Witten. In Witten gibt es immer mehr Bedürftige. Gute Nachricht: Bald wird bei der Tafel wieder frisch gekocht. Dafür werden Helfer gesucht. Interesse?
- In Witten grassiert die Armut - vor allem bei Älteren.
- Gute Nachricht: Die Tafel erhält genügend Spenden.
- Die Einrichtung sucht aus gutem Grund Ehrenamtler für die Küche.
Bundesweit sind die Tafeln am Limit, denn die Zahl der Bedürftigen steigt, während die Spendenbereitschaft abnimmt. In Witten ist das etwas anders: „Entgegen dem deutschlandweiten Trend können wir uns glücklich schätzen, dass das Spendenaufkommen gleich geblieben ist“, sagt der stellvertretende Tafel-Leiter Dominik Paulus. Allerdings: Auch in der Ruhrstadt gebe es mehr Bedürftige, vor allem Altersarmut sei ein großes Problem.
Hatte die Tafel vor etwa einem Jahr noch rund 620 Kundenkarten an bedürftige Menschen, meist Bürgergeldempfänger, ausgegeben, sind es jetzt 700. Tendenz steigend. „Hinter jeder Karte, die auch für ganze Familien gelten, stehen im Schnitt drei Menschen“, sagt Ulrich Wolf vom Vorstand. „Wir versorgen also rund 2100 Personen.“ Ein- bis dreimal pro Woche würden die Betroffenen vorbeischauen. Dabei dürfen sie sich auf zwei Neuerungen einstellen.
Wittener Tafel will wieder frisch kochen
So stellt die Tafel ihre Karten gerade auf ein digitales Kundenverarbeitungsprogramm um, das unkomplizierter im Umgang sein soll und mehr Daten speichere - „damit wir gerechter verteilen können“, so Vize-Chef Paulus. Zum Beispiel können dort die Geburtsdaten der Kinder aufgenommen werden. „Dann wissen wir, wann das Kind eingeschult wird und können vielleicht mit einem Ranzen helfen.“

Außerdem wollen sie bei der Tafel an der Herbeder Straße 22 wieder frisch kochen. Mit Beginn der Pandemie hatte das Team das Mittagessen zunächst komplett einstellen müssen und dann ab Februar 2021 an drei Tagen pro Woche nur Fertiggerichte ausgegeben. 13 unterschiedliche Mahlzeiten, die nur in Mikrowelle oder Wasserbad erhitzt werden mussten, sowie neun Suppen standen zur Auswahl. Unterstützer der Tafel hatten nur für diesen Zweck das nötige Geld gespendet.
Lesen Sie auch
- Nach Albtraum im Bus: Wittener erleidet Nervenzusammenbruch
- Ungeliebter Posten? Ein neuer Wittener Schulleiter erzählt
- Rekord-Grundsteuer: Das sind die Auswirkungen für Witten
„Doch irgendwann hängen einem Rotkohl und Rostbratwürstchen aus der Packung sicher zum Hals raus“, schmunzelt Ulrich Wolf. Der eigentliche Grund für ein Mittagessen vor Ort sei allerdings der soziale Aspekt. „Die Leute wollen sich treffen und unterhalten. Das kennen wir ja auch vom Frühstück.“ 45 bis 50 stehen morgens auf der Matte, ebenso viele haben Interesse am Mittagessen.
Das soll es zunächst trotzdem weiterhin nur an drei Tagen pro Woche geben: montags, mittwochs und freitags. Am 1. April wolle man starten - wenn sich bis dahin Ehrenamtliche oder Mini-Jobber gefunden haben, die für die Bedürftigen kochen wollen. Denn Hobby-Köche sucht die Tafel gerade ganz dringend. „Die müssen schon innovativ sein und Fantasie haben“, betont Wolf. Denn sie müssen aus jenen Lebensmitteln spontan was zaubern, die die Tafel-Fahrer morgens aus den Geschäften abgeholt haben.
Wittener Tafel sucht Köche
22 Läden in Witten steuern sie an - von Alnatura bis Penny. 300 bis 400 Kisten kommen pro Woche zusammen. Das reiche nach wie vor, um die steigende Zahl der Bedürftigen zu versorgen. Wobei übrigens die App „Too good to go“, mit der Kunden Obst, Gemüse oder Backwaren zu günstigen Preisen vor dem Wegwerfen retten können, keinerlei Auswirkung auf die Arbeit der Tafel hat.
„Darüber werden vor allem angebrochene Lebensmittel verkauft. Und wir dürfen ohnehin nur original verpackte Ware annehmen“, erklärt Dominik Paulus. Sogar selbstgemachte Marmeladen, die manche Bürger vorbeibringen, seien tabu. „Das bricht uns das Herz.“ Trotzdem sind Spenden grundsätzlich willkommen, auch wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum vielleicht gerade abgelaufen ist. Konserven oder Joghurt seien dann ja durchaus noch genießbar.
Wer dreimal pro Woche rund drei Stunden Zeit hat, als Koch oder Köchin für die Tafel tätig zu sein, kann sich melden unter 02302-421250 oder info@wittenertafel.de.
Weitere Nachrichten aus Witten lesen Sie hier.