Witten. Eine Ex-Reitschülerin schildert vor Gericht sexuelle Übergriffe durch einen Reitlehrer aus Witten. Teils habe sie sich gefühlt „wie betäubt“.
Im Vergewaltigungs-Prozess gegen einen Reitlehrer (64) aus Witten ist der Angeklagte von einer ehemaligen Reitschülerin massiv belastet worden. Die heutige Studentin (24) erinnerte sich an mehrere Sex-Übergriffe auf dem Wittener Reiterhof: „Das Gefühl seiner Finger auf meiner Haut habe ich noch heute sehr in meinem Kopf.“
Die Anklageschrift gegen den Reitstallbetreiber listet insgesamt 23 sexuelle Belästigungen und Übergriffe auf zwei mutmaßliche Opfer im Zeitraum von 2017 bis 2024 auf. Sieben davon soll die am Mittwoch, 8. Januar, vernommene Nebenklägerin durchlitten haben.
Zeugin war mit zwölf Jahren das erste Mal auf dem Wittener Reiterhof
Mit etwa zwölf Jahren sei sie erstmals auf dem Reiterhof gewesen, als 17-Jährige habe sie dann mehr und mehr Annäherungen und Zudringlichkeiten des Reitlehrers gespürt, erinnerte sich die Zeugin. „Er stand auf einmal da und kam immer näher. ‚Lass mich doch mal fühlen, nur ganz kurz‘, hat er dann immer gesagt.“
Währenddessen habe der Angeklagte sie stets mit einer Hand festgehalten und mit der anderen versucht, unter ihr Shirt, später auch in die Hose zu greifen. „Das erste Mal hat sich für mich angefühlt wie Stunden“, so die Zeugin.
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In der Folgezeit habe sie sich bei weiteren, ganz ähnlichen Übergriffen wie betäubt gefühlt. „Ich war dann wie in einer Schockstarre.“ Nicht nur einmal habe sie versucht, sich durch Bewegungen aus der Umklammerung zu winden, sei aber an den „starken Händen“ des heute 64-Jährigen gescheitert. Einmal habe der Angeklagte ihr vor einem Grabsch-Übergriff erklärt: „Ich will doch nur mal spüren, wie sich dein junger Körper anfühlt. Ich habe auch extra meine Hände gewärmt.“
Angeklagter bestreitet Vorwürfe
Trotz der abendlichen Sex-Übergriffe und Avancen, so die Zeugin, sei sie für eine ganz lange Zeit auch am nächsten Tag wieder in den Reitstall zurückgekehrt. „Es gab ja ganz klar die Ansage, dass er etwas zurückhaben muss für das Turnierreiten. Und das war halt alles für mich“, beschrieb die Zeugin ihren Zwiespalt. „Ich hatte das Gefühl, ohne ihn bin ich nichts.“ Das Verhalten des Reitlehrers während der mutmaßlichen Übergriffe auf sie beschrieb die Zeugin als „zappelig, unbeholfen, zittrig und tattrig“.
Der Angeklagte quittierte die Schilderungen der ehemaligen Reitschülerin teils mit aufgesetzt überrascht wirkender Miene. Der 64-Jährige hatte beim Prozessauftakt sexuelle Übergriffe abgestritten. Allenfalls habe es vereinzelt fürsorgliche oder motivatorische Berührungen gegeben.
Belastet wurde der 64-Jährige obendrein durch Inhalte eines verlesenen Chats der Reitschülerin mit einer Freundin, der sie sich offenbar schon 2018 anvertraut hatte. „Er begrabscht und erpresst dich“, heißt es darin unter anderem. Auch das Wort „Vergewaltiger“ fällt - und auch mehrmals der Vorname des Angeklagten. Der Prozess wird fortgesetzt.
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