26 Wittener sind 100 oder älter
Wolfgang Preusche, der am Freitag, 7. Februar, 105 Jahre alt wird, ist Wittens ältester Mann. In der Altersstatistik liegt er damit auf Platz 2 - hinter einer Frau, die mit 106 Jahren der älteste Mensch in Witten ist. Beide leben im Lutherhaus in Bommern. Insgesamt zählt die Stadt 26 Personen, die 100 Jahre alt oder älter sind: drei Männer und 23 Frauen. In Witten lebte zeitweilig sogar der älteste Deutsche. Robert Meier starb Ende 2007 im Alter von 109 Jahren.
Wolfgang Preusche musste fliehen, wie so viele Menschen in Deutschlands ehemaligen Ostgebieten. Im Westen waren Flüchtlinge wie er zunächst oftmals nicht willkommen. Aus dem Banker wurde ein Buchhalter. Sein beruflicher Weg führte ins Sauerland und in den Hunsrück. Ins Ruhrgebiet kam der langjährige Sozialdemokrat und Gewerkschafter erst 1961.
Sein berufliches Glück fand Preusche erst, als er in einem Essener Architekturbüro anfing. Die Chemie zwischen Chef und Mitarbeiter stimmte von Anfang an. Neben den beruflich interessanten Herausforderungen war es die Familie, die ihm wichtig war. Er wusste den moralischen Rückhalt seiner verstorbenen Frau zu schätzen – und die Unterstützung seiner Kinder. Als seine Frau starb, stürzte er in ein sprichwörtliches Loch. „Ich habe immer wieder Phasen, in denen ich unglücklich bin“, gesteht der Wittener unumwunden. Doch er hat sich stets berappelt: „Ich staune über mich selbst.“
Bleibt die Frage aller Fragen an den Mann mit den blassblauen Augen und dem immer noch vollen weißen Haar: Wie, bitteschön, wird man so alt?
„Ich kann das nur auf meine Lebensweise beziehen“, sagt Wolfgang Preusche. „Ich war immer wieder positiv, immer aktiv, immer an der Luft.“ Der Senior war Zeit seines Lebens ein Bewegungstalent. Obendrein war er in vieler Hinsicht beweglich. Wolfgang Preusche liebte das Campingleben. Als er sich’s leisten konnte, bereiste er „die ganze Gegend“ mit dem Wohnwagen.
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Gesunde Lebensweisen bedeutete für den ehemaligen Chorsänger auch, bei Speis‘ und Trank Maß zu halten: „Wenn ich mal zu viel gesessen oder zu viel getrunken hatte, habe ich das später immer ausgeglichen.“ An seinem Geburtstag gönnt sich der Jubilar aber etwas. Er freut sich auf einen Restaurantbesuch mit seinen Kindern. Nachmittags lässt er sich von seinem Freundeskreis im Lutherhaus feiern. Hat ein 105-Jähriger noch Wünsche?
Preusche antwortet prompt. „Ich wünsche mir jemanden, der mit mir Schach spielt.“ Interessanten sollten gewarnt sein. Ihr Gegenspieler ist zwar uralt. Aber noch lange nicht (schach-) matt.
Kontakt: 02302-956203-0.
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