Witten. Eine Familie aus Witten hat bei einem Hausbrand ihr Dach über dem Kopf verloren. Ihre Zuversicht lassen sie sich dennoch nicht nehmen.

  • Bei einem Brand in der Rauhen Egge im Wittener Hammertal ist das Haus der Familie Panniger zerstört worden.
  • Die Wohnung ist unbewohnbar, dennoch wollen sie ihre Zuversicht nicht verlieren.
  • Kraft geben vor allem Freunde und Nachbarn, die auch eine Spendenaktion ins Leben gerufen haben.

In der einen Sekunde spielen die Kinder friedlich im Wohnzimmer, während Oma Doris Panniger die Weihnachtsdeko einpackt. Minuten später brennt das Haus lichterloh, und 50 Feuerwehrleute kämpfen gegen die Flammen. Ein schwerer Dachstuhlbrand hat vor einigen Tagen in Witten das Zuhause von sechs Personen zerstört. Jetzt öffnet die Familie ihre Türen, spricht über ihre Gefühle und zeigt, wie es in den zerstörten Wohnungen aussieht.

Erster Stopp: die offene Wohnküche in der Dachgeschosswohnung. Die Spuren der Verwüstung sind noch gut sichtbar. Der Blick wandert zur Decke – und weiter in den kleinen Dachboden darüber. Genau hier hatte das Feuer getobt und ein Loch durch den Zwischenboden gebrannt. Um das Feuerloch herum sind die zerstörten Holzlatten und Trägerbalken pechschwarz verkokelt. Direkt darunter steht der Kamin, den die Familie als Auslöser verdächtigt, wenngleich offiziell ein Kabel in der Nähe den Brand ausgelöst haben soll.

Hausbrand: Wittenerin wird Geruch von Ruß nicht mehr los

Der Geruch von Ruß sticht sofort in die Nase. „Ich finde das extrem und habe den Geruch nur noch in der Nase. Den werde ich nicht los“, sagt Doris Panniger, die hier mit ihrem Mann wohnte. Der Raum ist inzwischen – rund zehn Tage später – entkernt. Der Boden, die Dämmung und alles, was hier mal drin war, ist raus. Lediglich ein Sofa und riesige weiße Säcke mit dem Dämmmaterial stehen noch hier. 

Im Haus von Familie Panniger hat es gebrannt.
Lutz, Doris, Nils und Daniela Panninger (v.l). verlieren trotz der Katastrophe ihre Zuversicht nicht. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Doris Panniger holt ihr Handy hervor und zeigt Bilder der Wohnküche vor dem Brand. Darauf zu sehen: ein gedeckter Tisch mit Weihnachtsdeko, nur wenige Tage alt. Und ein alter, massiver Eichenschrank. „Wir versuchen, ihn zu retten. Es kann nicht sein, dass er zwei Weltkriege übersteht und dann einem Feuer zum Opfer fällt“, bedauert sie.

Der Großteil im Haus fiel den Flammen zum Opfer

Fast alles fiel den Flammen zum Opfer: der Plattenspieler, die Einbauküche, auf die sie so stolz war, oder das Bücherregal. „Überlebt hat fast gar nichts“, sagt Doris. Nur die Erinnerungen sind geblieben. Vor allem die an die Minuten vor dem Brand: Ihre Enkel spielten genau hier, kurz bevor das Unglück seinen Lauf nahm.

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Sie selbst hatte an diesem Sonntagmorgen die Weihnachtsdeko auf den Dachboden gebracht. Sie ging auf den Dachboden, um Kisten anzunehmen. Als sie das erste Mal oben war, bemerkte sie einen Geruch. „Es roch anders als sonst, aber ich dachte mir nichts dabei“, erzählt sie. Beim letzten Gang wurde sie stutzig und schaute um die Ecke. Da sah sie einen feinen Rauch.

Neben dem Feuer zerstörte auch Löschwasser die Wohnung

Danach ging alles rasend schnell. Alle sind raus, die Feuerwehr kam. Der Brand konnte zwar gestoppt werden, aber das Löschwasser zerstörte auch die Wohnung darunter. Die Lampe unten im Bad ähnelte einem Springbrunnen. Dort wohnt Schwiegertochter Daniela und Sohn Nils mit den beiden Kindern.

Mit Daniela geht es nun eine Etage tiefer. Auch hier sieht es wie ein Rohbau aus. Möbel, Bodenbeläge – alles ist weg. Sie geht ins ehemalige Kinderzimmer ihrer Tochter. Es ist nur noch an der Wandgestaltung zu erahnen, dass hier vor einigen Tagen noch ein Kinderparadies war. Die Wand ist in Lila mit Glitzer gestrichen. Es war einst ihre Traumwohnung. Erst vor sechs Jahren haben sie sie liebevoll eingerichtet und renoviert.

Im Haus von Familie Panniger hat es gebrannt.
Im Wohnzimmer wird derzeit gearbeitet. Bewohnbar ist es nicht mehr. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Als Daniela draußen vor dem brennenden Haus stand, war sie entspannt, sagt sie. Schließlich kannte sie so eine Situation vom Brand genau gegenüber vor knapp über einem Jahr. Damals hatten sie als Vorsichtsmaßnahme extra ihre eigene Versicherung aufgestockt.

Familie hat neue Wohnungen bezogen - Spendenaktion bringt viel ein

Unmittelbar während des Brandes hatten die Betroffenen überraschend locker reagiert. „Wir haben mehr gelacht als geweint“, sagt Daniela. Die Hilfe aus der Nachbarschaft war groß. So hat Roland Kern und auch andere Freunde direkt eine Spendenaktion ins Leben gerufen. Knapp 19.500 Euro sind dort bislang zusammen gekommen.

Die Familie hat inzwischen zwei neue Wohnungen bezogen. Doch der Schmerz bleibt. „Ich versuche zu verdrängen, dass wir die Gemütlichkeit überhaupt nicht mehr haben“, sagt Doris. Daniela bedauert es vor allem für ihre Kinder. Die Tochter und der Sohn müssen sich – anders als zuvor – jetzt ein Zimmer teilen. 

Viel Kraft geben ihnen gerade Freunde und Bekannte, die aufopferungsvoll helfen und sie unterstützen. Großen Dank möchte die Familie deswegen explizit an alle loswerden, die ihnen helfen, bald wieder ein halbwegs normales Leben zu führen. Die untere Wohnung, hofft die Familie, soll Ende des Jahres wieder bezugsfertig sein. Bei der oberen wird es noch deutlich länger dauern.

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