Witten. Sparbuch war gestern. Die beiden großen Geldinstitute in Witten raten zu Geldanlagen, die mehr bringen. Auch junge Leute können profitieren.
- Das Sparbuch mit dreimonatiger Kündigungsfrist gilt als Auslaufmodell.
- Sparkasse und Volksbank in Witten bieten attraktivere Geldanlagen.
- Beide Banken empfehlen ihrer Kundschaft individuelle Beratungsgespräche.
Die Sparkasse Witten sowie die Volksbank Bochum-Witten haben sich vom guten, alten Sparbuch verabschiedet. Die Anlageform – ein Sparkonto mit dreimonatiger Kündigungsfrist – gibt es weiterhin, allerdings in digitaler Form. Das teilten die Unternehmenssprecher Klaus-Peter Nehm von der Sparkasse und Thomas-Josef Schröter auf Anfrage im Vorfeld des Weltspartags am 30. Oktober mit.
Mit Sparprodukten meint die Sparkasse Sparkonten mit dreimonatiger Kündigungsfrist sowie Sparkassenbriefe und Kündigungsgelder. Sparkassensprecher Nehm: „Zu neu angelegten Sparkonten wird eine ,Sparcard‘ ausgegeben - oder diese Funktion wird auf eine bereits beim Kontoinhaber vorhandene Sparkassen-Card aufgeschaltet.“ Die Dokumentation der Buchungen erfolge via elektronischem Kontoauszug.
Telefonbanking
Der Weltspartag wird in diesem Jahr 100. Wie haben Wittener früher ihre privaten Geldgeschäfte geregelt? Werner Möller (Jahrgang 1935) erinnert sich.
Vor seiner Hochzeit hatte der heutige Bewohner des AWO-Altenheims Annen ein Sparbuch bei der Sparkasse Witten. Mit der Eheschließung am 28. Juni 1963 änderte sich das. Das junge Paar lebte damals in Schwerte. „Meine Frau hat mich damals beredet, dort ein Konto bei der Deutschen Bank einrichten zu lassen.“ Auf dem Sparbuch seien „nur ein paar Mark“ gewesen. Das Konto sei aufgelöst, der Betrag der Deutschen Bank überwiesen worden. „Ein Sparbuch gab es dann nicht mehr.“ Die Möllers hatten erst eine Eigentumswohnung erworben und später in Herdecke ein Haus gebaut. Die Finanzierung lief über die Landesbausparkasse in Münster. Und heute?
„Ich habe kein Sparbuch mehr und überweise von hier jetzt telefonisch“, sagt der Pensionär. „Die Überweisungen der Sparkasse erfolgen dann immer mit Verzögerung - einen Tag später.“
Sparformen nur noch digital
Ähnlich Volksbank-Sprecher Schröter: „Die klassischen Sparbücher haben wir schon vor vielen Jahren abgeschafft.“ Als Alternative bietet die Volksbank, wie die Sparkasse, digitalisierte Sparformen an. „Aktuell nutzen über 16.000 Kunden ein oder mehrere Sparkonten in unserem Haus“, setzt Schröter hinzu. Bei der Sparkasse gibt es 77.000 Konten.
Seit der Abkehr von der Null-Zins-Politik der Europäischen Zentralbank hat Sparen wieder an Attraktivität gewonnen. Reichtum beschert die althergebrachte Form der Geldanlage allerdings nicht. Sparkassen-Sprecher Nehm: „Die Verzinsung der Sparprodukte der Sparkasse Witten reicht bis zu einem Zinssatz von 3,0 Prozent pro Jahr.“ Die Verzinsung sei abhängig von Betragshöhe und Anlagedauer. Nehm rät der Kundschaft, sich vor einer Geldanlage „individuell beraten zu lassen“.
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Schröters Geldinstitut empfiehlt Vergleichbares. Denn der Volksbank-Sprecher und sein Team bewerten Sparkonten mit kurzfristiger Kündigungsmöglichkeit trotz gesunkener Inflationsrate eher als „Notgroschen“. Der Volksbanker argumentiert: „Für einen Vermögensaufbau oder als Vermögensanlage sind Sparkonten, die nahezu nicht verzinst werden, heute nicht mehr das Mittel der Wahl.“ Zu modernem Sparen wie auch zu einer modernen Anlage zählen nach seiner Erfahrung seit Jahren andere Produktlösungen. Ob Festgeldkonto oder Sparbrief, Sparpläne oder Anlagen in Wertpapiere: Für einen gezielten Vermögensaufbau gebe es „viele unterschiedliche Möglichkeiten, die immer auch zum Kunden und seinen Zielen passen müssen“, meint Schröter.
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Hat sich das traditionelle Geldanlage-Event Weltspartag erledigt? Die Sparkasse verneint. Sie hat bereits eine große Marketingaktion vorbereitet. Denn der Weltspartag wird am 30. Oktober 100 Jahre alt. „Diesen Anlass haben unsere Auszubildenden aufgenommen – und einen Projekttag zum Thema ,Sparen‘ in der Sparkassenhauptstelle vorbereitet“, teilt Nehm mit. Von 9 bis 16 Uhr gibt es in der Zentrale an der Ruhrstraße Infos und, für die junge Generation der Geldanleger, kostenlose Spardosen.
Sparkasse feiert 100-jähriges Jubiläum des Weltspartags in Zentrale
Die Volksbank indes hat sich von einer großen Aktion zum Weltspartag verabschiedet. Dennoch rechnet das Institut mit Beratungsbedarf. Sprecher Thomas-Josef Schröter hat für Eltern und ihre Kinder einen Tipp: „Gerade bei unseren jüngeren Kunden bieten sich Investmentsparpläne an. Regelmäßige Einzahlungen, die schon ab 25 Euro im Monat möglich sind, bieten gerade bei langen Ansparzeiträumen die besten Entwicklungschancen.“ Schröter will aber die Aktivitäten der Volksbank nicht auf einen einzigen Event-Tag verkürzt sehen: „Sparen ist ein wichtiger Baustein, nicht nur am 30. Oktober.“
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