Witten. Ein Gebäude für Kasse, Shop und Gastro statt drei: Das ist der neue Plan für Wittens LWL-Museum. Derweil trauern Fans um eine beliebte Anlage.

  • Die Zeche Nachtigall in Witten-Bommern gönnt sich ein neues Besucherzentrum.
  • Es soll in der Nähe der Nachtigallbrücke entstehen.
  • Der erste Entwurf ist inzwischen Makulatur. Dafür gibt es einen guten Grund.

Die Pläne für das neue Besucherzentrum der Zeche Nachtigall im Wittener Stadtteil Bommern sind über den Haufen geworfen worden. Vorgesehen ist nach jüngstem Stand lediglich ein großes Gebäude auf der in Richtung Bommern gelegenen Seite des Industriemuseums. Der erste Entwurf sah drei eigenständige Gebäudeteile vor. Das sagte Museumsleiter Gerben Bergstra auf Anfrage der Redaktion. Zugleich wirbt er bei Kritikern des Umbaus dafür, dass eine marode Anlage künftig wegfällt.

Museumsträger ist der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). Er will das Besucherzentrum auf der Ostseite des Museums errichten. Der erste Entwurf des Architekturbüros Puppendahl sah drei einzelne Gebäude vor. Inzwischen hat das Team auf Wunsch des LWL einen neuen Plan vorgelegt. Er sieht nur noch ein kompaktes Gebäude vor. Der LWL verspricht sich von der neuen Lösung einen größeren Vorplatz. Zudem erhofft er sich vom neuen Entwurf auch, dass das eigentliche Museum für Besucher besser sichtbar werde.

Bund stellt für den Umbau mehr als 7,4 Millionen zur Verfügung

Der Neubau enthält Kasse, Shop und Gastronomie. Glasfronten sollen dafür sorgen, dass das Museum bei eingeschalteter Beleuchtung bei Dunkelheit gut sichtbar ist. Das Dach soll mit Stauden begrünt werden. Ziel: Die Konzentration auf ein einziges Gebäude vergrößert den Vorplatz mit Abstellanlagen für Fahrräder. Der LWL will den neuen Entwurf der Öffentlichkeit im Einzelnen zu einem späteren Zeitpunkt vorstellen.

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) nutzt die Internationale Gartenausstellung (IGA) im Ruhrtal dazu, die beliebte Zeche Nachtigall zu modernisieren. Sie soll nicht nur von Museumsfans und Schulklassen, sondern auch von Erholungssuchenden und Touristen auf Ruhrtalradweg und Muttentalpfaden profitieren. Für den Umbau stellt der Bund mehr als 7,4 Millionen Euro zur Verfügung.

Damit das Museums besser als bisher erreichbar ist, baut die Stadt Witten am Ruhrdeich gegenüber den Deutschen Edelstahlwerken einen Parkplatz. Vorgesehen sind auch die Erneuerung der Nachtigallbrücke sowie der Bau einer Kohlenniederlage am Ruhrufer in Museumsnähe. Letzteres war früher ein Sammellager für Steinkohle.

Zeche Nachtigall in Witten: Die Kohlenniederlage samt Schiff und Becken soll weg. Die Holzkonstruktion ist marode. Auf der Fläche soll das neue Besucherzentrum entstehen.
Zeche Nachtigall in Witten: Die Kohlenniederlage samt Schiff und Becken soll weg. Die Holzkonstruktion ist marode. Auf der Fläche soll das neue Besucherzentrum entstehen. © Hans Blossey | Hans Blossey

Museumsschiff kommt weg: Das ist der Grund

Die Umbaupläne haben allerdings ihren Preis. Bisher war auf dem Außengelände im Osten der Museumsfläche ein stilisiertes Schiff samt Wasserbecken und Kohlenniederlage untergebracht. Es steht für den Transport des fossilen Brennstoffs vor der Ära von Bahn und Lkw. Die Anlage ist marode. Sie soll dem Besucherzentrum weichen. Lediglich das entstandene Biotop soll an eine andere Stelle auf dem Gelände versetzt werden. Das hat in Teilen der Öffentlichkeit für Kritik gesorgt.

Erinnerungen an die Ruhrschiffahrt in Witten: Ein stilisiertes Schiff erinnert an Kohlentransport anno dunnemals. Die marode Anlage soll dem neuen Besucherzentrum der Zeche Nachtigall weichen.
Erinnerungen an die Ruhrschiffahrt in Witten: Ein stilisiertes Schiff erinnert an Kohlentransport anno dunnemals. Die marode Anlage soll dem neuen Besucherzentrum der Zeche Nachtigall weichen. © LWL | LWL

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„Wir verstehen, dass vielen Menschen in Witten das Schiff sehr am Herzen liegt und sie sich nur schwer davon verabschieden können“, sagte Museumschef Bergstra. Das Besucherzentrum auf der Ostseite des Geländes biete allerdings „eine große Chance“, die nur vergleichbar mit der Eröffnung des Museums im Jahr 2003 sei. Versuche, den Eingang auf dem Ritzgelände zu realisieren, seien „leider gescheitert“.

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Dennoch verspricht Bergstra, das Thema „Ruhrschifffahrt“ im Blick zu behalten. Sie sei „ein unverzichtbarer Bestandteil der Geschichte der Zeche Nachtigall“. Bergstra weiter: „In der zukünftigen Ausstellung werden wir dieses Thema aufgreifen und auf spannende sowie niederschwellige Weise präsentieren.“

App führt durchs Museum und Computerspiel à „Forge of Empire“

Unterdessen hat die Zeche Nachtigall ihr Angebot für das Publikum bereits modernisiert. So gibt es eine Museumsapp, die Führungen per Smartphone ermöglicht. Obendrein bedient die Museumspädagogik mittlerweile auch die Lust von Kindern und Jugendlichen auf Computerspiele. So ließ der LWL ein Spiel entwickeln, bei dem es um Handel, Wettbewerb und vor allem Zusammenarbeit geht. Das Spiel heißt „Rohstoffe, Regionen, Reichtum: Ein unfaires Spiel?“. Vorbilder sind beliebte Games wie „Forge of Empire“. Die Testphase ist abgeschlossen. Das Angebot steht Schulklassen ab sofort zur Verfügung.

Der Baubeginn für das Besucherzentrum lässt indes noch auf sich warten. Nach den Sommerferien sollen der Flächennutzungsplan geändert und die Baugenehmigung erteilt werden. Der erste Spatenstich soll im kommenden Jahr erfolgen.

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